Die Verfahren der statischen
Investitionsrechnung (
Kosten–,
Gewinn–,
Rentabilitätsvergleichsrechnung sowie statische
Amortisation) werden aufgrund ihrer Einfachheit gerne eingesetzt. Gemäß einer
Untersuchung von Zischg haben 80 von 232 Unternehmen ausschließlich die
statischen Verfahren verwendet, obwohl sie mit einigen Problemen beladen sind.
Da die Verwendung in der
Praxis kurzfristig nicht geändert werden kann, besteht die Aufgabe dieser Beiträge darin, die Verfahren mit ihren Problemen darzustellen und dann die (wenigen)
Entscheidungssituationen aufzuzeigen, unter denen die statische
Investitionsrechnung verwendet werden darf. Es soll allerdings schon an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die dynamische Investitionsrechnung meistens vorzuziehen ist (vgl. Varnholt/Hoberg/Wilms/Lebefromm, S. 58 ff.).
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Annahmen in der statischen Investitionsrechnung
Allgemeine Annahmen in der Investitionsrechnung
Wie bei allen anderen Verfahren zur Investitionsrechnung auch, beruht die
Ergebnisqualität der statischen Investitionsrechnung entscheidend auf der Qualität der
Planung. (Es gilt die alte Regel: garbage in, garbage out).
Viele Standardaufgaben in der Vorbereitung der
Investitionsbeurteilung laufen somit gleich ab, unabhängig davon, ob später die statischen oder dynamischen Verfahren eingesetzt werden. So müssen die folgenden
Teilschritte immer durchlaufen werden (vgl. hierzu den Leitfaden bei Varnholt/Hoberg/Wilms/Lebefromm, S. 209 ff.):
- Eindeutige Beschreibung der Handlungsmöglichkeit
- Festlegung des Planungszeitraums
- Ableitung der finanziellen Konsequenzen, die durch die Handlungsmöglichkeit verursacht werden
- Ermittlung des Kalkulationszinsfußes
- Intraperiodische Verzinsung (vgl. Varnholt/Hoberg/Wilms/Lebefromm, S. 32 ff.)
Der letzte Schritt e) wird üblicherweise nicht nur in der statischen Analyse überschlagen, was aber
Probleme erzeugen kann. Auf dieser Basis können die unterschiedlichen Verfahren eingesetzt werden.
Spezifische Annahmen der statischen Investitionsrechnung
Zusätzlich zu den allgemeinen Annahmen der Investitionsrechnung gibt es im statischen Ansatz (Kosten–, Gewinn–, Rentabilitätsvergleichsrechnung) einige besondere – teilweise implizite –
Annahmen:
- Mit der statischen Investitionsrechnung fokussiert der Entscheider auf eine einzige Periode, welche als Durchschnittsperiode somit möglichst repräsentativ für alle weiteren Jahre sein sollte. Anders formuliert: Ein typischerweise mehrperiodiger Investitionszeitraum wird auf eine einzige Periode "eingedampft." Nur diese Durchschnittsperiode wird verwendet und geht stellvertretend für alle anderen Perioden in die Ermittlung der Vorteilhaftigkeit der Handlungsmöglichkeit ein.
- Anstelle von Zahlungen wie in der genaueren dynamischen Variante werden nur Umsätze und Kosten betrachtet, was (schwach) damit begründet werden könnte, dass ja nur eine Periode analysiert wird. Statt Zeitpunktgrößen – z. B. 1000 € am 1.1.25 – werden Periodengrößen wie Umsätze und Kosten eines Jahres ermittelt.
- Da die Umsätze und die Kosten nur für die Durchschnittsperiode gelten, lautet die Einheit (teilweise auch Dimension genannt) € oder abgekürzt €/DP.
- Implizit wird über die Durchschnittsbildung angenommen, dass innerhalb der repräsentativen Periode die Größen zur Periodenmitte anfallen. Also bedeutet €/DP noch genauer: Euro in der Mitte der Durchschnittsperiode.
- Zahlungen werden bei den Einzahlungen überhaupt nicht berücksichtigt und bei den Auszahlungen nur zweimal, nämlich für die Anschaffungsauszahlung am Beginn und den Restverkaufserlös am Ende der Laufzeit
- Es gilt, wie in der dynamischen Rechnung, die implizite Annahme, dass die Anschaffungsauszahlung bereits den Abzug aller Rabatte enthält sowie einen Aufschlag für die Nebenkosten.
- Implizite Annahme, dass die Anschaffungsauszahlung und die Restwerte genau am Anfang (in t=0) bzw. am Ende (in t=tn) anfallen.
- Mehrere Anfangsauszahlungen sind nicht möglich.
- Abschreibung ist rein zeitabhängig (kann aber mit einer Erweiterung abgebildet werden)
- Es gibt keine Finanzierungsrestriktionen
Die obigen Annahmen gelten nicht für die
statische Amortisationsrechnung, die aber ganz andere Zielsetzungen aufweist. Eine Annahme sei näher betrachtet. Es geht um die auf den ersten Blick überraschende Frage, wann denn die Kosten und
Erlöse innerhalb einer Periode anfallen kommen (vgl. näher Hoberg (2004), S. 271 ff.).
Kosten und
Leistungen entstehen üblicherweise während des ganzen Jahres (Periode). Also liegt der Durchschnitt des Anfalls häufig in der Mitte der Periode. Dies gilt aber nicht für alle
Kostenarten, so dass sie streng genommen nicht verrechnet werden dürften. Hier sind Korrekturen notwendig.
Nach dieser Darstellung der Grundlagen werden in den nächsten Beiträgen die konkreten
Verfahren vorgestellt und auf ihre Eignung hin überprüft:
Literaturverzeichnis
-
Varnholt, N., Hoberg, P., Gerhards, R., Wilms, S., Lebefromm, U.: Operatives Controlling und Kostenrechnung – Betriebswirtschaftliche Grundlagen und Anwendung mit SAP S4/HANA, 3. Auflage, Berlin/Boston 2020.
-
Hoberg, P. (2004): Wertorientierung: Kapitalkosten im internen Rechnungswesen - Die Einführung von Bezugszeitpunkten in die Kosten- und Leistungsrechnung, in: ZfCM, 48. Jg., 4/2004, S. 271-279.
Lesen Sie weiter: Die Kostenvergleichsrechnung - ein statisches Investitionsrechnungsverfahren >>
letzte Änderung P.D.P.H.
am 15.09.2023
Autor:
Prof. Dr. Peter Hoberg
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Autor:in
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Herr Prof. Dr. Peter Hoberg
Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Worms. Seine Lehrschwerpunkte sind Kosten- und Leistungsrechnung, Investitionsrechnung, Entscheidungstheorie, Produktions- und Kostentheorie und Controlling. Prof. Hoberg schreibt auf Controlling-Portal.de regelmäßig Fachartikel, vor allem zu Kosten- und Leistungsrechnung sowie zu Investitionsrechnung.
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