Auf Basis der vorhergehenden Beiträge Grundlagen der
statischen Investitionsrechnung,
Kostenvergleichsrechnung und
Gewinnvergleichsrechnung soll nun die
statische Rentabilitätsvergleichsrechnung, auch Renditevergleichsrechnung genannt, dargestellt und kritisiert werden. Dazu sei in Erinnerung gerufen, dass die Gewinnvergleichsrechnung dann nicht eingesetzt werden sollte, wenn das
Investitionskapital knapp ist und somit nicht jede Handlungsmöglichkeit mit positivem
Gewinn realisiert werden kann.
Dann kann die
Renditevergleichsrechnung manchmal helfen. Dazu kommt, dass die Rendite einen guten Ruf genießt, weil sie so schön einfach interpretiert werden kann, indem sie - angeblich - leicht mit einem Zinssatz verglichen werden kann. Es muss allerdings schon an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die
dynamische Investitionsrechnung vorzuziehen ist (vgl. Varnholt/Hoberg/Wilms/Lebefromm, S. 64 ff.). Auf der anderen Seite kann die statische Investitionsrechnung in Sonderfällen akzeptable Ergebnisse liefern, wenn die Anwendungsvoraussetzungen beachtet werden.
Statische Rentabilitätsvergleichsrechnung
Ansatz der Renditerechnungen
Bei Renditerechnungen ist zu unterscheiden, ob es sich um
Umsatz- oder eine
Kapitalrenditen handelt. Umsatzrenditen geben an, wie viel Prozent von einem Euro Umsatz beim Unternehmen als Überschuss verbleibt. Diese Größe ist nur eine Zwischengröße, die z. B. in der Sortimentspolitik eingesetzt werden kann. Aber in ihr sind z. B. die Kapitalkosten nicht enthalten. Auch eine hohe Umsatzrendite garantiert somit nicht, dass die betroffenen Unternehmen schwarze Zahlen schreiben.
Die statische Renditevergleichsrechnung gehört jedoch zu den Kapitalrenditen. Es soll ermittelt werden, mit welchem jährlichen Prozentsatz ein investierter Betrag durchschnittlich wächst. Eine
jährliche Kapitalrendite von 10 % besagt somit, dass ein Anfangsbetrag AB
0 von 1 Mio€
0 innerhalb eines Jahres auf einen Endbetrag EB
1 von 1,100 Mio€
1 wächst.
Die Einheiten sind mit einem
Zeitindex versehen, um die Klarheit zu erhöhen (vgl. hierzu Hoberg (2018), S. 468 ff.). Durch den Zinseszinseffekt sind es nach 2 Jahren bereits 1,210 Mio€
2, nach 3 Jahren 1,331 Mio€
3 und nach 10 Jahren 2,594 Mio€
10.
In der Kapitalrenditerechnung wird nun der Zinssatz gesucht, welcher den durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs des Kapitals angeben soll. Also muss die obige Rechnung umgedreht werden. Aus dem
Anfangsbetrag AB
0 und dem
Endbetrag EB
tn soll die Rendite ermittelt werden. Wenn nach 2 Jahren ein aufgezinsten Endbetrag EB
2 von 1,21 Mio€
2 erwirtschaftet wurde, so ergibt sich bei einer Anfangsinvestition von 1 Mio€
0 die jährliche Rendite von 10% wie folgt:
AB0 × (1+r)2 = EB2
EB2 / AB0 = (1+r)2
1,21 / 1 = (1+r)2
1,1 = (1+r) -> r =0,1 = 10 %
Anmerkung: Durch das Ziehen der zweiten Wurzel entsteht noch eine zweite Lösung mit r
2 = –210 %, was aber betriebswirtschaftlich nicht relevant ist.
Somit ist r = 10 % das Ergebnis der üblichen Renditerechnung. Bei diesem einfachen Beispiel würde auch die
Interne Zinsfußmethode zum gleichen Ergebnis kommen, die ansonsten nicht zu empfehlen ist (vgl. Hoberg (2017), S. 215 ff.). Zudem besteht die Gefahr von Excelfehlern (vgl. Hoberg (2023), S. 1 ff.).
Ansatz der statischen Renditevergleichsrechnung
Die statische Rentabilität wird berechnet, indem der
Gewinn vor Abzug der Zinsen auf das durchschnittlich gebundene Kapital bezogen wird, woraus sich die übliche Formel wie folgt ergibt (vgl. z. B. Götze, S. 67 ff. oder Varnholt/Hoberg/Wilms/Lebefromm, S. 19 ff.):
SR = (UN – Klfd – (A0 – RWtn)/tn) / (A0 + RW)/2
SR: Durchschnittliche statische Rentabilität in der Durchschnittsperiode
Für das Beispiel 1 aus der
Gewinnvergleichsrechnung sei nun die statische Rentabilität ermittelt (siehe auch HM1 in Abb. 1):
SR
|
=
|
(90 – 33 – 20)
|
=
|
37
|
= 30,8 %
|
120
|
120
|
Da die Rendite über dem
Kalkulationszinssatz von 10 % liegt, wäre die Handlungsmöglichkeit positiv, wenn die Daten des betrachteten Szenarios so eintreffen.
Auch für die weiteren
Handlungsmöglichkeiten seien die Beispiele um die Berechnung der Renditen erweitert:
|
|
Einheit
|
HM1
|
HM2
|
HM3
|
HM4
|
HM5
|
HM6
|
1
|
Anschaffungspreis
|
T€0
|
200
|
240
|
160
|
160
|
0
|
350
|
2
|
Nutzungsdauer tn
|
a
|
8
|
10
|
8
|
5
|
4
|
ewig
|
3
|
Restwert netto in t = tn
|
T€ in tn
|
40
|
60
|
–40
|
40
|
0
|
350
|
4
|
Laufende Kosten
|
T€/DP
|
33
|
33
|
33
|
33
|
70
|
33
|
5
|
Nettoumsatz
|
T€/DP
|
90
|
85
|
60
|
85
|
100
|
90
|
6
|
Absoluter Wertverzehr
|
T€
|
160
|
180
|
200
|
120
|
0
|
0
|
7
|
⌀ Kapitalbindung
|
T€
|
120
|
150
|
60
|
100
|
0
|
350
|
8
|
Wertverzehr (kalk. AfA)
|
T€/DP
|
20,0
|
18,0
|
25,0
|
24,0
|
0,0
|
0,0
|
12
|
Gewinn vor Zinsen
|
T€/DP
|
37,0
|
34,0
|
2,0
|
28,0
|
30,0
|
57,0
|
13
|
Rendite (stat)
|
|
30,8 %
|
22,7 %
|
3,3 %
|
28,0 %
|
n.a.
|
16,3 %
|
Abb. 1: Statische Rentabilitäten für die Beispiele
DP: Durchschnitssperiode
HM: Handlungsmöglichkeit
Eine Handlungsmöglichkeit ist im ersten Schritt vorteilhaft, wenn die statische Rentabilität SR größer ist als der gegebene
Kapitalkostensatz. Denn dann rentiert das eingesetzte Kapital besser als die
Null-Alternative. Im Weiteren muss allerdings für den Fall der Kapitalknappheit untersucht werden, welche Rendite die konkurrierenden Handlungsmöglichkeiten bringen, die allerdings ähnliche Risiken aufweisen sollten.
Renditekriterien sind insbesondere dann sinnvoll, wenn das Investitionskapital begrenzt ist. Dann sollten c. p. nur die Handlungsmöglichkeiten mit den höchsten Renditen realisiert werden. Dabei wird implizit vorausgesetzt, dass sich die Handlungsmöglichkeiten nicht (wesentlich) in den
qualitativen Kriterien unterscheiden. Ist diese Annahme nicht haltbar, so kann die
modifizierte Nutzwertanalyse (NWAplus) verwendet werde (vgl. Hoberg (2021), S. 181 ff.), welche eine kombinierte Bewertung mit quantitativen und qualitativen Kriterien ermöglicht.
In der Abb. 1 werden die statischen Kapitalrenditen für die Beispiele aufgeführt. Dazu wird wie oben gezeigt der Gewinn vor Abzug der Zinsen aus Zeile 12 auf das durchschnittlich
gebundene Kapital in Zeile 7 bezogen. Für die erste Handlungsmöglichkeit ergibt sich wieder die oben berechnete statische Kapitalrendite von 30,8 %. Die Handlungsmöglichkeit 2 ist weniger vorteilhaft, weil sowohl der Zähler (Zeile 12) als auch der Nenner (Zeile 7) schlechter sind. Aber sie ist mit 22,7 % noch absolut vorteilhaft.
Dagegen bringt HM3 nur eine Rendite von 3,3 %, was unterhalb des
Kalkulationszinssatzes liegt. Aus finanziellen Gründen darf sie nicht realisiert werden. Aber es ist zu prüfen, ob sie im Verbund mit anderen Handlungsmöglichkeiten notwendig sein kann oder sogar Synergien erzeugen kann. Handlungsmöglichkeit 4 ist die zweitbeste und verlangt relativ wenig Kapital. Da sie mit einer Rendite von 28 % weit über den Kapitalkosten von 10 % liegt, sollte sie durchgeführt werden.
In der
Mietversion der Handlungsmöglichkeit 5 liegt kein gebundenes Kapital vor, so dass auch keine statische Rendite ermittelt werden kann. Für die "ewige" Handlungsmöglichkeit 6 gibt es zwar in Zeile 12 die höchsten Rückflüsse, aber das einzusetzende Kapital ist auch das höchste, so dass die Rendite mit 16,3 % nur durchschnittlich ist. Nur wenn noch Kapital übrig bleibt, nachdem die höher rentierenden Handlungsmöglichkeiten berücksichtigt wurden, kann sie ggf. gewählt werden.
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Problematik der statischen Rendite-Formel
Wie oben gezeigt, muss zur Errechnung der korrekten
Jahresrentabilität eigentlich der Überschuss am Ende der Periode auf das eingesetzte Kapital am Anfang der Periode bezogen werden.
Das bisher in der Literatur kaum erwähnte
Hauptproblem bei der statischen Rentabilität ist die zeitliche Behandlung der finanziellen Komponenten, die nicht am Jahresanfang oder am Jahresende anfallen. Während Umsätze, laufende Kosten und Wertverzehr wie im Beitrag zur
Gewinnvergleichsrechnung ausgeführt zur Jahresmitte anfallen, hängt der zeitliche Anfall des durchschnittlich gebundenen Kapitals (A0 + RW)/2 von der Restwerthöhe ab. Beträgt der Restwert 0, so ergibt sich das durchschnittlich gebundene Kapital zu A
0 /2.
Um die Fehlkalkulationen durch die statische Renditevergleichsrechnung zu zeigen, sei eine einfache
einjährige Investition betrachtet mit einer Anfangsauszahlung von 100 €
0 und ohne Restwert. Die Differenz aus Nettoumsatz und den laufenden Kosten (laufender Überschuss Ülfd) möge 110 T€
0,5 betragen. Hier erweist sich der Zeitindex in der Einheit als besonders hilfreich, weil er dazu zwingt, sich Gedanken über den exakten zeitlichen Anfall zu machen.
In diesem Fall wird die implizite Prämisse des Anfalls aller
Nettoumsätze und Kosten zur Periodenmitte umgesetzt (vgl. hierzu den Grundlagenartikel). Diese Prämisse ist problematisch, weil sie z. B. unterstellt, dass kein Working Capital notwendig ist. Für das Beispiel erhält man:
SR = (110 – 100/1) / (100/2) = 20%
Die echte Rendite lässt sich erst ermitteln, wenn der
Überschuss zur
Jahresmitte eine halbe Periode auf das Jahresende aufgezinst wird.
r = (Ülfd1 – A0 ) × 1,10,5 / 100 – 1 = 115,4 / 100 – 1 = 15,4 %
Die Rendite dieses Beispiels wird in der statischen Version also wesentlich überbewertet, obwohl die
Rückflüsse für die dynamische Variante bereits hochgezinst wurden, um so den unterschiedlichen zeitlichen Annahmen Rechnung zu tragen.
Es sollen weitere
Beispiele betrachtet werden, um die Größe des Problems abschätzen zu können:
|
Statische Rechnung
|
Dynamische Rechnung
|
UN–Klfd
|
A0
|
RWtn
|
tn
|
WV
|
KB
|
rstat
|
EBtn
|
rdyn
|
€0,5;tn–0,5
|
€0
|
€tn
|
|
€0,5;tn–0,5
|
€0,5;tn–0,5
|
|
€tn
|
100
|
100
|
0
|
1
|
100,0
|
50
|
0 %
|
104,9
|
5 %
|
110
|
100
|
0
|
1
|
100,0
|
50
|
20 %
|
115,4
|
15 %
|
150
|
100
|
0
|
1
|
100,0
|
50
|
100 %
|
157,3
|
57 %
|
200
|
100
|
0
|
1
|
100,0
|
50
|
200 %
|
209,8
|
110 %
|
95
|
100
|
0
|
1
|
100,0
|
50
|
–10 %
|
99,6
|
0 %
|
105
|
100
|
0
|
1
|
100,0
|
50
|
10 %
|
110,1
|
10 %
|
110
|
100
|
20
|
1
|
80,0
|
60
|
50 %
|
135,4
|
35 %
|
110
|
100
|
50
|
1
|
50,0
|
75
|
80 %
|
165,4
|
65 %
|
110
|
100
|
100
|
1
|
0,0
|
100
|
110 %
|
215,4
|
115 %
|
110
|
100
|
150
|
1
|
–50,0
|
125
|
128 %
|
265,4
|
165 %
|
110
|
100
|
20
|
5
|
16,0
|
60
|
157 %
|
724,3
|
49 %
|
110
|
100
|
50
|
5
|
10,0
|
75
|
133 %
|
754,3
|
50 %
|
110
|
100
|
100
|
5
|
0,0
|
100
|
110 %
|
804,3
|
52 %
|
110
|
100
|
150
|
5
|
–10,0
|
125
|
96 %
|
854,3
|
54 %
|
Abb. 2: Vergleich statischer und dynamischer Renditen
Verglichen werden die statische Rendite und die dynamische für verschiedene
Beispiele.
Im ersten Kasten wird die Differenz zwischen
Nettoumsatz U
N und den
laufenden Kosten K
lfd variiert. Zur Vereinfachung beträgt die Anfangsinvestition jeweils 100 und die Restwerte sind zunächst nicht vorhanden. Die Laufzeit ist auf 1 Jahr begrenzt. Es wird für jedes Beispiel die statische und die dynamische Rendite ermittelt, wobei letztere beinhaltet, dass der Überschuss eine halbe Periode aufgezinst wird
Solange die Renditen unter dem Kalkulationszinssatz von 10 % liegen, ist das dynamische Ergebnis besser als das statische und v.v. Bei einem
Überschuss von 150 (Zeile 3) beträgt die statische Rendite 100 % (50 Überschuss bezogen auf das durchschnittlich gebundene Kapital von 50). Dagegen beläuft sich die dynamische Rendite nur auf 57 %.
Im zweiten Kasten beträgt die Laufzeit wieder nur ein Jahr, aber die
Restwerte werden in unterschiedlicher Höhe berücksichtigt. Die Renditen steigen mit höheren Restwerten, was ja auch naheliegend ist. Allerdings ist die Steigung in der statischen Variante geringer als in der dynamischen, so dass der Effekt auch für eine längere Laufzeit überprüft werden soll.
Erstaunlich sind die Ergebnisse im letzten Kasten, in dem 5 Jahre analysiert werden, wobei die Restwerte wieder schrittweise angehoben werden. Mit höheren Restwerten sinkt die statische Rendite, während die dynamische Rendite richtigerweise steigt. Diese
falsche Verknüpfung wird als
Renditeparadoxon bezeichnet, das der Autor an anderer Stelle im Detail analysiert hat (vgl. Hoberg (2013), S. 28 ff.). Der Hauptgrund liegt darin, dass das gebundene Kapital mit höheren Restwerten gemäß der statischen Formel steigt, obwohl die Erhöhung erst am Ende zahlungswirksam wird.
Die Qualität der statischen Rentabilitätsrechnung hängt also entscheidend davon ab, wie zutreffend der Restwert RW
tn am Ende der Laufzeit abgebildet wird. Verbesserte Versionen finden sich bei Varnholt/Hoberg/Wilms/Lebefromm, S. 151 ff.
Unendliche Laufzeit
Auch in der Rentabilitätsrechnung ist der Fall unendlicher Laufzeiten ohne große Probleme darstellbar. Unendliche Laufzeit bedeutet, dass die
Anlagen ewig halten, so dass der Term für den Wertverzehr weggelassen werden kann.
SR∞ = (UN – Klfd) / (A0 + RWtn)/2
SR∞ Statische Rendite bei unendlicher Laufzeit
Im Falle unendlicher Laufzeiten erfolgt
keine Abnutzung, so dass der Restwert konstant auf der Höhe der Anfangsauszahlung A
0 bleibt. Damit kürzt sich der Nenner auf (A
0 + A
0)/2 = A
0, so dass sich die Gleichung wie folgt vereinfacht:
SR∞ = (UN – Klfd ) / A0
Diese Formel leuchtet unmittelbar ein. Bei unendlicher Laufzeit bestimmt sich die Rendite als
ewiger Überschuss (U
N – K
lfd), bezogen auf die Anfangsinvestition. Damit ähnelt die Formel in diesem Sonderfall der dynamischen Formel, allerdings wieder mit einem wesentlichen Unterschied. Im vorliegenden statischen Ansatz fällt der Überschuss zur Periodenmitte an, während in der dynamischen Rechnung richtigerweise ein Überschuss zum jeweiligen Periodenende gefordert wird. Die Renditen unterscheiden sich somit um eine halbjährige Aufzinsung.
Beispiel
Eine
Immobilie mit einem Kaufpreis von insgesamt 1 Mio€
0 und laufenden jährlichen Überschüssen (U – K
lfd) von 30.000 €
0,5;∞–0,5 zur Periodenmitte hat somit in der Standardvariante eine Rendite von 30.000 / 1.000.000 = 3 %. In der korrigierten Version mit einem Zinssatz i von 10 % p.a. zur halbjährigen Aufzinsung auf das Jahresende sind es dann 3,15 %.
Wichtig ist in so einem Fall, dass die laufenden Kosten angemessene Bestandteile für Reparaturen enthalten, damit die Substanz auch wirklich erhalten bleibt. Ansonsten ist die Annahme unendlicher Laufzeit nicht zu halten.
Die
Abweichungen vom richtigen Ergebnis treten häufig erst bei
hohen Renditen und
hohen Kalkulationszinssätzen auf, so dass man meinen könnte, sie wären nicht relevant. Aber neben der in Europa höheren Inflation darf nicht vergessen werden, dass viele Tochterunternehmen europäischer Unternehmen in Hochinflationsländern wie der Türkei, Venezuela oder Argentinien liegen, in denen sehr hohe Inflationsraten herrschen.
Zusammenfassung
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die statische Renditevergleichsrechnung viele
Probleme aufweist. Mit Ausnahme des Falls der ewigen Laufzeit können die Ergebnisse irreführend sein, was insb. dann gilt, wenn hohe Restwerte vorhanden sind. Denn dann können Erhöhungen des Restwertes zu Reduktionen der Rendite führen (Renditeparadoxon).
Angesichts der zahlreichen Probleme sollten auch die vielen Unternehmen, die heute noch statisch rechnen, die statischen Verfahren aufgeben. An ihrer Stelle empfehlen sich
vollständige Finanzpläne (
VoFis), die methodisch überlegen sind und durch den Einsatz von Tabellenkalkulationen leicht handhabbar sind.
Wenn trotzdem noch statisch gerechnet werden soll, müssen die Ergebnisse auf das etwaige Vorliegen der oben genannten Probleme und
Paradoxa überprüft werden.
Literaturverzeichnis
- Brealey, R., Myers, S., Marcus, A.: Fundamentals of Corporate Finance, Global Edition, 10. Edition, McGraw-Hill 2020.
- Götze, U.: Investitionsrechnung, Modelle und Analyse zur Beurteilung von Investitionsvorhaben, 7. Auflage, Berlin/Heidelberg 2014.
- Hoberg, P. (2004): Wertorientierung: Kapitalkosten im internen Rechnungswesen - Die Einführung von Bezugszeitpunkten in die Kosten- und Leistungsrechnung, in: ZfCM, 48. Jg., 4/2004, S. 271-279.
- Hoberg, P. (2007): Statische Investitionsrechnung (I) und (II), in: WISU 1/2007, S. 75- 81 und WISU 2/2007, S. 204-210.
- Hoberg, P. (2013): Das Renditeparadoxon in der statischen Investitionsrechnung, in: Controllermagazin, Heft 6/13, 39. Jg., S. 28-31.
- Hoberg, P. (2017): Fallen beim Internen Zinssatz vermeiden, in: Betriebswirtschaft im Blickpunkt, 8/2017, S. 215-222.
- Hoberg, P. (2018): Einheiten in der Investitionsrechnung, in: WISU, 47. Jg., 4/2018, S. 468-474.
- Hoberg, P. (2021): Modifizierte Nutzwertanalyse, in: Wisu, 51. Jg., Heft 2- 2021, S. 181-189.
- Hoberg, P. (2022): Controllers Trickkiste: Renditefalle umgehen, in: https://www.controllingportal.de/Fachinfo/Investitionsrechnung/controllers-trickkiste-renditefalle-u..., 3.3.2022.
- Hoberg, P. (2023): Controllers Trickkiste: Excelfalle beim Internen Zinsfuß vermeiden, in: https://www.controllingportal.de/Fachinfo/Investitionsrechnung/controllers-trickkiste-excelfalle-bei..., 25.7.2023.
- Varnholt, N., Hoberg, P., Wilms, S., Lebefromm, U.: Betriebswirtschaftliche Grundlagen und Umsetzung mit SAP®S/4HANA, Berlin/Boston 2023.
- Wöhe, G., Döring, U., Brösel, U.: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 27. überarbeitete und aktualisierte Auflage, München 2020.
- Zischg, K: Investitionsrechnung in erwerbswirtschaftlichen Unternehmen - Eine empirisch explorative Studie, 2., durchgesehene Auflage, Wien 2018.
letzte Änderung P.D.P.H.
am 19.08.2024
Autor:
Prof. Dr. Peter Hoberg
|
Autor:in
|
Herr Prof. Dr. Peter Hoberg
Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Worms. Seine Lehrschwerpunkte sind Kosten- und Leistungsrechnung, Investitionsrechnung, Entscheidungstheorie, Produktions- und Kostentheorie und Controlling. Prof. Hoberg schreibt auf Controlling-Portal.de regelmäßig Fachartikel, vor allem zu Kosten- und Leistungsrechnung sowie zu Investitionsrechnung.
|
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13.07.2017 09:56:36 - H. Müller
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