Return on Investment (RoI) Kalkulationen findet man In vielen Bereichen der Betriebswirtschaftslehre. Sie werden verwendet, um Analysen von
Projekten durchzuführen und um wichtige Durchführungsentscheidungen von Projekten vorzubereiten.
Unter dem Begriff RoI findet man hauptsächlich
zwei Arten von Kalkulationen:
- In einigen vor allen Dingen technischen Projekten wird der RoI als Amortisationszeit verstanden. Der Autor hat an anderer Stelle gezeigt, dass man dann besser vom Return of Investment spricht, weil ermittelt wird, nach welcher Zeit eine Anfangsinvestition wieder eingespielt wurde. Ohne die Berücksichtigung von Zinsen handelt es sich um die statische Amortisation, mit Einbezug um die dynamische, was in jedem Fall vorzuziehen ist. Wichtig ist es, die großen Einschränkungen dieser Methode zu berücksichtigen. Sie darf nur als ergänzendes Kriterium eingesetzt werden.
- Hauptsächlich wird der RoI als Kapitalrendite verstanden. Sie soll angeben, um wie viel Prozent ein Anfangskapital pro Jahr angewachsen ist (Investitionskontrolle) bzw. voraussichtlich anwachsen (Investitionsplanung) wird. Die Verzinsung auf das eingesetzte Kapital steht somit im Vordergrund.
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In diesem Beitrag geht es um den Fall b), also um
Kapitalrenditen, die zurecht Return on Investment heißen.
Vorteilhaftigkeit bei Anwendung von Kapitalrenditen
Kapitalrenditen sollen aufzeigen, wie erfolgreich das Unternehmen mit dem zur Verfügung gestellten
Kapital gewirtschaftet hat. Sie geben den durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs an. Als Kapital kann entweder nur das
Eigenkapital betrachtet werden oder das
Gesamtkapital (also Summe von Eigen– und Fremdkapital).
Erster Maßstab für die
Vorteilhaftigkeit sind die Kapitalkosten des Unternehmens (absolute Vorteilhaftigkeit). Diese werden mit den
Kalkulationszinssatz ermittelt. Der auch als
Mischzinssatz oder wacc (weighted average cost of capital) bezeichnete Zinssatz wird aus dem gewogenen Mittelwert von Eigen– und der Fremdkapitalverzinsung berechnet.
Wenn der so ermittelte
Kapitalkostensatz kleiner ist als die
Rendite des Projektes, wird durch die Realisierung des Projektes Wert geschaffen. Im Folgenden sei ein Kapitalkostensatz von 10% p.a. vor Steuern angenommen, den die Kapitalrenditen übersteigen müssen.
Der
zweite Maßstab für die Vorteilhaftigkeit liegt in der Verzinsung konkurrierender Projekte. Dies ist insbesondere wichtig, wenn das vorhandene Kapital nicht zur Realisierung aller absolut vorteilhaften Projekte ausreicht. Dann werden die Projekte nach Maßgabe ihrer Rendite ausgewählt, bis das Kapital ausgeschöpft ist. Man spricht daher auch von
relativer Vorteilhaftigkeit. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Projekte hinsichtlich
Risiko und Laufzeit vergleichbar sind. Teilweise können auch unterschiedliche Höhen der Anfangsauszahlungen Probleme bereiten.
Die Kapitalrendite kann für
eine oder
mehrere Perioden berechnet werden.
Einperiodige Kapitalrendite
Die einperiodige RoI–Rendite wird im externen und
internen Rechnungswesen eingesetzt. Im
externen Rechnungswesen dient sie der
Bilanzanalyse. Dazu kann die einjährige Kapitalrendite in das
Produkt aus
Umsatzrendite und
Umschlagshäufigkeit des Kapitals zerlegt werden (siehe z. B. das Du–Pont Modell im Beitrag
Kennzahlen–Systeme).
In diesem Beitrag wird die Kapitalrendite des
internen Rechnungswesens behandelt, mit der Projekte beurteilt werden sollen.
Im (vermeintlich) einfachen einperiodigen Fall gibt es im
Startzeitpunkt t = 0 eine Anfangsauszahlung und ein Jahr später einen Rückfluss (also in t = 1). Zwischenzeitliche Zahlungen werden nicht berücksichtigt. Die Berechnung der Kapitalrendite kann dann erfolgen, indem der
Wertzuwachs (Rückfluss abz. Anfangsauszahlung) am Ende des Jahres auf den Kapitaleinsatz bezogen wird.
rGK
|
=
|
(RF1 – A0)
|
=
|
RF1
|
|
|
A0
|
A0 – 1
|
rGK
|
: Rendite des Gesamtkapitals
|
RF1
|
: Rückfluss zum Zeitpunkt t=1
|
A0
|
: Anschaffungsauszahlung zum Zeitpunkt t=0
|
Beispiel:
Wenn eine
Anfangsinvestition A
0 von 100 T€ (in t = 0) nach einem Jahr (in t = 1) 115 T€ bringt, so ist der
Wertzuwachs von 15 T€ im Zähler auf das eingesetzte Kapital von 100 T€ im Nenner zu beziehen. Daraus ergibt sich 15/100 = 15 = 15%. Wenn die Kapitalkosten dann 10% betragen, so ist die Investition/Handlungsmöglichkeit finanziell sinnvoll.
Das
Zeitkonzept umfasst also den Anfangszeitpunkt und den
Endzeitpunkt, zwischen denen dann der Wertzuwachs ermittelt wird. Eine Stromgröße – der Wertzuwachs – wird ins Verhältnis zu einer Bestandgröße – das Kapital am Jahresanfang – gesetzt. Probleme können auftauchen, wenn die beiden Zahlungen nicht exakt in t = 0 oder in t = 1 anfallen. Dann sind Umrechnungen notwendig.
Das Beharren auf den
exakten Zeitpunkten könnte manchem Leser übertrieben vorkommen. Aber wenn das oben aufgedeckte Zeitkonzept nicht beachtet wird, können massive Probleme entstehen. Dies sei anhand des obigen Beispiels gezeigt.
Es sei angenommen, dass der
Einzahlungsüberschuss von 115 T€ aus einer Einzahlung von 215 T€ in t = 1 und Auszahlungen von 100 T€ besteht. Die Auszahlungen mögen aber nicht am Jahresende, sondern Ende Februar anfallen, also 2 Monate nach Jahresanfang oder 10 Monate vor Jahresende (innerhalb der Periode =
intraperiodisch).
Da die obige Formel nur 2 Zahlungen zulässt, muss entweder das Bewertungsmodell geändert werden oder die intraperiodische Zahlung muss
hoch– oder
heruntergezinst werden. Zunächst sei die Auf– bzw. Abzinsung dargestellt.
Als Basis ist in der folgenden Tabelle als
Variante 1 das obige Beispiel dargestellt. Wenn jetzt in Variante 2 die Auszahlungen annahmegemäß durchschnittlich Ende Februar anfallen, so können sie auf den Endzeitpunkt (nach 12 Monaten) hochgezinst werden, also um 10 Monate. Dies ist in Abb. 1 in Zeile 4 durchgeführt:
Kalkulationszinssatz:
|
10,00 % p.a. effektiv
|
|
|
Variante 1
|
Variante 2
|
Variante 3
|
|
Monatsende
|
|
|
|
1
|
0
|
–100
|
–100
|
–100
|
2
|
2
|
|
–100
|
–100
|
3
|
12
|
115
|
215
|
215
|
4
|
Z2 Aufzinsung
|
|
–108,27
|
|
5
|
Z2 Abzinsung
|
|
|
–98,42
|
6
|
A0
|
100,00
|
100,00
|
198,42
|
7
|
RF1
|
115,00
|
106,73
|
215,00
|
8
|
Rendite
|
15,00 %
|
6,73 %
|
8,35 %
|
Tabelle 1: Effekt der intraperiodischen Verzinsung auf die Rendite (RoI). (Hoberg)
Durch die 10–monatige Aufzinsung steigt die
Auszahlung von –100 T€ auf –108,27 T€ (Variante 2), so dass dann am Ende des Jahres ein
Überschuss von 215 T€ – 108,27 T€ = 106,73 T€ anfällt (Zeile 7). Nun sind alle Beträge auf den Anfang bzw. das Ende der Periode bezogen, so dass die Rendite mit 6,73% ausgerechnet werden kann. Sie ist durch den früheren Anfall der Auszahlung deutlich geringer, was die Wichtigkeit der Annahmen zum Anfall der Zahlungen unterstreicht.
Variante 3 zeigt die Abzinsung um 2 Monate auf den Startzeitpunkt. In Zeile 5 ist zu erkennen, dass der Wert per Startzeitpunkt nur noch –98,42 T€ beträgt. Die Rendite erhält man mit der obigen Formel zu 8,35%.
Es ist allerdings auch möglich, die 3 Zeitpunkte mit der
Internen Zinsfußmethode zu bewerten. Dabei wird der interne Zinsfuß gesucht, der den Kapital oder Endwert Null werden lässt. Im Beispiel ergibt sich ein Interner Zinsfuß von 8,21%.
Die Interne Zinsfußmethode muss jedoch trotz ihrer Beliebtheit mit größter Vorsicht angewendet werden. Mögliche
Probleme sind:
-
Mehrfache Lösungen
- Keine Lösungen
- Sinnlose Lösungen, z. B. aufgrund der Wiederanlageprämisse
Insofern gilt für die
Interne Zinsfußmethode noch mehr die
Forderung als für andere Renditen, dass absolute Kriterien wie der Kapitalwert oder der Endwert ebenfalls berechnet werden müssen. Dies geschieht am besten im Rahmen eines
Vollständigen Finanzplans (
VoFi).
Mehrperiodige Kapitalrenditen
Ähnlich wie für
einjährige Handlungsmöglichkeiten kann auch für
mehrjährige Handlungsmöglichkeiten gezeigt werden, dass die Renditeberechnung problemlos ist, wenn es nur 2 Zahlungen gibt, nämlich eine am Anfang und eine am Ende. Daraus lässt sich dann die Formel im mehrjährigen Fall mit tn Perioden wie folgt ableiten:
A0 ×
|
= (1 + rGKm)tn = RFtn
|
A0 ×
|
= (1 + rGKm)tn =
|
RFtn
|
A0
|
A0 × =
|
(1 + rGKm)
|
= (RFtn / A0)(1/tn)
|
r =
|
(EBtn / A0)(1/tn)
|
– 1
|
rGKm
|
: Jährliche durchschnittliche Gesamtkapitalrendite für mehrere Perioden
|
tn
|
: Anzahl von Perioden (häufig Jahre)
|
RFtn
|
: Rückfluss zum Endzeitpunkt t = tn
|
Es wird also die tn–te Wurzel aus dem Quotienten von
Rückfluss in t = tn und
Anfangsinvestition gezogen. Wenn nach einer Anfangsinvestition A
0 von 2000 T€ nach fünf Jahren (tn = 5) eine Rückzahlung EB
tn von 8000 T€ kommt ergibt sich:
RGKm1 = (8000/2000)(1/5) – 1 = 40,2 – 1 = 31,95%
Wenn also die 5. Wurzel aus 4 gezogen wird, ergibt sich – nach Abzug von 1 – die jährliche durchschnittliche Rendite zu 31,95%. Die vorgenommene
Renditenkalkulation war deswegen einfach, weil es nur 2 Zahlungen gab. Es musste also nicht
entschieden werden, wie Zahlungen zwischendurch, z. B. nach 2 Jahren (also in t = 2), behandelt werden.
In Abhängigkeit dieser Frage sind zahlreiche
Renditeformen entstanden, die spezifische Stärken und Schwächen haben. Zu nennen sind:
Diese Verfahren werden in separaten Beiträgen mit ihren Vor– und Nachteilen sowie ihren Anwendungsvoraussetzungen behandelt.
Schlussfolgerung
Es bleibt festzuhalten, dass RoI–Berechnungen für Projekte wichtige
Zusatzinformationen liefern können. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Kapital, das dem Unternehmen zur Investition zur Verfügung steht, begrenzt ist. Dann liefern die RoI–Berechnungen eine Rangliste, nach der Projekte umzusetzen sind. Renditekalkulationen müssen allerdings immer durch den Einsatz
absoluter Kriterien überprüft werden.
letzte Änderung W.V.R.
am 14.08.2023
Autor:
Dr. Peter Hoberg
Bild:
panthermedia.net / Andres Rodriguez
|
15.09.2016 15:09:11 - Jan Paul Becker
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