1) Bedeutung von Kennzahlensystemen
Einzelne
Kennzahlen reichen bei vielen Sachverhalten in Unternehmen nicht aus, um diese genau beurteilen zu können. Es ist daher sinnvoll, mehrere Kennzahlen zu benutzen. Für eine genaue
Unternehmensanalyse ist ein großer Berg von Kennzahlen jedoch nicht besonders hilfreich. Das kann die Gefahr bergen, dass der jeweilige Nutzer b
eliebige Kennzahlen und
Interpretation wählt, die seinen Zielen am besten entsprechen. Daher ist eine gewisse
Systematik erforderlich. [1]
2) allgemeine Begriffserklärung
"
Ein Kennzahlensystem ist eine geordnete Gesamtheit von Kennzahlen, die in einer Beziehung zueinander stehen und so als Gesamtheit über einen Sachverhalt vollständig informieren." [2] Es wird in eindimensionale, mehrdimensionale und Partialansätze unterschieden.
- Eindimensionale Systeme zeichnen sich durch eine rein monetär orientierte Spitzenkennzahl aus. Als Beispiel sind das DuPont-System mit dem Return on Investment (ROI) als Erfolgsziel und der Shareholder-Value Ansatz zu erwähnen.
- Mehrdimensionale Systeme zeichnen sich durch monetäre als auch nicht-monetäre Spitzenkennzahlen aus. Hierzu zählen unter anderem das Tableu de Bord und Balanced Scorecard. Mithilfe von Partialansätzen wird die Leistung einer Unternehmung im eingeschränkten Sinne beurteilt. Dazu gehören zum Beispiel das Target Costing und das Benchmarking. [3]
Außerdem wird in
Ordnungssysteme und
Rechensysteme unterschieden:
- In Ordnungssystemen werden die Kennzahlen bestimmten Sachverhalten zugeordnet.
- Bei Rechensystemen werden die Kennzahlen rechnerisch zerlegt und bilden einen hierarchischen Aufbau. [4]
3) verbreitete Kennzahlensysteme
DuPont (ROI-Kennzahlensystem)
Das wohl älteste Kennzahlensystem wurde von E.I. DuPont de Nemours and Company entwickelt und schon seit 1919 angewendet. Der
ROI-Baum ist der Prototyp für die Bildung anderem Kennzahlensysteme und wird deshalb oft als Inbegriff eines Kennzahlensystems angesehen. Hier ist nicht
Gewinnmaximierung, sondern
Gesamtrentabilität als Unternehmenziel anzustreben. Diese lässt sich in Kapitalumschlag und Umsatzrentabiltät aufspalten. Eine Auflösung der Umsatzrentabilität zeigt die verschiedenen Kosteneinflußfaktoren. Eine Auflösung des Kapitalumschlags gibt Aufschluss über das
Anlage- und Umlaufvermögen. Wird nun die oberste Zielgröße rechnerisch aufgelöst, kann eine systematische Analyse des Gewinns vorgenommen werden. [5]
Vorteile
|
Nachteile
|
Für Unternehmen insgesamt und Unternehmensteile anwendbar
|
Nur für Unternehmensteile, für die sich auch Gewinn ermitteln lässt
|
Kontrollfunktion
|
Kurzfristigkeitsorientierung (langfristige Potentiale werden vernachlässigt)
|
Steuerungsfunktion
|
Durchschnittszahlen verführen dazu, diese anstreben
|
ZVEI - Kennzahlensystem
Das
ZVEI-Kennzahlensystem wurde vom
Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie e.V. (ZVEI) 1989 entwickelt und ist branchenneutral (88 Haupt- und 122 Hilfskennzahlen). Es ist ähnlich dem DuPont-System, verwendet jedoch
zwei Analysestufen: Wachstums- und Strukturanalyse.
Analysefunktion und
Steuerungsfunktion bilden die Hauptfunktion des Systems. Spitzkennzahl hier hingegen ist die
Eigenkapitalrentabilität. [6]
Mit der
Wachstumsanalyse werden
Geschäftsvolumen,
Personal und
Erfolg beurteilt. Es gibt
neun Kennzahlen:
Auftragsbestand,
Cash Flow,
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit,
Personalaufwand,
Wertschöpfung und
Mitarbeiter. Die Kennzahlen sind also
an
Jahresabschlussgrößen orientiert.
Die
Strukturanalyse ist dagegen
auf eine Periode bezogen. Es handelt sich hierbei um ein hierarchisch gegliedertes, mathematisch verknüpftes Kennzahlensystem mit der
Spitzenkennzahl Eigenkapitalrentabilität. Analog zum DuPont-System wird also auch hier die Spitzenkennzahl in ihre Elemente aufgespaltet und
Ursache-/ Wirkungszusammenhänge werden aufgezeigt. Das gelingt hier, durch die weitgehende Differenzierung der Kennzahlen, besser als bei DuPont. [7]
RL - Kennzahlensystem
Hierbei handelt es sich um ein von
Reichmann und Lachnit entworfenes Kennzahlensystem, das direkt für den Controllingbereich entwickelt wurde. Zentrale Kennzahlen sind hierbei
Erfolg und
Liquidität. Es besteht aus dem allgemeinen Teil und aus dem Sonderteil. Der allgemeine Teil ist unternehmens-übergreifend aufgebaut. Somit ist er bestens für
zwischenbetriebliche Vergleiche geeignet.
Im Sonderteil werden unternehmensspezifische Besonderheiten zur vertiefenden Analyse berücksichtigt. Die wichtigste Erfolgsgröße ist im RL-System
das ordentliche Ergebnis. Es lässt sich in das
neutrale Ergebnis und das
Betriebsergebnis zerlegen. Im Sonderteil wird das Betriebsergebnis dann weiter analysiert.
Ein erheblicher
Vorteil des RL-Systems ist, dass es nicht ausschließlich auf die Ergebniszielsetzung ausgerichtet ist, sondern die Liquiditätszielsetzung mit integriert. Durch die wenigen rechentechnischen Verknüpfungen lässt sich das System an die individuellen Informationsbedürfnisse des Unternehmens anpassen, indem spezifische Kennzahlen integriert werden. [8]
Fußnoten:
[1] vgl. Gladen, 2003, S.91
[2] Horváth, 1996, S.546
[3] vgl. Schwarz, 2002, S.265
[4] vgl. Horváth, 1996, S.546
[5] vgl. ebenda, S.548
[6] vgl. Gladen, 2003, S. 98
[7] vgl. Joos-Sachse, 2002, S.284
[8] vgl. ebenda, S.285 ff.
letzte Änderung Redaktion
am 25.04.2024
|
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem Newsletter
Tragen Sie sich für den
kostenfreien und unverbindlichen
Newsletter von Controlling-Portal.de ein und erhalten Sie jeden Monat aktuelle Neuigkeiten für Controller. Wir informieren Sie über neue Fachartikel, über wichtige News, aktuelle Stellenangebote, interessante Tagungen und Seminare. Wir empfehlen Ihnen spannende Bücher und geben Ihnen nützliche Excel-Tipps. Verpassen Sie nie mehr wichtige Diskussionen im Forum und stöbern Sie in Software-Angeboten, die Ihnen den Arbeitsalltag erleichtern.
Beispiel-Newsletter >>
Jetzt Newsletter gratis erhalten
Eigenen Fachbeitrag veröffentlichen?
Sie sind Autor einer Fachpublikation oder Entwickler einer Excel-Vorlage? Gern können Sie sich an der Gestaltung der Inhalte unserer Fachportale beteiligen! Wir bieten die Möglichkeit Ihre Fachpublikation (Fachbeitrag, eBook, Diplomarbeit, Checkliste, Studie, Berichtsvorlage ...) bzw. Excel-Vorlage auf unseren Fachportalen zu veröffentlichen bzw. ggf. auch zu vermarkten.
Mehr Infos >>
07.07.2014 13:55:01 - Gast
[ Zitieren | Name ]