Der Return on Investment (ROI) ist ein
Kennzahlensystem, das zeigt, welche
Rendite das im Unternehmen eingesetzte Kapital erwirtschaftet hat. Die
Kennzahl wird sowohl bei der externen
Bilanzanalyse als auch von der Unternehmensleitung verwendet und fließt auch in die
Bonitätsbewertung von Unternehmen ein.
Return on Investment: Definition und Formeln
Der Return on Investment (ROI, auch Kapitalrendite, Kapitalrentabilität, Kapitalverzinsung) ist ein Kennzahlensystem, bei dem die Umsatzrendite mit der Umschlaghäufigkeit des Gesamtkapitals multipliziert wird. Der ROI gibt damit an, was aus dem Investment in ein Unternehmen an die Kapitalgeber zurückfließt. Mit dem ROI wird berechnet, welche Rendite das gesamte im Unternehmen eingesetzte Kapital in einem bestimmten Zeitraum erwirtschaftet hat. Die Kennzahl wurde 1919 vom amerikanischen Unternehmen Du Pont erstmalig als Spitzenkennzahl eingesetzt.
Ein Vorteil des Kennzahlensystems ROI ist, dass sich durch die
Baumstruktur leichter erkennen lässt, welche Treiber für die Veränderung der Rendite verantwortlich sind, z.B. Umsätze,
Kosten,
Deckungsbeiträge oder Veränderungen beim Vermögen bzw. Kapital (vgl. Abb. 1). Denn das für den
Produktions- oder
Leistungserstellungsprozess erforderliche Vermögen muss durch Kapital, z.B.
Eigen- und
Fremdkapital, finanziert werden. Je weniger Vermögen - und damit Kapital – benötigt wird, desto höher der
Kapitalumschlag und umgekehrt.
Abbildung 1: Kennzahlenbaum des ROI
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Da sowohl der Gewinn als auch das Gesamtkapital ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt werden, lässt sich der Kennzahlenbaum des ROI auf folgende
Formel reduzieren:
ROI =
|
Gewinn
|
×
|
Umsatz
|
× 100
|
Umsatz
|
Gesamtkapital
|
Dadurch, dass der Umsatz in der Formel sowohl in Zähler als auch im Nenner vorkommt, ist eine weitere
Vereinfachung der Formel möglich:
ROI =
|
Gewinn
|
× 100
|
Gesamtkapital
|
In der Praxis ist die Arbeit mit dem Kennzahlenbaum meist günstiger, weil so
transparenter ist, welche Werttreiber es gibt und in welchem Umfang einzelne Treiber zu einer Veränderung des ROI beitragen.
Beispielrechnung zum ROI
Ein Unternehmen
erwirtschaftet einen
Gewinn von 68,3 Mio. Euro und verfügt über ein Gesamtkapital von 581,50 Mio. Euro. Damit ergibt sich folgender ROI:
ROI =
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68,3 Mio. Euro
|
× 100 = 11,75 %
|
581,50 Mio. Euro
|
Die Zahlen stammen aus dem hier hinterlegten
Jahresabschluss. Das Betriebsergebnis ist die Position 9 der Gewinn- und Verlustrechnung (Zwischensumme der Ziffern 1 bis 8). Das Gesamtkapital ist die Summe aller Passiva in der Bilanz.
Welche Besonderheiten bei Berechnung und Interpretation sollten beachtet werden?
Wie bei allen
Abschlusskennzahlen kommen die Werte aus der
Vergangenheit und sind Stichtag bezogen, sodass vor allem Aussagen zur künftigen Entwicklung schwierig bis unmöglich sind. Eine sichere Aussage zur Rentabilität lässt sich mit dem ROI zumindest aus Sicht externer Betrachter daher nur bedingt treffen.
Der klassische ROI setzt den Gewinn nach Steuern ins Verhältnis zum Gesamtkapital. Damit können sich Verzerrungen bei der Berechnung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit ergeben. In der Praxis geht man daher immer mehr dazu über, das
ordentliche Betriebsergebnis (Gewinn ohne Zinserträge und -aufwendungen, ohne neutrale Erträge und Aufwendungen und ohne Steuern) sowie das Gesamtkapital abzüglich des nicht zinstragenden Fremdkapitals (im Wesentlichen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) zu verwenden.
Der ROI kann verwendet werden, um die
Rentabilität des im Unternehmen gebundenen Kapitals insgesamt zu berechnen. Es besteht auch die Möglichkeit, ihn für einzelne Sparten, größere
Projekte oder
Einzelinvestitionen zu ermitteln. Somit lässt sich intern gut erkennen, welche Sparten oder Projekte profitabler sind als andere. Voraussetzung ist, dass es möglich ist, Umsätze, Kosten und Vermögensteile genau abzugrenzen und z.B. einem Vorhaben zuzurechnen.
Bei der Interpretation der Kennzahl ist zudem zu beachten, dass Unternehmen bessere
Ausprägungen erreichen, die nicht oder wenig investieren. Denn dann sinken sowohl die Kosten (
Abschreibungen) als auch die Kapitalbindung im Anlagevermögen. Rückläufige Investitionen können aber dazu führen, dass die
Wettbewerbsfähigkeit mittelfristig sinkt und das Unternehmen damit Insolvenz gefährdet ist.
Werden Investitionen z.B. über nicht bilanzierungsfähiges
Leasing finanziert, kann es ebenfalls zu einer Einschränkung der Aussagefähigkeit des ROI kommen.
Richtwert - Wie hoch soll der ROI sein?
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass jeder positive ROI günstig ist. Allerdings sollte man dazu Zähler und Nenner immer separat betrachten und bewerten.
Für den
Kapitalumschlag gilt: Er sollte in jedem Fall größer als 1 sein, dann fließt das eingesetzte Kapital über den Umsatz in weniger als einem Jahr zurück. Werte von kleiner als 1 sind grundsätzlich ein Indikator dafür, dass das Kapital nicht gut eingesetzt wird.
Die
Umsatzrendite hingegen ist sehr Branchen individuell, und schwankt stark von etwa guten 2% bis über 20%. In der Praxis werden von Banken oder Investoren Ausprägungen des ROI von 10% und mehr als günstig angesehen, wobei der Kapitalumschlag wie gesagt bei mehr als 1 liegen sollte.
Tendenziell fällt der ROI im Handel höher aus als in der Industrie. Ursache ist oft die geringere Kapitalbindung bei Händlern. Beispielsweise gibt es häufig keine großen
Warenbestände und auch der
Forderungsbestand ist geringer als in der klassischen Industrie. Und oft gibt es weniger
Anlagevermögen als z.B. bei industriellen Großbetrieben, etwa aus dem Automobil- oder Chemiesektor.
Welche Ursachen für schlechte oder schlechter werdende Ausprägungen gibt es?
Zu einer Verschlechterung der Ausprägungen des ROI können zum einen
sinkende Umsätze und / oder
steigende Kosten beitragen. Zum anderen eine unnötig hohe Kapitalbindung, z.B. im Bereich Vorräte oder Forderungen. Eine Erhöhung der Kapitalbindung kann z.B. durch ein fehlendes Warenwirtschaftssystem, fehlende Beschaffungsstrategien, ein schlechtes Forderungsmanagement entstehen. Auch Investitionen führen zu steigender Kapitalbindung und steigenden Kosten, z.B. durch Abschreibungen.
Auch gute Gründe können zu Verschlechterungen führen
Steigende Kosten oder eine höhere Kapitalbindung können auch durch "gute" Gründe verursacht werden. Will ein Unternehmen z.B. in
neue Märkte expandieren, muss oft zusätzliches Personal eingestellt werden.
Auch die
Warenbestände werden im Vorfeld oft erhöht, weil man schnell lieferfähig sein muss, um Kunden von der Qualität der eigenen Leistungsfähigkeit zu überzeugen. Unter Umständen steigen auch die Forderungen, weil man für den Markteintritt längere Zahlungsziele als üblich gewährt, um Zugang zum Markt zu bekommen.
Oder es muss
investiert werden, was ebenfalls, zu einer Verschlechterung bei der Kapitalbindung führt, und steigende Kosten zur Folge hat. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass es nach einer gewissen "Startphase" wieder zu einer günstigen bzw. normalen Entwicklung beim ROI kommt.
Welche ausgewählten Möglichkeiten gibt es, die Kennzahlenausprägung zu verbessern?
Verschlechtern sich die Kennzahlenausprägungen auf Grund kritischer Entwicklungen im Betrieb deutlich, sollten schnellstmöglich
Verbesserungsmaßnahmen realisiert werden, die den ROI verbessern, etwa durch
- Erhöhung des Gewinns, z.B. durch Veränderungen in der Werbung, Verstärkung der Neukundenakquise oder generelle Kostensenkungsmaßnahmen.
- Verringerung des Anlagevermögens, etwa durch den Verkauf nicht mehr benötigter Maschinen oder Fahrzeuge.
- Prüfung, warum das Umlaufvermögen steigt: Es kann sich um günstige oder weniger günstige Entwicklungen handeln. Günstig ist es tendenziell, wenn die Vorräte aufgestockt oder Forderungen steigen, weil man z.B. kurzfristig in neue Märkte expandieren möchte, neue Kunden akquiriert hat und in diesen Fällen lieferfähig sein muss. Ungünstig ist es tendenziell, wenn man z.B. auf Grund fehlender Beschaffungsstrategien (kein Just-in-Time, Just-in-Sequence (fertigungssynchrone Lieferung)) eher zu hohe Bestände hat, es kein Warenwirtschafssystem zur besseren Steuerung der Beschaffungsprozesse gibt, das Sortiment veraltet ist oder es zu Abstimmungsproblemen zwischen Verkauf, Produktion und Einkauf kommt. Auch eine falsche Kundenansprache kann dazu führen, dass die Bestände an Fertigwaren steigen. Bei den Forderungen führen Verbesserungen im Forderungsmanagement meist zu sinkenden Beständen, z.B. durch konsequente Bonitätsprüfungen, kurze Zahlungsziele, Gewährung von Skonto, Forcierung von Lastschriften, Barzahlungen oder eine Systematisierung des Mahnwesens.
FAQ / Häufige Fragen zum Return on Investment
Was ist der Return on Investment?
Der Return on Investment ist ein Kennzahlensystem, das zeigt, welche Rendite das im Unternehmen eingesetzte Kapital insgesamt erwirtschaftet hat, wenn man den Gewinn mit dem Gesamtkapital multipliziert.
Was sagt der Return on Investment aus?
Der Return on Investment gibt an, was aus dem Investment in ein Unternehmen an die
Kapitalgeber zurückfließen soll. Mit ihm wird berechnet, welche Rendite das gesamte im Unternehmen eingesetzte Kapital in einem bestimmten Zeitraum erwirtschaftet hat.
Welche Ausprägungen des Return on Investment sind gut?
Grundsätzlich sollte der ROI positiv sein. Beim Kapitalumschlag gilt: Er sollte größer als 1 sein. Bei der Umsatzrendite, die sehr Branchen spezifisch ist, sollte man mindestens den Durchschnittswert der Branche erreichen. Banken sehen einen ROI von
10% oder mehr als gut an.
Wie wird der Return on Investment berechnet?
Die Formeln für die Berechnung des Return on Investment lautet:
ROI =
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Gewinn
|
×
|
Umsatz
|
× 100
|
Umsatz
|
Gesamtkapital
|
Auch die
gekürzte Variante kommt häufig zum Einsatz:
ROI =
|
Gewinn
|
× 100
|
Gesamtkapital
|
Was führt zu einem sinkenden Return on Investment?
Zu einer Verschlechterung der Ausprägungen des ROI können sinkende Umsätze und / oder steigende Kosten beitragen. Außerdem eine unnötig
hohe Kapitalbindung, z.B. im Bereich Vorräte oder Forderungen.
Eine Erhöhung der Kapitalbindung kann z.B. durch ein fehlendes Warenwirtschaftssystem, fehlende Beschaffungsstrategien, ein schlechtes Forderungsmanagement entstehen. Auch Investitionen führen zu steigender Kapitalbindung und höheren Kosten, z.B. durch Abschreibungen.
Wie kann der Return on Investment verbessert werden?
Der ROI lässt sich im Kern durch eine
Erhöhung des
Gewinns, etwa steigende Umsätze und / oder sinkende Kosten sowie eine Reduktion von Vermögen, z.B. der Vorräte und Forderungen verbessern. Auch der Verkauf nicht mehr benötigten Anlagevermögens kann zu einer Verbesserung des ROI führen.
letzte Änderung J.E.
am 18.08.2023
Autor:
Jörgen Erichsen
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Autor:in
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Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
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04.05.2018 08:16:41 - Raphael
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