Nachtfahrt im Fachkräftemangel
Wer Trends extrapoliert, gleicht einem Autofahrer, der in einer mondlosen Nacht ohne Licht auf einer Landstraße unterwegs ist: Recht behält er nur bis zur nächsten Kurve. So hat der Dortmunder Statistikprofessor Walter Krämer einmal die Risiken beim Fortschreiben von Trends beschrieben. Ich wage an dieser Stelle dennoch einen mutigen Tritt aufs Gaspedal: Wenn Sie dieses Magazin in Ihren Händen halten, wird die offizielle Zahl der offenen Stellen die Marke von zwei Millionen geknackt haben. Und noch eine Vorhersage: Die dann aktuelle Zahl der offenen Stellen wird einen neuen Höchststand in der Geschichte der amtlichen Arbeitsmarktstatistik markieren. Bei der letzten Behauptung hält sich das Risiko in Grenzen. Schon für das vierte Quartal 2021 meldete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (iab.de) 1,69 Millionen offene Stellen und damit den bis dahin höchsten Stand in der Geschichte der offiziellen Arbeitsmarktstatistik. Im zweiten Quartal 2022 zählte das IAB schon 1,93 Millionen unbesetzte Stellen, eine Dreiviertelmillion mehr als im zweiten Quartal des Vorjahrs. Auch das ein historischer Höchststand. Die Zunahme der offenen Stellen verläuft zudem exponentiell. Gut möglich, dass wir bei Erscheinen dieser Ausgabe bereits die drei Millionen unbesetzten Stellen erspähen können.
Diese Krise auf Speed ändert unsere Arbeitswelt. Wie sich insbesondere die Anforderungen an Controllerinnen und Controller ändern, haben wir Emine Yilmaz gefragt, die beim internationalen Fachkräftedienstleister Robert Half die Vermittlung von Finanzfachkräften im deutschsprachigen Raum verantwortet. Und auch über Manipulationen und Fehlinterpretationen in Statistiken haben wir in diesem Heft einen Beitrag. Die Kölner Controlling-Professorin Dr. Ursula Binder enttarnt in einem neuen Beitrag ihrer Serie weitere Fehler im Reporting. Das Bild vom Autofahrer hat Walter Krämer übrigens in seinem Büchlein „So lügt man mit Statistik“ formuliert, das ich Ihnen hiermit ans Herz lege. Weitere Buchempfehlungen finden Sie wie immer am Ende dieses Magazins, bei dessen Lektüre ich Ihnen viel Spaß wünsche.
Herzlichst, Ihr
Wolff von Rechenberg
Inhalt
3
Vorwort /
Impressum
Controlling-Praxis
6
Bewertung eines Nutzers oder Abonnenten
Die New Economy, also etwa Anbieter von Social Media, Mobility-as-a-Service oder Streaming-Diensten, hat den Wert eines Nutzers in den Mittelpunkt der Unternehmung gestellt. Mateusz Tokarski erklärt, wie man den Wert eines Nutzers oder Abonnenten berechnet.
12
Dienstleistungscontrolling: Werkzeuge und Methoden
Auch Dienstleistungsunternehmen benötigen ein Controlling, um verlässlich planen und steuern zu können und den Betrieb erfolgreich weiterzuentwickeln. Jörgen Erichsen erklärt die Besonderheiten des Dienstleistungscontrollings und die Parallelen zum klassischen Controlling.
17
Controllers Trickkiste: Perspektiven des kalkulatorischen Unternehmerlohns
In kleineren Unternehmen ist der kalkulatorische Unternehmerlohn eine relevante Größe. Denn bei Personengesellschaften dürfen keine Angestelltenverträge mit dem Besitzer geschlossen werden. Dr. Peter Hoberg erklärt, wie man ihn berechnet.
21
Fehlinterpretationen durch Vorannehmen und die Auswahl von Rechenverfahren
Prof. Dr. Ursula Binder erklärt in ihrer Serie über Manipulationen und Fehlinterpretationen im Reporting, wie Fehler schon bei Vorannahmen und Berechnungen zu einem missverständlichen Bericht führen können.
25
Bericht aus der Praxis: Kurzsichtige Kosteneinsparprogramme
Wenn mitten in einer Krise ein neues Management berufen wird, werden oft eilig Kosteneinsparprogramme mit klangvollen Namen aufgelegt. Dr. Peter Hoberg beschreibt im aktuellen Beitrag seiner Serie, wie aus der Sanierung mehr als ein Strohfeuer wird.
Job & Karriere
29
Nachhaltige Unternehmensführung im Mittelstand
Führungskräfte müssen ihren Führungsstil anpassen und für kommende Generationen mitdenken. Denn die Erfahrung lehrt: Nachhaltigkeit im Alleingang umsetzen zu wollen, kann kaum zielführend sein, erklärt der IT-Manager Bernd Kirschner in seinem Gastbeitrag.
31
Karriere als Controller
Karriereberatung und Stellenmärkte für Controller
32
Skills fürs Controlling: Flexibilität gefragt – auf beiden Seiten
Steigende Energiekosten, stockende Lieferketten, Inflation. Doch als schwerste Krise könnte sich der Fachkräftemangel erweisen. CONTROLLING-Journal fragte Emine Yilmaz vom internationalen Fachkräftevermittler Robert Half, wie sich das auf das Anforderungsprofil eines Controllers auswirkt.
36
Mit Digitalisierung gewinnt man das Rennen um Talente im Controlling und Finance & Accounting
Eine moderne IT-Umgebung kann einen Job attraktiv gestalten. Softwarelösungen sollten dazu dienen, dass sich Mitarbeiter in ihrem Job entfalten können. Das kann darüber entscheiden, ob ein Bewerber sich zum Bleiben entschließt, meint Ralph Weiss vom NASDAQ-Unternehmen BlackLine.
Software & Internet
38
Umsetzung der wichtigsten Controlling-Instrumente mit DATEV und CRM
In KMU sind die einzigen Controlling-Instrumente oft das Jahresabschlussgespräch mit dem Steuerberater und der monatliche Blick auf das Firmenkonto. Alexander Rodosek beschreibt in seiner Fallstudie, wie man ein Controlling mit Software umsetzt, die ohnehin vorhanden ist.
42
elKomSolutions: Business Intelligence im Fokus
Unternehmensplanung, Konzernkonsolidierung und Business Intelligence: Diese drei Lösungen bietet elKomSolutions aus einer Hand. Dabei nutzt der IT-Anbieter mit Sitz im baden-württembergischen Tuttlingen aktuelle OLAP-Technologie.
44
Integrierte Planung mit Plan! Controlling-Prozesse beschleunigen und die Zusammenarbeit optimieren
Plan! bietet ein breites Spektrum der wichtigsten Planungsfunktionen für die integrierte Unternehmens-planung über alle Geschäftsbereiche hinweg. Giulio Giancola vom schweizerischen IT-Dienstleister Heyde erklärt die Vorzüge der Software.
46
Software im Controlling
48
The Power of VSTACK
Dirk Gostomski erläutert, wie in Excel eine dynamische Datenkonsolidierung mit nur einer einzigen Excel-Formel gelingt. Dazu stellt er VSTAPELN vor, eine der neuen mächtigen Excel-Funktionen.
54
Excel-Tipp: Entwicklung der EBIT-Marge darstellen
Kristoffer Ditz beschreibt in seinem aktuellen Excel-Tipp, wie man die EBIT-Marge in einem Diagramm professionell darstellen kann.
Controlling-Wissen
58
Steuerung der Effektivität und Flexibilität technischer Anlagen durch Produktionscontrolling
Die Verantwortung für die Wertschöpfung in der Produk-tion liegen beim Produktionsmanagement. Bei der Entscheidungsfindung wird es vom Produktionscontrolling durch die Bereitstellung relevanter Informationen unterstützt. Ein Beitrag von Prof. Dr. Jürgen Reim.
65
Wirtschaftlicher Totalschaden
Ein wirtschaftlicher Totalschaden liegt dann vor, wenn die Auszahlungen für die Reparaturen so hoch sind, dass eine Neumaschine unter dem Strich günstiger wird. Prof. Dr. Peter Hoberg erläutert die Handlungsmöglichkeiten für das Controlling.
74
Begriffsverwirrung vermeiden: Indirekter Umsatz und indirekter Absatz – ist das dasselbe?
Da Absatz zu Umsatz führt, liegt die Vermutung nahe, beide Begriffe bedeuteten inhaltlich dasselbe. Das ist aber nicht der Fall. Genau darin besteht eine mögliche Begriffsverwirrung, die Prof. Dr. Ursula Binder in ihrem Beitrag auflöst.
76
Nachhaltigkeitscontrolling
Nachhaltigkeitscontrolling verstehen wir als Planung, Regelung, Kontrolle und Berichterstattung der nicht-finanziellen Leistung in den sogenannten ESG-Bereichen zur Unterstützung des Nachhaltigkeitsmanagements. Dr. Helmut Siller erläutert die Grundlagen.
81
Neulich im Golfclub: Veraltete Planungsmethoden
In der Glosse von Prof. Dr. Peter Hoberg lernt Kurt Kappe, der Hersteller von Flaschenverschlüssen, was eine VUCA-Situation ist und wie man die Planung anpassen sollte.
84
Buchtipps für Controller
87
Abonnementbestellschein
Letzte Änderung W.V.R am 14.11.2023
Autor(en):
Wolff von Rechenberg