Rating Grundlagen

Warum Unternehmen daran arbeiten sollten, ihr Rating zu verbessern

Jörgen Erichsen
In der Betriebswirtschaft versteht man unter einem Rating die Bonitätseinstufung eines Unternehmens oder eines Landes. Mit der Bonität bzw. dem Rating wird ausgedrückt, wie kreditwürdig ein Unternehmen oder ein Land ist. Je besser das Rating, desto kreditwürdiger, d.h., je höher die Wahrscheinlichkeit aus Sicht der Bank, dass gewährte Kredite ohne Probleme zurückgezahlt werden. Und desto besser sind die Konditionen, sprich die Zinsen, die für einen Kredit gezahlt werden müssen.

Von einem Rating hängt aber nicht "nur" die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens ab. Auch andere Geschäftspartner, etwa Kunden oder Lieferanten, informieren sich im Vorfeld einer Geschäftsanbahnung häufig über die Bonitätseinstufung eines Unternehmens. Denn sie wollen etwa wissen, wie zuverlässig ein Kunde seine Rechnungen voraussichtlich begleichen kann und wird. Lieferanten bestehen bei schlechtem Rating u.U. auf Vorkasse oder zumindest hohen Abschlagszahlungen. Oder Geschäftsbeziehungen kommen schlicht nicht zustande, wenn potenzielle Kunden zu der Ansicht gelangen, dass die Risiken zu hoch sind.

Um die Kreditwürdigkeit realistisch einschätzen zu können, analysieren Banken und Auskunfteien zahlreiche Unterlagen, etwa Jahresabschlüsse, Planungen oder Branchenentwicklungen. Der Ratingprozess ist zumindest grundsätzlich standardisiert; es gibt aber von Institut zu Institut geringfügige Unterschiede. Im Beitrag geht es um Unternehmens- nicht um Länderratings.

1. Was ist ein Rating und wann wird es durchgeführt?

Mit einem Rating, einer Bonitätsbewertung, wird die Leistungsfähigkeit und die wirtschaftliche Lage von Unternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern beurteilt. Ein Rating hat erheblichen Einfluss z.B. auf die Kreditkonditionen (Zinsen) oder darauf, ob es gelingt, neue Geschäftspartner, etwa Kunden oder Lieferanten zu gewinnen.

Ein schlechtes Rating verringert die Chancen, an einen günstigen Kredit zu gelangen oder ihn überhaupt zu bekommen. Außerdem kann es dazu führen, dass es schwieriger wird, neue Geschäftspartner zu gewinnen. Hintergrund ist, dass viele Unternehmen, bevor sie mit einem neuen Geschäftspartner zusammenarbeiten, bei einer Bank oder Auskunftei die Bonität des Unternehmens erfragen.

Bei einem guten Rating stehen die Aussichten gut, neue Kunden zu akquirieren oder Lieferanten gewinnen zu können. Bei einem schlechten Rating sind die Erfolgsaussichten oft mäßig. Das Problem für betroffene Unternehmen ist, dass sie selbst in der Regel nicht erfahren, ob und wer das Rating abfragt und wie er sich auf Basis der erhaltenen Informationen letztendlich entscheidet. Daher sollte jeder Unternehmer ein ausgeprägtes Interesse haben, eine gute Bonitätseinstufung zu bekommen.

Jeder Unternehmer sollte mindestens einmal pro Jahr prüfen, wie wichtige Auskunfteien den Betrieb einstufen, um das Rating ggf. zu verbessern.


Internes und externes Rating

Grundsätzlich wird zudem zwischen einem internem und einem externen Rating unterschieden. Von einem internen Rating spricht man, wenn die Bank eine Bonitätsprüfung durchführt, oft im Zusammenhang mit einem Kreditantrag. Von einem externen Rating spricht man, wenn z.B. eine Rating-Agentur die Bewertung vornimmt. Externe Ratings werden u.a. erstellt, um Investoren oder Aktionäre über das Leistungsvermögen eines Unternehmens zu informieren. Im weiteren Verlauf wird auf interne Ratings eingegangen, da diese gerade für mittelständische Unternehmen wichtiger sind und regelmäßig vorkommen.

Bonitätseinstufung erfolgt mit harten und weichen Faktoren

Das Rating setzt sich aus "harten" Größen, wie Jahresabschlüssen (bei Selbstständigen / Freiberuflern: Einnahmen-Überschuss-Rechnung), privaten Steuererklärungen und Finanzkennzahlen und "weichen" Faktoren, etwa Managementqualität und Branchenzugehörigkeit zusammen (s. auch Abb. 2). Der Übergang von quantitativen zu qualitativen Faktoren ist aber oft fließend, und kann von Banken unterschiedlich gehandhabt werden.

Bei internen Ratings gibt es oft weitere Faktoren, die für die Bonitätseinstufung relevant sind. Beispielsweise wird geprüft, ob es Warnsignale gegeben hat, die zu einer schlechteren Einstufung führen. Aus Sicht der Banken gehören z.B. ungeplante Überziehungen oder zurückgegebene Lastschriften zu den Warnsignalen, da diese den normalen Geschäftsbetrieb stören und auch darauf hindeuten, dass ein Betrieb seine Finanzlage nicht oder nur bedingt im Griff hat. Dann wird davon ausgegangen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig zu Problemen kommen wird. Entsprechend restriktiv verhalten sich die Institute bei der Kreditvergabe oder -verlängerung.

Alle Faktoren werden von Banken, Auskunfteien oder Rating-Agenturen geprüft und bewertet und am Ende erhält man eine "Note", die Bonitätseinstufung oder Rating-Klasse. Mit der Note wird ausgedrückt, wie hoch die Ausfallwahrscheinlichkeit ist. Je höher die Stufe, desto besser ist die Ratingnote und umgekehrt. Eine Ausfallwahrscheinlichkeit von z. B. 2 % bedeutet, dass von 100 Unternehmen, die in diese Klasse eingeordnet werden, innerhalb eines Jahres im Schnitt zwei Betriebe ausfallen werden.

Es gibt keine einheitliche Bewertung, und die Noten werden z.B. mit Punkten, Buchstaben, Klassen oder Symbolen ausgedrückt. Bei den Sparkassen beispielsweise gibt es 18 Klassen; die Creditreform arbeitet mit Punkten von 100 (Top-Wert) bis 600 (schlechtester Wert) und bei der Schufa erfolgt die Bewertung in Prozenten (100 % ist der beste, 1 % der schlechteste Wert). Die harten Faktoren fließen meist mit einem etwas höheren Gewicht in die Note ein als die weichen Faktoren.

2. Grundlegender Ablauf eines internen Ratings

Zwar beobachten Banken unabhängig von einem Kreditantrag genau, wie sich Kontoführung und Zahlungsverhalten von Kunden entwickelt. Gibt es hier keine Warnsignale oder K.-o.-Kriterien, wie z.B. Kontopfändungen oder negative Einträge über den Unternehmer bei Auskunfteien, können Unternehmer oft ohne umfassende Prüfungen kleinere Kredite erhalten. Meist liegt die Grenze bei 100.000 Euro bis 150.000 Euro bzw. maximal 25% vom Umsatz oder dem Zweifachen der Personalkosten.

Ein umfassendes internes Rating wird dagegen vorgenommen, wenn Kunden einen Kredit von ihrer Bank wünschen, der oberhalb der genannten Grenzen liegt oder wenn zu erwarten steht, dass es möglicherweise zu Problemen kommt, etwa weil der Kunde früher schon mal säumig gewesen ist. Abbildung 1 zeigt, wie ein Rating im Kern abläuft; es gibt aber kleinere Unterschiede von Bank zu Bank. Die Dauer eines internen Ratings beträgt meist 4 bis 6 Wochen, in Einzelfällen kann es länger dauern.

Der erste Schritt ist die Frage nach einem Kredit bzw. das Stellen eines Kreditantrags. Darauf folgen meist zwei oder mehrere Gespräche, bei denen man aus unternehmerischer Sicht zunächst klären sollte, wie der Ablauf beim gewählten Institut genau ist und welche Unterlagen man in welcher Form vorlegen sollte und wie der zeitliche Ablauf geregelt werden soll. Hat man mit der Bank bereits einen Ratingprozess durchlaufen, sollte nach evtl. Änderungen gefragt werden.

Im Anschluss müssen die verlangten Unterlagen erstellt und eingereicht werden. Abb. 2 zeigt, welche Unterlagen das sein können.
Wichtig: Nicht immer werden alle Unterlagen verlangt, man sollte sie aber zumindest bereithalten oder kurzfristig erstellen können, wenn die Bank nachfragt. Je besser die Bank ein Unternehmen kennt und je mehr der Unternehmer die Bank über wichtige Dinge von sich aus informiert, desto eher kann man auf die Bereitstellung von Dokumenten verzichten. In jedem Fall sollte es zusätzlich noch eine Vorhabenbeschreibung mit Berechnungen geben, etwas eine Investitionsrechnung.

Hat die Bank zusätzlichen Informationsbedarf, kann es vorkommen, dass sie sich das Unternehmen persönlich ansieht und weitere Gespräche im Betrieb führt, z.B. mit Führungskräften oder der Buchhaltung. Betriebsbesichtigungen sind nicht obligatorisch, aber möglich. Unternehmer sollten auch das im Vorfeld klären und sich vorbereiten, um den Betrieb positiv darzustellen. Die Buchhaltung sollte aktuell, die Geschäftsräume aufgeräumt und man sollte in der Lage sein, Abläufe, Produkte oder Ausstattung kurz und verständlich zu erklären.

Im Anschluss folgen die eigentlichen Prüfungen durch die Bank, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Das heißt, es werden z.B. Jahresabschlüsse, Kontoverhalten, Planungen, Organisation usw. analysiert und bewertet.

Grundlegender Rating Ablauf

Ausgangspunkt: Kreditantrag

1. Allgemein / Vorbereitung
  • Kredit-/Vor-)Gespräche
  • Einreichung der Unterlagen durch das Unternehmen
  • Zusammenstellung externer Unterlagen
  • Betriebsbesichtigung (optional), zusätzliche Interviews

2. Quantitative Prüfung

 3. Qualitative Prüfungen
  • Management-Analyse
  • Analyse Unternehmensorganisation
  • Analyse Unternehmensentwicklung
  • Analyse Markt- und Wettbewerb

4. Erstellung Rating
  • Dateinanreicherung, Kontoanalyse, Warnhinweise, K.o. Kriterien
  • Erstellung Rating Note und Diskussion Rating-Urteil
  • Bewertung aller Unterlagen, Kriterien und Sicherheiten
  • Konditionsverhandlung /-gestaltung und kreditvertrag

Rating-Grundlagen-01web.jpg
Abb. 1

Auch externe Daten fließen ein, etwa, wie sich Wettbewerber und Branche relativ zum potenziellen Kreditnehmer entwickeln. Meist haben die Ergebnisse der quantitativen Prüfungen ein Gewicht von 60%, die qualitativen Ergebnisse ein Gewicht von 40%. Auch hier kann es Unterschiede je nach Institut geben.

Unterlagen für einen Kreditantrag

Bezeichnung /
Beschreibung
Inhalte / Ergänzungen Zeitraum Vorhanden Zeitansatz für Erstellung
Jahresabschluss-
unterlagen
    ja Nein Bis...  
Jahresabschlüsse Bilanz, G+V, Anhang, Lagebericht 2-3 Vorjahre       obligatorisch
Erläuterungen zum Jahresabschluss Bilanz, Bericht zum Geschäftsverkauf, Ausblick auf Folgejahre          obligatorisch
Betriebswirtschaftliche Auswertungen   aktuell sowie
2-3 Vorjahre   
      obligatorisch
Kennzahlen Auswahl wichtiger Finanzkennzahlen, z.B. EBIT-Rendite, Gesamtkapitalrendite, Liquitätsgrade, Schuldentilgungsdauer, Cashflow, Eigenkapitalquote 2-3 Vorjahre
und Ausblick
      obligatorisch
Forderungsaufstellung ggf. untergliedert nach Kunden (abhängig von Einzelforderung) min. akt. Jahr
ggf. Vorjahre
      sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
Verindlichkeitenaufstellung ggf. untergliedert nach Fristigkeiten und Gläubigern
min. akt. Jahr
ggf. Vorjahre
      obligatorisch
Vorratsvermögen ggf. untergliedert nach Produkten und Altersstruktur, auftragsgebundene Vorräte aktuell       obligatorisch
Summen- und Saldenliste  
      obligatorisch
Debitoren und Kreditoren Aufgliederung u.a. in Forderungen aus L+L und sonstige Forderungen, Altersstruktur, Wertberichtigung, Factoring, Beziehung zu verbundenen Unternehmen, Währungs- und Exportrisiken aktuell
      sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
Aufstellung wesentlicher Geschäftsvorfälle vor allem außerordentlich und aperiodisch, z.B. Sondereinflüsse von Großkunden, Subventionen, Restrukturierung  aktuell
      obligatorisch 
Sicherheiten und Garantien Bürgschaften, Grundstücke, Gebäude, Wertpapiere, Anlagegüter, Achtung: Im Vorfeld auf Veränderungen überprüfen und Sicherheiten zurückhalten! aktuell
      sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
Planungsunterlagen
Operative Planung Umsätze, Kosten, Gewinn, Kapazität, Personal, Liquidität, Cash-Flow, mit Mengengerüsten, auf Monatsbasis, ab Jahr 2 Quartale, Planbilanz, Plan-G+V mind. 2 Jahre       obligatorisch
Invesitionsplanung Untergliedert nach Art der Vorhaben, bei größeren Projekten mit Investitionsrechnung min. 2-3 Jahre Folgejahre       obligatorisch
Strategische Planung langfristige Ziele und Strategien ca. 5 Jahre       sollte vorliegen bzw. innerhalb 1-2 Wochen nachreichen
Unternehmensbeschreibung Unternehmenszweck, Produkte, Märkte, Kunden, Wettbewerb, Besonderheiten
      oft fakultativ, max. 4-8 Wochen
Soll-ist-Vergleiche Zur Analyse der Planungs-
qualität
soweit früher Planung erstellt wurden für Planungs-zeiträume
      obligatorisch
Angaben zur Innovationsfähigkeit, ggf. Übersicht Patente, Lizenzen vor allem in innovativen Branchen mit kurzen Produktlebenszyklen aktuell
      sollte vorliegen, < 1 Woche
Risikobeschreibungen mit Lösungsansätzen Spezifische Unternehmensrisiken, z.B. Währung, Abhängigkeiten, Umwelt, Haftung, Konjunktur, Notfallordner für den Fall, dass der Unternehmer ausfällt         meist obligatorisch
Bericht zur Branche und Ausblick auf Folgejahre (soweit nicht JA) Wachstumsraten, Konjunkturaussichten, Brenchmark, Plausibilitätsabgleich aktuell        meist obligatorisch
Weitere Unterlagen
Personal (Geschäftsführer, Inhaber, Führungskräfte, wichtige Mitarbeiter) Lebensläufe, Zeugnisse, Qualifikationsnachweise, belegbare Erfolge (Produkteinführungen, Gewinnsteigerungen), Verträge, Betriebsvereinbarungen, Anteile, offene Verfahren, Fluktuation aktuell
      sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern   
Organisation und Rechnungswesen Organigramm, ggf. mit Tochtergesellschaften und verbundenen Unternehmen, Beschreibung organisation Rechnungswesen und Controlling, Buchführungs- und EDV-Systeme, Konten-/ Kostenstellenplan, Kalkulation/Nachkalkulation, Bilanzierungsvorschriften         sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern  
Auftragslage Auftragseingänge, Auftragsbestand, ggf. auch rückblickend für 2-3 Jahre         sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern 
Beteiligungsübersicht ggf. mit Handelsregisterauszügen für Tochter/Niederlassungen         muss vorliegen
Eigentums-/ Besitzverhältnisse Gesellschaftlerstruktur, Anteile, soweit nicht Personal, inkl. besondere Regelungen, z.B. Stimm- oder Vorverkaufsrechte         muss vorliegen
Private Steuerbescheide der letzten 2-3 Jahre ggf. Entwicklung Privatvermögen, Schulden, Eigentumsverhältnissen         max. 1 Woche   
Produkte Produktportfolio, Altersstruktur, Produktionsverfahren, F+E         sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern 
Versicherungen Geschäftlich und privat, z.B. Haftplicht, D&O, Geschäftsbegäude, Rechtsschutz, Betriebsinhalte Betriebsunterbrechung, Lebensversicherungen         sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern 
Verträge Soweit vorhanden mindestens: Gesellschafter-, Beherrschungs-, Berater-, Gewinnabführungsvertrag, Verträge mit wichtigen Kunden, Lieferanten, Kooperationspartnern, Miete, Pacht, Lizenzen, Betriebsvereinbarungen, Darlehen, Forderungsverzicht         sollte vorliegen o. innerhalb 2-3 Tagen liefern 
Grundbuchauszüge ggf. Wertgutachten Alle Firmengrundstücke, ggf. bei Bank Notwendigkeit erfragen         2-4 Wochen
Ggf. Unterlagen zu Zertifizierung, Qualitätsmanagement Falls vorhanden, verbessert das oft das Rating. Wichtig für kleinere Betriebe: Solle Großkunden / -lieferanten als Partner gewonnen werden, ist Zertifizierung oft Pflicht. aktuell
      2-3 Monate, individuell   

img20px.jpg Abb. 2 Auswahl von Unterlagen, die zum bankinternen Rating benötigt werden (Bitte klicken für Ansicht aus der Excel-Datei)

Praxis-Tipp: Statt mehrerer Einzelplanungen (strategische und operative Planung) kann auch ein vollständiger Businessplan vorgelegt werden, der alle verlangten Elemente inkl. Wettbewerbsumfeld und einer umfassenden Risikoanalyse enthält.

Kennzahlenauswahl im Rating-Prozess

Bei einem Rating werden mindestens die folgenden Kennzahlen durch die Bank ausgewertet. Die Übersicht enthält Bezeichnungen, Formelvorschläge und – soweit möglich – Orientierungswerte für günstige Ausprägungen. Beides sollte beim Institut erfragt werden.

Kennzahl Formelvorschlag Orientierungswerte Eigene Werte
Umsatzrendite Gewinn * 100 / Nettoumsatz Mindestens Branchenwert oder besser
EBIT-Rendite Ergebnis vor Steuern und Zinsen * 100 / Nettoumsatz Mindestens Branchenwert oder besser  
Cashflow-Rendite Cashflow * 100 / Nettoumsatz Mindestens Branchenwert oder besser  
Cashflow im engeren Sinn Gewinn + Abschreibungen +/- Veränderung langfristige Rückstellungen Mindestens Branchenwert oder besser  
Gesamtkapital-Rendite (Gewinn + Zinsen) * 100 / Gesamtkapital Mindestens 8 bis 10 %  
Liquiditätsgrad II (Liquide Mittel + Forderungen) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten 120 bis 150 %  
Liquiditätsgrad III Umlaufvermögen * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten 150 bis 200 %  
Schuldentilgungsdauer (Fremdkapital – liquide Mittel) / Cashflow 3 Jahre top, 5 gut, 10 ausreichend  
Eigenkapitalquote Eigenkapital * 100 / Gesamtkapital; Möglichst > 20 bis 25 %  
Debitorenlaufzeit Forderungen * 360 / Nettoumsatz Nah am Standard-Zahlungsziel, z.B. 30 Tage  
Kreditorenlaufzeit Verbindlichkeiten Lieferungen / Leistungen * 360 / Mögl. größer  als Standard-Zahlungsziel  
Kapitalumschlag Nettoumsatz / Gesamtkapital >1  

Abb. 3

Häufig werden weitere Kenngrößen analysiert, etwa Return-on-Investment (RoI), Deckungsgrade oder Zinsdeckung.

In die Analysen fließen auch Erkenntnisse der Bank über den beantragenden Betrieb ein (Datenanreicherung), etwa Informationen von Auskunfteien, aus der Presse, Erfahrungen aus der bisherigen Geschäftsverbindung oder Resultate bankeigener Studien.

Ergebnis hinterfragen und Verbesserungshinweise der Bank umsetzen

Wenn alle Unterlagen ausgewertet sind, vergibt die Bank die Rating Note. Unternehmen sollten das Urteil nicht einfach zur Kenntnis nehmen, sondern kritisch hinterfragen, wie es zustande gekommen ist und was man tun kann, um es künftig zu verbessern. Aus den Hinweisen der Bank lassen sich Schwachstellen erkennen und man erhält so wichtige Anregungen dazu, was aus Bankensicht getan werden kann, um die Bonität zu verbessern. Welche Maßnahmen das genau sind, hängt von der Einschätzung im Einzelfall ab.

Der letzte Schritt im Prozess umfasst die Konditionenverhandlung und die Vertragsgestaltung. Gerade wenn Ergebnisse auf der Grenze zwischen zwei Ausfallwahrscheinlichkeiten liegen, ist es oft möglich, sich mit der Bank auf günstigere Zinsen zu verständigen, zumal, wenn man zusätzlich noch gute Sicherheiten anbieten kann.

Bedeutung von Financial Covenants kennen und beachten

Unter Financial Covenants werden Vertragsbestandteile oder zusätzliche Vereinbarungen verstanden, die während der Laufzeit von Krediten eingehalten werden müssen, um von den vereinbarten Konditionen profitieren zu können. Beispielsweise sind die Konditionen über die Laufzeit nur bindend, wenn es dem Unternehmen gelingt, bei ausgewählten Kennzahlen vereinbarte Ausprägungen einzuhalten.
Beispiel: Ein Kredit zu einem Zinssatz von z.B. 3 % nur gewährt, wenn die Eigenkapitalquote mindestens 25 %, die Gesamtkapitalrendite mindestens 9 % oder die Schuldentilgungsdauer maximal 6 Jahre beträgt, muss man als Unternehmen darauf achten, dass die Werte nicht unterschritten werden.

Die Einhaltung der Ausprägungen wird seitens der Bank regelmäßig kontrolliert und die Financial Covenants haben für ein Institut zudem eine wichtige Frühwarnfunktion. Verschlechtern sich die Ausprägungen längerfristig, kann das je nach Vertrag dazu führen, dass sich die Zinsen erhöhen, eine Nach-Besicherung verlangt oder im Extremfall der bestehende Vertrag gekündigt wird. Es gibt auch Fälle, in denen die Bank Eigentümer dazu verpflichtet, bei Verstößen frisches Eigenkapital zuzuschießen. Auf diesen Punkt sollten potenzielle Kreditnehmer unbedingt achten und mit der Bank über die Handhabung sprechen, damit es während der Laufzeit nicht zu bösen Überraschungen kommt.

Praxis-Tipp: Sicherheiten spielen bei jedem Kreditantrag eine wichtige Rolle. Mit guten Sicherheiten ist es möglich, trotz einem eher mäßigen Rating doch noch einen Kredit zu günstigen Konditionen zu erhalten. Verlassen sollte man sich darauf aber nicht.

Beispiele für Sicherheiten
: Grund und Boden, Lebensversicherungen, Wertpapiere, Investitionsgüter oder Bürgschaften. Allerdings fließen die Sicherheiten meist nicht mit dem aktuellen Wert in eine Beurteilung ein, sondern es gibt so genannte Beleihungsgrenzen. Bei Grund und Boden liegt sie etwa zwischen 60 bis 80 % des Verkehrswertes, bei Lebensversicherungen bei zu 100 % des Rückkaufwertes minus Steuern.

Wertpapiere werden meist nur mit rund 50 bis 60 % vom Kurswert akzeptiert. Bürgschaften werden in der Regel 100 % des Betrags angenommen. Auch hier gilt es, bei der Bank konkret nach deren Beleihungsgrenzen zu fragen und diese ggf. (noch oben) zu verhandeln (ggf. Verweis auf meinen Artikel zu Sicherheiten?)

3. Fazit und Ausblick

Jedes Unternehmen, das einen Kredit benötigt oder einen bestehenden Kredit verlängern will, wird von der Bank einer Prüfung und Bewertung der Zahlungs- und Leistungsfähigkeit unterzogen. Der Vorgang wird als Rating bezeichnet. Die Bank prüft anhand von Unterlagen wie Jahresabschlüsse, Planungen und Kennzahlen, wie leistungsfähig ein Unternehmen heute ist und voraussichtlich in Zukunft sein wird. Das Ergebnis eines Ratings ist eine "Note", mit der ausgedrückt wird, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Unternehmen den gewährten Kredit zurückzahlt. Je besser die Note, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Darlehen mit günstigen Zinsen erhält und umgekehrt.

Unternehmer sollten wissen, dass auch große Kunden oder andere Geschäftspartner häufig prüfen, wie leistungsfähig das Unternehmen ist, mit dem sie zusammenarbeiten wollen. Daher unterziehen auch sie den potenziellen Partner einer Prüfung und holen sich Daten von der Bank oder einer Auskunftei ein. Jedes Unternehmen sollte daher ein ausgeprägtes Interesse daran haben, eine gute Rating-Note zu erzielen bzw. sie zu verbessern.




letzte Änderung J.E. am 24.01.2023
Autor:  Jörgen Erichsen
Bild:  Bildagentur PantherMedia / Falko Matte


Autor:in
Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
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25.10.2011 08:05:55 - Birgitt Brodoehl

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich finde Ihren Beitrag schon sehr aufschlussreich. Habe noch Fragen:
Wie werden die Rating-Werte ermittelt? Gibt es Formeln und wie werden die Ergebnisse klassifiziert? Was sind die Maximal-, bzw. Schlechtwerte?

Mit freundlichen Gruessen
Birgitt Brodoehl
[ Zitieren | Name ]

26.10.2011 08:09:29 - SDepold

Sehr geehrte Frau Brodoehl,

vielen Dank für Ihr Kommentar!

Wir möchten Ihnen für die Beantwortung weiterer Fragen das Controlling-Portal.de/Forum empfehlen. Dort sind viele kundige Meinungen zusammen.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Redaktion CP
[ Zitieren | Name ]

03.06.2014 08:59:44 - Gast

Sehr geehrte Damen und Herren,
wie lassen sich Konditionen und aktuelles Rating wettbewerbstechnisch vergleichen zwischen Banken? Vertrauen und Abhängigkeiten erscheinen einzigartig verquickt...
Mit freundlichen Grüßen!
[ Zitieren | Name ]

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Software-Tipps

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Der BusinessPlanner besticht seit Jahren durch seine schnelle und professionelle Umsetzung einer integrierten Unternehmensplanung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Integration von Planbilanz und Finanzplan / Cashflow – inklusive transparentem und aussagekräftigem Reporting.
Mehr Informationen >>

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LucaNet.Planner deckt alle Anforderungen der integrierten Unternehmensplanung, des Reportings und der Analyse ab. Setzen Sie auf eine Software, die Ihnen mit maximaler Transparenz Arbeitsprozesse erleichtert. Mit wenigen Mausklicks passen Sie vorgefertigte Strukturen an Ihre Bedürfnisse an und importieren Ist-Zahlen über fertige Schnittstellen aus Ihrem Vorsystem.  Mehr Informationen >>

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Die IDL CPM Suite ist eine Software für die Unternehmenssteuerung mit integrierten Applikationen für Konzernkonsolidierung, Finanzplanung, operative Planung, Managementreporting, regulatorisches Berichtswesen und Analyse. Herausragende Usability, hohe Automatisierung und Fachlichkeit zeichnen sie aus. Mehr Informationen >>

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Arbeitshilfe Krisenmanagement

Das neue Unternehmensstabilisierungs- und –restrukturierungsgesetz (StaRUG) ist Bestandteil des seit Anfang 2021 geltenden Gesetzes zur Fortentwicklung des Sanierungs- und Insolvenzrechts (SanInsFoG). Im StaRUG ist vor allem die Krisenfrüherkennung und das Krisenmanagement bei haftungsbeschränkten Unternehmensträgern, z.B. GmbHs, geregelt.
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Kosten-Nutzen-Analyse einer Photovoltaik-Investition

Mit diesem Excel-Tool lassen sich die Auswirkungen unterschiedlicher Parameter und Annahmen verdeutlichen, wie beispielsweise der Nutzen nach Steuern und Abgaben aus einer Photovoltaik-Investition. Die Kosten-Nutzen-Analyse berücksichtigt unter anderem Unterschiede bei Privat-Investoren und Unternehmen, 
Betriebskosten und Grenzsteuersatz.
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Aktienübersicht mit Trendanalyse

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Behalten Sie alle Ihre Aktientitel auf einen Blick im Auge! Mit diesem Programm behalten Sie die Übersicht über Ihre Aktien und werden bei jeder Trendveränderung informiert. Wählen Sie beliebig aus über 80 Trendsignalen aus - die jederzeit automatisch überprüft werden. 
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Skript Kostenrechnung

Umfassendes Skript für Studenten, Auszubildende und angehende Bilanzbuchhalter zu allen prüfungsrelevanten Themen aus der Kosten- und Leistungsrechnung als ebook im pdf-Format. Auf 163 Seiten wird alles zum Thema Kostenrechnung ausführlich und verständlich sowie mit vielen Abbildungen und Beispielen erläutert.

Themen:

- Kostentheorie
- Aufgaben und Systeme der Kostenrechnung
- Vollkostenrechnung
- Teilkostenrechnung (Deckungsbeitragsrechnung)
- Plankostenrechnung
- Kurzfristige Erfolgsrechnung
- Prozesskostenrechnung
- Kalkulation im Handel

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Excel TOP-SellerRS Liquiditätsplanung L

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Die RS Liquiditätsplanung L ist ein in Excel erstelltes Werkzeug für die Liquiditätsplanung von Kleinunternehmen sowie Freiberuflern. Die Planung erfolgt auf Basis von veränderbaren Einnahmen- und Ausgabepositionen. Detailplanungen können auf extra Tabellenblättern für z.B. einzelne Projekte oder Produkte vorgenommen werden. 
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Rollierende Liquiditätsplanung auf Wochenbasis

Dieses Excel-Tool bietet Ihnen die Grundlage für ein Frühwarnsystem. Der erstellte Liquiditätsplan warnt Sie vor bevorstehenden Zahlungsengpässen, so dass Sie frühzeitig individuelle Maßnahmen zur Liquiditätssicherung einleiten können. Gerade in Krisensituationen ist eine kurzfristige Aktualisierung und damit schnelle Handlungsfähigkeit überlebenswichtig. Mehr Informationen >>

Strategie-Toolbox mit verschiedenen Excel-Vorlagen

Die Strategie-Toolbox enthält 10 nützliche Excel Vorlagen, die sich erfolgreich in der Strategie bewährt haben. Alle Tools sind sofort einsatzbereit und sind ohne Blattschutz. Damit können die Vorlagen individuell angepasst werden.
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Software-Tipp

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