Das
Produktcontrolling ist ein
wichtiges Aufgabenfeld des
Controllings. Der Produktcontroller steuert die
Produktkosten, indem er die
Herstellkosten, Produktmargen und
Deckungsbeiträge im Blick behält,
Soll-/Ist-Abweichungen analysiert und bei Einsatz von SAP die
Standardpreise kalkuliert und ggf. auch unter dem Jahr anpasst, weil die Standardpreise großen Einfluss auf die Lagerwerte hat.
Hier ist eine genaue
Kenntnis des Produktcontroller der
Prozesse im Fertigungsunternehmen besonders wichtig, weil es viele Stellschrauben gibt, die die Produktkosten und somit das Ergebnis des Unternehmens beeinflussen. Es ist genau zu ermitteln und zu steuern, mit welchen
Gemeinkosten die Produkte belastet werden und die
Kostenstellen, im Besonderen die Fertigungskostenstellen, entlastet werden. In Deutschland ist durch das HGB und EStG relativ stark reglementiert, wie Herstellkosten berechnet werden müssen.
Beteiligte des Produktcontrollings
In diesem Zusammenhang steht der Produktcontroller im
direkten Kontakt mit dem
Verkauf, weil diese großen Einfluss auf die Verkaufspreise und damit auf den Deckungsbeitrag I haben, im Kontakt mit dem Einkauf, weil diese Einfluss auf die Materialkosten haben und im Kontakt mit der Entwicklung, weil diese Einfluss auf den Bau, die Konstruktion und die verwendeten Materialien haben. Alle diese Abteilungen und Personen beeinflussen die Produktkosten und die Margen und somit auch den unmittelbaren Erfolg des Unternehmens.
Ein ausgeklügeltes
Reporting- und
Steuerungstool, im Verbund eines
ERP-Systems und
Excel ist hier von enormer Wichtigkeit. Im Anhang ist ein solches mögliches Produktcontrolling-Tool abgebildet.
Produktcontrolling ist insbesondere in
Industrieunternehmen zu finden und sollte daher von den Controllern in Fertigungsunternehmen implementiert werden. Doch auch in Handelsunternehmen und Dienstleistungsunternehmen ist Produktcontrolling gefragt; letztlich in allen Unternehmen, die ein Produkt verkaufen.
Abgrenzung zum Produktionscontrolling
Produktcontrolling unterscheidet sich wesentlich von einem
Produktionscontrolling. Ein Produktionscontrolling steuert und untersucht u.a. die Einflüsse von Durchlaufzeiten in Fertigungsbetrieben, die einen hohen Handarbeitsanteil haben oder die Durchlaufzeiten eines Halberzeugnisses auf Produktionsmaschinen. Ein Produktionscontroller plant den Bedarf von Arbeitern in der Fertigung über mehrere Perioden im Voraus und erstellt
KPI für den gesamten Produktionsbereich. Produktionscontrolling und Produktcontrolling haben aber Schnittmengen und arbeiten in bestimmten Bereichen zusammen.
Der Produktcontrollingprozess
Was macht der Controller im Produktcontrolling in der
Praxis im Einzelnen?
Gehen wir davon aus, dass systemisch das Produktcontrolling im ERP und Praxis eingerichtet ist. Das Produktcontrolling beginnt als Teil des
technischen Monatsabschlusses, indem die Koststellen vom Controller abgerechnet und Umlagen gebucht werden. Im zweiten Schritt werden die
Fertigungsabweichungen des Abschlussmonats systemisch ermittelt. Bereits an dieser Stelle kann der Produktcontroller den größten Fertigungsabweichungen hinterhergehen und offene Fragen und Fehlermeldungen im ERP-System klären und ggf. für den laufenden Abschluss korrigieren.
Wichtigstes
Ziel ist die Ermittlung der
aktuellen Herstellkosten, um diese mit den Standardpreisen zu vergleichen, falls mit diesen die Fertigerzeugnisse kalkuliert wurden. Weiter muss überprüft werden, ob die
Produktfixkosten und die Produktgruppenfixkosten korrekt ermittelt wurden. Je nachdem, wie das ERP eingerichtet ist, findet man diese Kosten in der
Unternehmensdeckungsbeitragsrechnung, also der Ergebnisrechnung als Teilkostenrechnung. Im Folgenden werden die Tabellen vom Produktcontroller abgefüllt und das Gesamtergebnis betrachtet.
- Was hat Einfluss auf die Marge?
- Verkaufs- oder Einkaufspreise?
- Gibt es Schwankungen für Rohmaterial?
Hier hilft der
ERP-gestützte Vergleich von alter und neuer Kalkulation.
Am Ende - und wieder am Anfang - des neuen Produktcontrolling-Prozesses stehen die
Handlungsempfehlungen des Produktcontrollers, wie die Produktkosten und die Margen gesteuert werden können. Einmal im Monat sollte es ein gemeinsames Meeting vom Produktcontroller mit den Leitern von Finanzen, Vertrieb, Einkauf (SCM), Produkt Management und Forschung und Entwicklung geben. Wichtig dabei ist, dass die Maßnahmen kontrolliert und ggf. nachjustiert werden. Produktcontrolling hat kurzfristige und langfristige Elemente. Hier sind vom Produktcontroller auch wirtschaftsmathematische Fähigkeiten gefragt, wenn
Preiselastizitäten berechnet werden müssen.
Nicht beiseitegelassen werden sollen die Parameter, die die
Deckungsbeiträge II und
III beeinflussen. Dazu gehören die Produktfixkosten wie z.B. Servicekosten und Kosten für Geräteaustausche, on-site-Reparaturen usw. und die Produktgruppenfixkosten wie z.B. besonderer Fertigungsmittel und Fertigungsvorrichtungen, Transportgestelle usw.
Weitere wichtige Prozesse des Produktcontrollers sind zum einen die
Kalkulation der (neuen)
Produkte, im Idealfall mithilfe eines ERP-Systems wie SAP, das den gesamten Kalkulationsprozess unterstützt mit der neuen Hinterlegung des Standardpreises. Zum anderen das Anlegen von Kalkulationsvarianten, also das Customizen, wie Produkte kalkuliert werden sollen. Gerade SAP bietet hier sehr hilfreiche (und komplizierte) Werkzeuge an. Materialien können z.B. in SAP über den variablen Stückpreis, den Angebotspreis usw. kalkuliert werden. Das kann in den Einstellungen der Kalkulationsvariante hinterlegt werden.
In den folgenden Abbildungen ist dargestellt, aus welchen
Elementen ein Produktcontrolling bestehen könnte. Es sind
fiktive Beispielzahlen verwendet worden, die nicht dem Anspruch auf Widerspruchsfreiheit folgen.
In
Abbildung 1 ist ein Beispiel einer
Produktdeckungsbeitragsrechnung auf Unternehmensebene abgebildet:
Man sieht in den Zeilen die einzelnen Produkte in ihren Produktgruppen und in den Spalten die Ist-Kennzahlen bzw. die Vorgaben wie abgesetzte Stück, Umsatz, Marge (DB I) und die budgetierte DB I-Marge. Darüber hinaus sind die Abweichungen dargestellt und je nach Stärke der Abweichung verschieden eingefärbt.
In der Horizontalen geht die Rechnung bis zur Stufe
Deckungsbeitrag III und in der Vertikalen bis zur Stufe
Deckungsbeitrag IV (
Unternehmensergebnis), in der Abbildung jedoch nicht dargestellt. Abbildung 1 ist ein wichtiges Instrument des Produktcontrollings, weil man auf den ersten Blick die Produkt und die jeweiligen Deckungsbeiträge sieht, zunächst unabhängig davon, auf welchen Märkten die Deckungsbeiträge entstehen.
In der
Abbildung 2 sieht man (hier beispielhaft) dargestellt, die
Margenabweichungen und die jeweiligen Budetwerte auf Länderebene und kann daraus in Verbindung mit Abbildung 1 Rückschlüsse auf die Margen der einzelnen Verkaufsgebiete ziehen.
In
Abbildung 3 sieht man die
Entwicklung der Produktfixkosten. Diese Grafiken sollen ebenfalls weitere Rückschlüsse auf die Entwicklung der Deckungsbeiträge ermöglichen.
In Abbildung
4
geht es um die
variablen Produktkosten (Herstellkosten) und die
Fertigungsabweichungen. Standardpreis minus Abweichung ergeben die Herstellkosten. Hieran kann man entscheiden, ob die Standardpreise angepasst werden müssen (sollten) oder beobachten, wie sich die Herstellkosten entwickeln. In der Regel werden die Herstellkosten mit größeren Stückzahlen sinken. Der Effekt ist gerade bei neuen Produkten beobachtbar.
letzte Änderung R.
am 14.03.2023
Autor:
Christian Feldinger
Bild:
panthermedia.net / Alessandro Bianco, Grafiken: Eigene Darstellungen und Berechnungen
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