Steigende Rohstoffpreise: Auswirkungen für Unternehmen

Wie Unternehmen auf explodierende Rohstoffpreise reagieren sollten

Prof. Dr. Peter Hoberg
 

Mit dem Ausklingen der durch Corona verursachten Rezession gibt es auf dem Markt für Rohstoffe extreme Preissteigerungen. So haben sich die Preise für Holz, Stahl, Papier, Kunststoffe usw. stark erhöht, wenn überhaupt noch Ware zu bekommen ist. Selbst die Schrottpreise haben sich fast verdoppelt. Für CO2–Zertifikate müssen sogar über 700 % mehr bezahlt werden.

Diese Erhöhungen können die bisherigen Kalkulationen der Verkaufspreise über den Haufen werfen. Damit steht die Produktpolitik vor neuen Herausforderungen. Getroffene Entscheidungen müssen regelmäßig und zusätzlich bei wichtigen Änderungen überprüft werden, was auch eine Modifizierung der Deckungsbeitragsrechnung erfordert. Auch wenn Preiserhöhungen im Mittelpunkt stehen, werden dann auch Preissenkungen behandelt.

Unternehmen stehen immer wieder vor der Frage, ob sie die Einkaufspreise für wichtige Rohstoffe absichern sollen. Früher waren hohe Lagerbestände in solchen Situationen üblich. Bei Naturprodukten wurde nach der Ernte der erwartete Jahresbedarf ins eigene oder in gemietete Lager genommen. Das hat aber zu hoher Kapitalbindung und zu hohen Lagerkosten geführt. Deswegen ist diese Möglichkeit auf dem Rückzug. Allerdings hat die Corona–Krise gezeigt, dass Lieferketten empfindlich sind. Daher hat ein gewisses Umdenken eingesetzt.

In der Praxis werden häufig Jahreskontrakte abgeschlossen, so dass die Unternehmen für zwölf Monate Planungssicherheit haben. Aber spätestens nach Ablauf der Vertragsdauer kann es dann Preissprünge geben. Innerhalb der zwölf Monate gibt es häufig den Force Majeure–Paragraphen (force majeure: frz. für "höhere Gewalt"), nach dem unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. Ernteausfall) nicht geliefert werden muss oder nicht zum vereinbarten Preis.

Die kaufenden Unternehmen müssen dann entscheiden, wie sie auf die drastisch erhöhten Rohstoffkosten reagieren wollen. Besonders hart wird es, wenn sie für die Rohstoffe mehr bezahlen müssen, aber ihre Abnehmer auf dem (zu) niedrig vereinbarten Verkaufspreisen während der Vertragslaufzeit bestehen. Die Risikopolitik der Unternehmen ist gefragt. Sie soll die Risiken identifizieren, möglichst weitgehend ausschalten soll und muss für den Rest offenlegen, was im ungünstigen Fall passieren kann.

Um eine richtige Entscheidung zu treffen, sollte im kurzfristigen Bereich die Deckungsbeitragsrechnung eingesetzt werden. In diesem Zeitrahmen wird zunächst angenommen, dass die Fixkosten kaum beeinflussbar sind. In einem weiteren Schritt muss dann geprüft werden, ob z. B. durch Investitionen das Problem entschärft werden kann.

Letzte Änderung W.V.R am 03.08.2023

Autor(en): Prof. Dr. Peter Hoberg
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