Wird
Verantwortung durch Gleichgültigkeit verweigert, waren Leitbilder ungenau, oder Vorgesetzte inkonsequent. Gleichgültigkeit ist auch das Gift das jede Gemeinschaft demoralisiert, die ein Ziel zu erreichen versucht. Es belastet wirtschaftliches Denken, verhindert Effizienz und kostet Geld. Gleichgültigkeit resultiert schlussendlich in der Haltung, keine Verantwortung tragen zu müssen.
Im privaten Umfeld wird
Gleichgültigkeit auch mit Respektlosigkeit gleichgesetzt. Beispielsweise: Unrat auf den Boden werfen – nach Zielübungen mit einer Getränkebüchse auf den Papierkorb, diese nach Fehlwürfen liegen lassen – ein Zugabteil in Beschlag nehmen und Mitreisende laut und rücksichtslos mit Lärm belästigen – eine Zusage für eine Einladung zum Essen kurzfristig per SMS fadenscheinig absagen.
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Im geschäftlichen Umfeld dürfte Gleichgültigkeit keinen Platz haben, weil die
Geschäftsidee und deren Umsetzung in der Regel mit klaren Richtlinien verbunden ist und Bestandteile des Arbeitsvertrages sind. Im Obligationenrecht ist sogar von Sorgfaltspflicht die Rede, die verklagt werden könnte. Sorgfaltspflicht und Gleichgültigkeit haben im Geschäftsalltag eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Ihr Fehlen zeigt sich mannigfach:
- bei der Termineinhaltung
- im Umgang mit Lob und Tadel
- im Einhalten von Regeln und Vorschriften
- in der Sorgfalt im Umgang mit Material und Einrichtung
- im Umgang mit Anstandsregeln
Gleichgültigkeit größeren Ausmaßes zeigte sich, als Ingenieure, auf nicht eingehaltene Abgasvorschriften hinwiesen, ihre Vorgesetzten diese Meldung jedoch gleichgültig entgegennahmen. Oder bei Großverteilern und fleischverarbeitenden Industriebetrieben, in denen immer wieder Hygienevorschriften gleichgültig wahrgenommen werden, aber auch in Betrieben, in welchen Vorgesetzte gegenüber offensichtlichem Mobbingverhalten von Mitarbeitenden nicht einschreitet.
Es stellt sich die Frage,
weshalb Gleichgültigkeit in einer Unternehmung Einzug hält? Zu den Hauptlastern im Christentum gelten die Trägheit des Herzens, die Trübung des Willens, und die Verfinsterung des Gemütes und der Verlust der Tatkraft. Als bekennende Christen, sollte uns dies doch bekannt sein? Dennoch hat dieser Apell in der heutigen Zeit eine eher schwache Wirkung, vermutlich weil keine direkten Konsequenzen damit verbunden sind. In einer Organisation hingegen gilt es,
einerseits einem Arbeitsvertrag nachzukommen und andererseits die Geschäftsziele mit ihren Rahmenbedingungen zu erfüllen. Somit sind es doch ausschließlich die Führungsverantwortlichen, welche gemäß Rang und Auftrag die Sorgfaltspflicht durchsetzen sollten, um Gleichgültigkeit frühzeitig entgegen zu wirken.
Man ist
solange gleichgültig, wie man die Konsequenz nicht selbst erleiden muss. Doch kriegt man sie zu spüren, ist es bereits zu spät. Korrekturen sind dann nicht mehr möglich. Dies gilt sowohl materiell, als auch emotional. Gleichgültig wahrgenommene Vereinbarungen bleiben stark als negative Erinnerung hängen. Das Gefühl oberflächlich und unpersönlich behandelt worden zu sein, ist bei der nächsten Begegnung automatisch wieder präsent.
Gleichgültige Mitarbeitende verhalten sich meist unverbindlich und ziellos, unaufmerksam und oberflächlich, unproduktiv, empathielos mit wenig Hilfsbereitschaft. Dadurch wirken sie nicht fassbar, unzuverlässig, unsorgfältig und illoyal. Auf ihre Haltung angesprochen, die auch als berechnender Egoismus eingestuft werden könnte, kommt oft die Ausrede: "Die anderen machen es auch nicht oder, ich mache es ja wie die anderen." Sie nutzen damit auch Gutmütigkeit und Geduld aus.
Gleichgültigkeit wird immer zuerst von Außenstehenden beanstandet, weil man von sich aus Selbstzufriedenheit nur schwer zu beurteilen vermag. Gleichgültigkeit bedeutet, den Weg des geringsten Widerstandes und Aufwandes zu gehen und verschließt den Blick für Sinnhaftigkeit. Je grösser die Summe der gleichgültigen Augenblicke im Alltag, je träger, stumpfer und oberflächlicher wird die eigene Wahrnehmungsfähigkeit. Die Aufmerksamkeit nimmt ab und lässt eine Haltung entstehen, die nur noch auf starke Interventionen von Obrigkeiten reagiert.
Gleichgültigkeit zieht Gleichgültigkeit nach sich, genauso wie Respektlosigkeit, Respektlosigkeit nach sich zieht. Je höher in der Hierarchie gelebt, desto schneller greift die
Nachahmung um sich. Derartiges Verhalten verursacht unbemerkt stetig Kosten für die niemand verantwortlich sein will. Vor allem in der Mitarbeiterführung und in der Qualität der Dienstleistung und der Produkte wirkt Gleichgültigkeit zuerst. Sie stellt einen Faktor dar, der die Unternehmenskultur auf heimtückische Art und Weise mitbestimmt.
Gleichgültigkeit ist mit Disziplin entgegenzuwirken. Gerade sie muss ein Bestandteil jeder Gemeinschaft sein, damit Einsicht, Sinn und Zweck umgesetzt werden können. Ist dies nicht der Fall, wird die Organisation bequem. Das zeigt sich, wenn sie sich, zu Erfolg gekommen, auf den Lorbeeren ausruht. Voraussetzungen dafür können ein üppiger Gewinn oder die angesehene Reputation der Produkte und Dienstleistungen schaffen.
Die
Unternehmung ist selbstzufrieden und beginnt z. B. mit Outsourcing. Direktkontakte zu Kunden werden über Konzepte delegiert, wie an Callcenters, externe Marketingfirmen, Vertriebskanäle, Inkassowesen und Personalvermittler etc.. Fort- und Weiterbildungen, Reorganisationsvorhaben und Verhaltens-schulungen werden selten selbst wahrgenommen. Externe Dienstleister vermeiden in der Regel, auf Schwachstellen des Auftraggebers hinzuweisen, weil sie damit ihre nächsten Aufträge bereits verargumentieren können. Dann schleichen sich unbemerkt Sorgfaltsverletzungen mit nachhaltigen Konsequenzen ein, wie z. Bsp.:
- Produktebeschreibungen, die Versprechen beinhalten, die nicht eingehalten werden können
- Qualitätsmerkmale, die trotz Zertifizierung, nicht selbst auf Wirtschaftlichkeit und Zweckmässigkeit hin überprüft wurden
- Ursachen von Kundenbeanstandungen werden nicht eruiert
- Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern ignoriert
Gleichgültigkeit fördert Bequemlichkeit. Beides zusammen verhindert die Belebung der Werte der Unternehmenskultur. Sie wird dadurch zu einer Belastung und verhindert jeglichen Fortschritt. Gleichgültigkeit frühzeitig erkennen und ihr entgegenzuwirken vermeidet enorme Kosten und fördert die Haltung von Sorgfalt. In diesem Bewusstsein kann die Unternehmenskultur zu einer strategischen Erfolgsposition werden.
letzte Änderung H.R.H.U.R.F.S.
am 25.05.2022
Autor:
Hans R. Hässig, Roland F. Stoff
Bild:
panthermedia.net / Andriy Popov
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Autor:in
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Herr Hans R. Hässig und Roland F. Stoff
Hans R. Hässig und Roland F. Stoff sind Autoren des Buches "Unternehmenskultur verstehen" (s. Literaturhinweis). Sie haben langjährige Erfahrung als Führungskräfte auf Geschäftsleitungsebene in KMUs, auf Konzernebene im In- und Ausland, in der Industrie, der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen. Mit ihren Instrumenten machen sie Unternehmenskulturen sichtbar und prüfen diese auf Ihre jeweilige Authentizität.
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