Working Capital - Erläuterung und Beispiel-Berechnung

Jörgen Erichsen
Working-Capital und Working Capital Ratio sind wichtige Kennzahlen, mit denen sowohl die Liquiditätslage als auch die Rentabilität eines Unternehmens bewertet werden können. Außerdem lassen sich die Kennzahlen als Frühwarnindikatoren einsetzen, da Verschlechterungen in der Ausprägung häufig auf strukturelle Probleme im Betrieb hinweisen. Beide Kennzahlen fließen in die Bonitätsbewertung eines Unternehmens ein. 

Definition und Formel

Das Working-Capital (auch Netto-Umlaufvermögen oder Betriebskapital), ist eine Kennzahl, die darstellt, wie es um die finanzielle Leistungsfähigkeit bzw. Rentabilität und die Liquidität eines Unternehmens gestellt ist. Das Working-Capital ergibt sich im Kern aus der Differenz des Umlaufvermögens und den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Aus Sicht von Finanzierungspartnern, z.B. Banken, sollte das Working-Capital positiv sein, weil hierdurch die finanzielle Stabilität eines Unternehmens gesichert ist. Denn mit einem positiven Betriebskapital können Analysten oder Anleger erkennen, wie viel Kapital einem Unternehmen zur Verfügung steht, um kurzfristige Ausgaben zu begleichen. 

Ein positives Working Capital bedeutet dass ein Teil des Umlaufvermögens mit langfristig zur Verfügung stehendem Kapital finanziert wird. Ist das Ergebnis dagegen negativ, bedeutet dies, dass das Umlaufvermögen nicht ausreichend ist, um die gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Ein Teil des Anlagevermögens ist damit kurzfristig finanziert. Dies verstößt gegen die goldene Bilanzregel. Das Unternehmen kann somit zukünftig schnell in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. 

Es muss jedoch beachtet werden, dass ein zu hohes Working Capital auf eine zu hohe und evtl. die Eigenkapitalrentabilität negativ beeinflussende Bindung von kurzfristigen Vermögen im Unternehmen deuten kann. Die Kennzahl bietet hier eine ähnliche Aussagekraft wie die Liquidität 3. Grades.

Im Rahmen des Working Capital Managements können aus dieser Kennzahl in Verbindung mit weiteren Kennzahlen und Analysen Optimierungspotentiale in der Lagerhaltung oder dem Forderungsmanagement ermittelt sowie Schwachstellen im Verbindlichkeitenmanagement festgestellt werden.

Das Working-Capital zeigt nämlich auch, wo im Betrieb in welchem Umfang Kapital gebunden ist, etwa in Forderungen oder Vorräten. Je höher z.B. Forderungen und Vorräte sind, desto höher die Kapitalbindung und desto weniger Geld steht für z.B. Investitionen oder Produktentwicklungen zur Verfügung und man muss sich das benötigte Geld anderweitig beschaffen, z.B. in Form von Bankkrediten. 

Eine sichere Aussage zur Liquiditätsentwicklung eines Unternehmens kann mit dieser Kennzahl, wie auch mit allen anderen Liquiditätskennzahlen, nicht getroffen werden, da hierfür auch noch nicht bilanzierte zukünftige Zahlungsströme, ausschlaggebend sind.

Mehrere Berechnungsmöglichkeiten:

Es existieren verschiedene Möglichkeiten, das Working-Capital zu berechnen, abhängig u.a. davon, welche Ziele und Absichten man im Betrieb verfolgt. Drei häufig genutzte Formelvarianten sind:

Formel I:
Working-Capital = Umlaufvermögen - (kurzfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Steuer- und sonstige kurzfristige Rückstellungen + passive Rechnungsabgrenzungsposten + erhaltene Anzahlungen – geleistete Anzahlungen).

Darüber hinaus gibt es eine „operative“ Formel (Net Working Capital), mit der Schwerpunkte gesetzt werden. Denn in der Praxis ist es in der überwiegenden Zahl der Fälle in den Betrieben so, dass die Positionen Forderungen, Vorräte und Verbindlichkeiten LL den größten Teil des Working-Capital- Volumens ausmachen und daher intensiver betrachtet werden sollten. Zudem finden diese Positionen Eingang in andere Kennzahlen, etwa das Cashflow-Statement (Überleitung vom Cashflow im engeren Sinn zum operativen Cashflow).

Formel II:
Net Working-Capital = Umlaufvermögen (ohne flüssige Mittel) - (kurzfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Steuer- und sonstige kurzfristige Rückstellungen + passive Rechnungsabgrenzungsposten + erhaltene Anzahlungen – geleistete Anzahlungen)

In Formel III werden als kurzfristige Verbindlichkeiten vereinfacht nur die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen angesetzt. Dieser Ansatz wird häufig in der Praxis angewendet.

Formel III:
Net Working-Capital = Umlaufvermögen (ohne flüssige Mittel) - Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

Liquide Mittel ansetzen oder nicht?

Geht es um die Bewertung der Fristenkongruenz, also inwieweit das langfristige Vermögen auch langfristig finanziert ist, und um die finanzielle Beweglichkeit des Unternehmens, wird Formel I genutzt. Denn ist das Working Capital positiv, ist die Fristenkongruenz gewahrt und je höher das Working Capital, umso liquider ist ein Unternehmen. 

Es gibt aber Fachleute, die die liquiden Mittel nicht einbeziehen, da sie die Auffassung vertreten, dass ein zu viel an flüssigen Mitteln schädlich ist, weil sie produktiv eingesetzt werden könnten, etwa, indem in neue Maschinen investiert und somit Produkte für den Verkauf hergestellt werden können. Hier muss jedes Unternehmen für sich entscheiden, mit welcher Variante gerechnet werden soll.

Working-Capital-Ratio

Das Working-Capital-Ratio ist eine Verhältniszahl und kann z.B. mit folgender Formel berechnet werden:
Working-Capital-Ratio = Umlaufvermögen *100 / kurzfristige Verbindlichkeiten

Wird das Working-Capital ohne liquide Mittel ermittelt, muss auch die Formelbildung beim Ratio angepasst werden.
Working-Capital-Ratio = (Forderungen + Vorräte) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten

Mehr zum Working Capital-Ration in diesem Beitrag >>

Beispiel- Berechnungen zum Working-Capital und Working-Capital-Ratio

Ein Unternehmen verfügt über ein Umlaufvermögen von 214,6 Mio. Euro und kurzfristige Verbindlichkeiten von 127,0 Mio. Euro. Damit ergibt sich folgendes Working-Capital nach der ersten Formel:
Working Capital = 214,6 Mio. Euro - 127,0 = 87,6 Mio. Euro

Die Zahlen stammen aus dem hier hinterlegten Jahresabschluss. Das Umlaufvermögen entspricht den aktiven Bilanzpositionen B.I.-IV. Das kurzfristige Fremdkapital setzt sich aus den kurzfristigen Verbindlichkeiten gemäß Verbindlichkeitenspiegel mit Laufzeit bis zu einem Jahr (Anhang), den Steuerrückstellungen, sonstige Rückstellungen und passive Rechnungsabgrenzungsposten zusammen und wurde in die Gruppe sonstige Angaben eingeordnet.

Das Working-Capital nach Formel II errechnet sich wie folgt: 
Working Capital = Forderungen 104,3 Mio. Euro + Vorräte 37,6 Mio. Euro - kurzfristige Verbindlichkeiten 127,0 Mio. Euro = 14,9 Mio. Euro. 

und nach dem vereinfachten Ansatz (Formel III) wie folgt: 
Working Capital = Forderungen 104,3 Mio. Euro + Vorräte 37,6 Mio. Euro - Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 36,28 Mio. Euro = 105,62 Mio. Euro. 

Aus diesen Zahlen ergeben sich folgende Ausprägungen für das Working-Capital-Ratio. Zunächst nach Formel I:
Working Capital Ratio = 214,6 Mio. Euro * 100 / 127,0 Mio. Euro = 169,0%

nach Formel II:
Working Capital Ratio = 141,9 Mio. Euro * 100 / 127,0 Mio. Euro = 111,7 %

nach Formel III:
Working Capital Ratio = 141,9 Mio. Euro * 100 / 36,28 Mio. Euro = 391,12 %

Welche Besonderheiten bei Berechnung und Interpretation sollten beachtet werden?

Wie bei allen Abschlusskennzahlen kommen die Werte aus der Vergangenheit und sind Stichtag bezogen, sodass vor allem Aussagen zur künftigen Entwicklung schwierig bis unmöglich sind. Hinzu kommt, dass das Working-Capital auf Basis der Zahlen des Rechnungswesens erstellt wird. Damit ist es möglich, die Kennzahl durch Nutzung von Gestaltungsvorschriften zu beeinflussen, z.B. bei den Vorräten oder Abschreibungen. Das erschwert zumindest für externe Betrachter die Analyse und Bewertung. 

Dadurch, dass es mehrere Formeln für das Working-Capital gibt, ist es in der Praxis meist schwer, Unternehmen miteinander zu vergleichen. Beispielsweise kann die Einbeziehung der liquiden Mittel zu deutlich veränderten Ausprägungen führen. Auch die unterschiedliche Nutzung von Wahlrechten, etwa bei den Vorräten, kann zu unterschiedlichen Werten und Ausprägungen führen. Da das Working-Capital Rating relevant ist, sollte man ggf. bei der Bank nachfragen, welche Formel diese wählt und sich hier anschließen. 

Mehrheit der Experten für positives Working-Capital
Die meisten Fachleute sind der Ansicht, dass das Working-Capital positiv sein sollte, um die goldene Finanzierungsregel einzuhalten und eine gute Bonität zu erreichen. Es gibt allerdings Experten, die die Auffassung vertreten, dass man Forderungen und Vorräte soweit wie möglich reduzieren und zeitgleich die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen soweit es irgend geht ausbauen sollte. Damit wird das Working-Capital absolut negativ und das Ratio rutscht unter 100%. Vertreter dieser Zielsetzung argumentieren u.a., dass man durch dieses Ziel erreicht, dass die Finanzierungskosten nachhaltig gesenkt werden können. Umgekehrt wird dadurch aber die finanzielle Stabilität eines Unternehmens gefährdet und es ist schwieriger, an günstige Kredite zu gelangen. 

Negative Ausprägungen können abhängig vom Geschäftsmodell dennoch positiv sein
Und es gibt Besonderheiten, abhängig vom Geschäftsmodell: Firmen, die traditionell über geringe Forderungs- und Warenbestände verfügen, z.B. im Einzelhandel, haben häufig ein negatives Working-Capital, was grundsätzlich unproblematisch ist, da z.B. wenig auf Rechnung verkauft wird und daher kaum Forderungen entstehen und es nur wenig Vorräte, dafür aber einen hohen Anteil an Verbindlichkeiten LL gibt. 

Working-Capital als Frühwarnindikator nutzen
Häufig steigt das Working-Capital im Vorfeld einer Unternehmenskrise deutlich an. Meist erhöhen sich Forderungen und Vorräte und / oder Kreditoren sinken. Oft verbergen sich grundlegende Probleme dahinter, die man angehen und beseitigen muss, wenn man nicht Liquidität und Profitabilität und im Extremfall die Insolvenz riskieren möchte. Ein Anstieg der Forderungen ist meist auf ein schlechtes oder unsystematisches Forderungsmanagement zurückzuführen. Bei den Vorräten kann es sein, dass es Sortimentsfehler gibt, die Produktpalette überaltert ist oder es keine Beschaffungsstrategien (keine Just in Time Lieferung) oder kein Warenwirtschaftssystem gibt. Bei den Kreditoren kann es sein, dass der Einkauf nicht intensiv genug mit den Anbietern verhandelt oder bestehende Zahlungsfristen nicht ausnutzt. 

Richtwert Wie hoch sollte das Working Capital sein?

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das Working-Capital positiv sein sollte. Dann ist die finanzielle Stabilität gegeben und es wird die goldene Finanzierungsregel eingehalten, dann wird ein Teil des Umlaufvermögens mit langfristig zur Verfügung stehendem Kapital (Eigenkapital, Darlehen) finanziert. Allerdings sollte ein hoher absoluter Wert vermieden werden, da dies ein Zeichen für mögliche Probleme sein kann, da dann Forderungen und Vorräte meist sehr hoch sind. Es ist also notwendig, sich immer die Entwicklung aller Größen genau anzusehen.

Das Working-Capital-Ratio sollte etwa zwischen 130-200% liegen. Sinkt der Wert unter 130%, deutet das häufig darauf hin, dass Forderungen und Vorräte stärker steigen als die Verbindlichkeiten LL. Es gibt aber auch Geschäftsmodelle, etwa im Einzelhandel, in denen auch ein negatives Working-Capital unproblematisch ist.

Welche Ursachen für schlechte oder schlechter werdende Ausprägungen gibt es?

Zu einer Verschlechterung der Ausprägungen des Working-Capitals bzw. des Working-Capital-Ratio können vor allem steigende Bestände an Forderungen und Vorräten beitragen. Außerdem sinkende Volumina bei den Kreditoren. Hier muss allerdings geprüft werden, ob die Verbindlichkeiten unter Ziehen von Skonto gezahlt werden. Das ist an nahezu allen Fällen günstiger, als lange Zahlungsziele auszunutzen, auch wenn man den verbleibenden Rückzahlungsbetrag per Kredit finanziert. 

Auch gute Gründe können zu Verschlechterungen führen
Steigende Bestände bei Forderungen und / oder Vorräten können auch „gute“ Gründe haben. Will ein Unternehmen z.B. in neue Märkte expandieren, müssen im Vorfeld oft die Warenbestände erhöht werden, weil man schnell lieferfähig sein muss, um Kunden von der eigenen Leistungsfähigkeit zu überzeugen. Unter Umständen steigen auch die Forderungen, weil man für den Markteintritt z.B. längere Zahlungsziele als üblich gewährt, um Zugang zum Markt zu bekommen. 

Welche ausgewählten Möglichkeiten gibt es, die Kennzahlenausprägung zu verbessern?

Verschlechtern sich die Kennzahlenausprägungen auf Grund kritischer Entwicklungen im Betrieb deutlich, sollten schnellstmöglich Verbesserungsmaßnahmen realisiert werden, die das Working-Capital verbessern, etwa durch 
  • Prüfung, warum das Umlaufvermögen steigt: Es kann sich um günstige oder weniger günstige Entwicklungen handeln. Günstig ist es tendenziell, wenn die Vorräte aufgestockt oder Forderungen steigen, weil man z.B. kurzfristig in neue Märkte expandieren möchte, neue Kunden akquiriert hat und in diesen Fällen lieferfähig sein muss.
  • Ungünstig ist es, wenn man z.B. auf Grund fehlender Beschaffungsstrategien (kein Just-in-Time, Just-in-Sequence (fertigungssynchrone Lieferung)) eher zu hohe Bestände hat, es kein Warenwirtschafssystem zur besseren Steuerung der Beschaffungsprozesse gibt, das Sortiment veraltet ist oder es zu Abstimmungsproblemen zwischen Verkauf, Produktion und Einkauf kommt. Auch eine falsche Kundenansprache kann dazu führen, dass die Bestände an Fertigwaren steigen. Bei den Forderungen führen Verbesserungen im Forderungsmanagement meist zu sinkenden Beständen, z.B. durch konsequente Bonitätsprüfungen, kurze Zahlungsziele, Gewährung von Skonto, Forcierung von Lastschriften, Barzahlungen oder eine Systematisierung des Mahnwesens.
  • Grundsätzlich sollte über die Verbesserung und Automatisierung aller Abläufe nachgedacht werden, was z.B. eine schnellere und weniger Fehler anfällige Arbeit zur Folge hat.
  • Allgemein bessere Kommunikation und Information. Denn die Interessen der einzelnen Abteilungen eines Unternehmens sind durchaus unterschiedlich und können zu einer Verschlechterung des Working-Capitals führen. Beispielsweise hat der Vertrieb das Ziel, Kunden gegenüber ständig lieferfähig zu sein und ist daher an höheren Warenbeständen interessiert. Um Kunden zu gewinnen oder zu halten, ist die Versuchung groß, längere Zahlungsziele zu gewähren. Der Einkauf will gegenüber der Produktion ständig lieferfähig sein und daher u.U. auch Bestände aufbauen oder Lieferanten „gewogen“ halten, indem er kurze Zahlungsziele akzeptiert. Hier ist es Aufgabe der Geschäftsleitung oder des Controllings, die unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen und möglichst ein Gleichgewicht zu erzielen. 

FAQ / Häufige Fragen zum Working-Capital

Was ist das Working-Capital?
Das Working-Capital (auch Netto-Umlaufvermögen, Betriebskapital), ist eine Finanzkennzahl, die darstellt, wie es um die finanzielle Leistungsfähigkeit und die Liquidität eines Unternehmens gestellt ist. 

Was sagt das Working-Capital aus?
Das Working-Capital ergibt sich aus der Differenz des Umlaufvermögens und den kurzfristigen Verbindlichkeiten, hier oft Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Aus Sicht von Finanzierungspartnern, z.B. Banken, sollte das Working-Capital positiv sein, weil hierdurch die finanzielle Stabilität eines Unternehmens gesichert ist. Denn mit einem positiven Betriebskapital können Analysten oder Anleger erkennen, wie viel Kapital einem Unternehmen zur Verfügung steht, um kurzfristige Ausgaben zu begleichen. 

Das Working-Capital zeigt, wo im Betrieb in welchem Umfang Kapital gebunden ist, etwa in den Forderungen oder den Vorräten. Je höher diese Werte, desto höher die Kapitalbindung und desto weniger Geld steht für z.B. Investitionen oder Produktentwicklungen zur Verfügung und man muss sich das benötigte Geld anderweitig beschaffen, z.B. durch Kredite.

Welche Ausprägungen des Working-Capitals und des Working-Capital-Ratio sind gut?
Die Mehrheit der Experten geht davon aus, dass das Working-Capital positiv und damit das Working-Capital-Ratio über 100% liegen sollte. Beim Ratio gelten Werte zwischen 130 und etwa 200% als günstig. Es gibt aber Fachleute, die ein negatives Working-Capital und ein Ratio von unter 100% als günstig ansehen. Außerdem gibt es Branchen, in denen ein negatives Working-Capital durchaus gut ist, etwa im Einzelhandel. 

Wie werden Working-Capital und Working-Capital-Ratio berechnet?
Die Formeln für die Berechnung des Working-Capitals lauten (erweiterte Formel):

Working-Capital = Umlaufvermögen - (kurzfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + Steuer- und sonstige kurzfristige Rückstellungen + passive Rechnungsabgrenzungsposten + erhaltene Anzahlungen – geleistete Anzahlungen).

Auch die operative Variante kommt häufig zum Einsatz: 
Net Working-Capital = Umlaufvermögen (ohne flüssige Mittel) – kurzfristige Verbindlichkeiten

Das Working-Capital-Ratio ist eine Verhältniszahl und wird z.B. mit dieser Formel berechnet:

Working-Capital-Ratio = (Forderungen + Vorräte) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten

Was führt zu einem sinkenden Working-Capital und Working-Capital-Ratio?
Zu einer Verschlechterung der Ausprägungen des Working-Capitals bzw. des Working-Capital-Ratio können vor allem steigende Bestände an Forderungen und Vorräten beitragen. Außerdem sinkende Volumina bei den Kreditoren. Hier muss allerdings geprüft werden, ob die Verbindlichkeiten unter Ziehen von Skonto gezahlt werden. Das ist in nahezu allen Fällen günstiger, als lange Zahlungsziele auszunutzen, auch wenn man den verbleibenden Rückzahlungsbetrag per Kredit finanziert. 

Wie können Working-Capital und Working-Capital-Ratio verbessert werden?
Im Kern führt eine Reduktion der Forderungen, z.B. durch die Einführung eines systematischen Forderungsmanagements und eine Reduzierung der Warenbestände, z.B. durch Nutzung von Beschaffungsstrategien wie Just in Time zu einer Verbesserung der Kennzahlen. Außerdem ein Ausbau der Verbindlichkeiten LL, indem mit Lieferern über längere Zahlungsziele verhandelt wird.


 
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letzte Änderung J.E. am 25.04.2024
Autor:  Jörgen Erichsen


Autor:in
Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
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