Mit der
Eigenkapitalrentabilität, auch Eigenkapitalrendite oder Unternehmerrentabilität, wird gemessen, in welchem Umfang sich das vom Unternehmer oder Investoren eingesetzte Eigenkapitals verzinst. Die Kennzahl wird intern, z.B. von Geschäftsführung und Controlling, und extern, z.B. von Banken, Auskunfteien und Investoren, analysiert und bewertet. Die Kennziffer fließt zudem häufig in die Bonitätsbewertung von Unternehmen ein.
Eigenkapitalrentabilität: Definition und Formel
Mit der
Eigenkapitalrentabilität (engl. Return on Equity oder ROE) wird das Verhältnis von Gewinn zum Eigenkapital gemessen. Die Eigenkapitalrendite wird in Prozent ausgewiesen. Sie ist ein Maßstab der Wirtschaftlichkeit in einem Unternehmen und zeigt, wie effizient die Führungskräfte in einem Unternehmen das verfügbare Eigenkapital einsetzen. Gleichzeitig ist sie für Anteilseigner und Investoren wichtig, weil diese anhand der Kennzahl beurteilen können, ob sie für ihr eingesetztes Kapital eine angemessene Rendite erhalten. Potenzielle Investoren, z.B. Aktionäre, können sich anhand dieser Kennziffer ein Bild davon machen, ob sich ein künftiges Engagement in dem Betrieb lohnen wird.
Alleine betrachtet ist die Eigenkapitalrentabilität wie viele Kennzahlen aber nur bedingt Aussage kräftig, weil nur ein Teil des eingesetzten Kapitals in eine Renditeanalyse einbezogen wird. Erst in
Kombination mit anderen Kennzahlen, z.B. Gesamtkapital-Rendite, EBIT-Rendite, Kapitalquoten, ist eine zuverlässigere Bewertung der Wirtschaftlichkeit möglich.
Die Eigenkapitalrendite lässt sich für ein Unternehmen als Ganzes, für Unternehmenseinheiten oder Sparten berechnen. Damit ist es möglich, zu beurteilen, welche Geschäftseinheiten besonders bzw. weniger rentabel arbeiten.
Die
Formel für die Eigenkapitalrendite lautet:
Eigenkapitalrentabilität (in %)
|
=
|
Gewinn nach Steuern
|
×
|
100
|
|
Eigenkapital
|
Beispiel zur Berechnung der Eigenkapitalrentabilität
Wir berechnen die Eigenkapitalrentabilität anhand eines echten Jahresabschlusses aus der Praxis.
Die GuV und Bilanz ist hier hinterlegt. >>
Anhand dieses Beispiels ergibt sich eine Berechnung wie folgt:
Eigenkapitalrentabilität (in %)
|
=
|
48,2 Mio. Euro
|
×
|
100
|
= 16,46%
|
292,9 Mio. Euro
|
Der Jahresüberschuss ist die Position 19. Jahresüberschuss der GuV-Rechnung. Das Eigenkapital setzt sich hierbei aus den Bilanzpositionen A, B und C zusammen.
Eigenkapitalrendite mit dem EBIT berechnen?
Da die Finanzierung und Steuern erheblichen Einfluss auf das Ergebnis haben können, wird die Eigenkapitalrentabilität in einigen Fällen auch mit dem
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) berechnet. Die Formel lautet:
EBIT / Eigenkapital * 100
Dann beträgt die Eigenkapitalrentabilität mit den Zahlen aus dem Beispielabschluss 23,31%.
Eigenkapitalrentabilität (in %)
|
=
|
68,3 Mio. Euro
|
×
|
100
|
= 23,31%
|
292,9 Mio. Euro
|
In der Praxis weiter verbreitet ist aber die Gewinnformel.
Zur Berechnung des EBIT vergleiche hier >>.
Bilanzielles oder wirtschaftliches Eigenkapital?
Steht das
bilanzielle Eigenkapital nicht komplett zur Verfügung, gibt es z.B. noch nicht zurückgezahlte Darlehen an Gesellschafter oder wurden Stamm- oder Grundkapital noch nicht vollständig eingezahlt, werden diese Positionen in der Regel zumindest von Banken vom bilanziellen Eigenkapital abgezogen. Damit sinkt die Eigenkapitalsumme, die
Eigenkapitalquote verschlechtert sich, gleichzeitig erhöht sich die Eigenkapitalrendite. Was aber auf Grund des geringeren verfügbaren Eigenkapitals kein Zeichen für eine bessere Wirtschaftlichkeit bzw. Verzinsung ist. In der Praxis wird bei der Eigenkapitalrentabilität daher eher mit bilanziellem Eigenkapital gerechnet. Bei den Kapitalquoten hingegen wird meist mit wirtschaftlichem, also tatsächlich vorhandenem, Eigenkapital gearbeitet.
Besonderheiten bei Berechnung und Interpretation beachten
Bei der Berechnung und vor allem der Interpretation der Eigenkapitalrendite sollten
einige Besonderheiten beachtet werden. Da nicht immer die gleichen Bilanzierungsstandards gewählt werden, können nach unterschiedlich berechneten Standards ermittelte Gewinne die Rendite beeinflussen und damit die Vergleichbarkeit von Unternehmen erheblich einschränken. Zudem ist entscheidend, ob die Rendite mit dem Gewinn nach Steuern oder dem EBIT berechnet wird. In der Praxis wird häufiger der Gewinn nach Steuern verwendet.
Steigerung der Eigenkapitalrentabilität mithilfe des Leverage-Effekts sinnvoll?
Unternehmen können unter bestimmten Umständen durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital die Eigenkapitalrendite steigern, weil ein höher werdender Fremdkapitalanteil automatisch zur Folge hat, dass die Eigenkapitalquote sinkt und so die Eigenkapitalrentabilität sich erhöht. Bei einem solchen Vorgehen spricht man vom
Leverage-Effekt (Hebeleffekt).
Ein vereinfachtes Beispiel zeigt die Zusammenhänge: Ein Unternehmen hat Eigenmittel von 1 Mio. Euro und Schulden in gleicher Höhe. Damit beträgt das Gesamtkapital 2 Mio. Euro. Der Gewinn beläuft sich auf 250.000 Euro, die Eigenkapitalrendite auf 25%.
Eigenkapitalrentabilität (in %)
|
=
|
250.000 Euro
|
×
|
100
|
= 25,0%
|
1.000.000. Euro
|
Das Unternehmen nimmt einen Kredit von 2 Mio. Euro auf und kann durch gute Nutzung des Kredits das Ergebnis auf 400.000 Euro erhöhen. Damit verändert sich die Eigenkapitalrendite wie folgt:
Eigenkapitalrentabilität (in %)
|
=
|
400.000 Euro
|
×
|
100
|
= 40,0%
|
1.000.000. Euro
|
Durch die Aufnahme des Fremdkapitals ist es im Beispiel möglich, die Eigenkapitalrendite deutlich zu verbessern. Dem Leverage-Effekt sind in der Praxis allerdings enge Grenzen gesetzt. Zum einen muss es einem Unternehmen möglich sein, den Gewinn tatsächlich und vor allem dauerhaft zu erhöhen, sonst tritt die gewünschte Effekt nicht oder nur in Teilen ein. Zum anderen kann sich ein Unternehmen nicht unbegrenzt verschulden. Sinkt die Eigenkapitalquote unter 20% (für Banken ist das oft die Untergrenze, bis zu der weitere Kredite gewährt werden), wird es schwer, an neue Kredite zu gelangen oder die Zinsen steigen erheblich, womit Ergebnis und Rendite geschmälert werden. Es besteht auch das Risiko, dass Unternehmer die Kapitalquoten so manipulieren, dass die Eigenkapitalquote steigt und sie zumindest kurzfristig höhere Einkünfte erzielen, etwa, wenn die Kennzahlenausprägungen Grundlage für die Zahlung variabler Entgelte sind. Evtl. Beeinflussungen lassen sich i.d.R. nur entdecken, wenn man die Entwicklung der Kapitalanteile über mehrere Jahre beobachtet und analysiert.
Das heißt im Umkehrschluss, dass eine hohe Eigenkapitalrendite nicht automatisch von einem guten Ergebnis herrühren muss. Man sollte bei hohen Renditen im Gegenteil genau analysieren, wie diese zustande gekommen sind.
Richtwert - Wie hoch soll die Eigenkapitalrentabilität sein?
Die Höhe der Eigenkapitalrendite
unterscheidet sich von Branche zu Branche erheblich. Und sie ist abhängig von den Vorstellungen und Zielen eines Unternehmers. Der eine möchte nur die Mindestsumme an Eigenmitteln in den Betrieb einbringen, der nächste so viel wie möglich. Das hat erhebliche Folgen für die Höhe der Eigenkapitalrendite.
Als Faustregel kann gesagt werden, dass die
Eigenkapitalrendite möglichst über dem Kapitalmarktzins für langfristige Anleihen (meist 30 Jahre) plus einer Risikoprämie von etwa 5-10% liegen sollte. In Branchen mit stabilem Geschäftsverlauf und wenig Schwankungen kann der Zuschlag geringer ausfallen als in Branchen mit hohen Schwankungen. Banken und Investoren bewerten Eigenkapitalrenditen ab 10% i.d.R. als akzeptabel, Werte ab etwa
20-25% gelten als gut bzw. sehr gut.
Über den Bundesanzeiger (
Startseite – Bundesanzeiger) ist es auch möglich, sich mit direkten Wettbewerbern oder anderen Unternehmen zu vergleichen, wenn diese ihre Abschlüsse vollständig veröffentlichen müssen. Nicht zuletzt können Steuerberater ggf. über die DATEV-Branchenvergleiche Orientierungsgrößen nennen.
Unternehmen sollten dafür sorgen, dass die Eigenkapitalrendite
möglichst über dem Schnitt der eigenen Branche liegt bzw. über einen Zeitraum von mehreren Jahren steigt.
Ursachen für schlechte oder schlechter werdende Ausprägungen
Für eine Verschlechterung der Eigenkapitalrendite können
rückläufige Umsätze und / oder steigende Kosten verantwortlich sein. Sinkende Umsätze können u.a. durch schlechtes Marketing, eine veraltete Produktpalette oder durch bessere Wettbewerber verursacht werden. Außerdem, dass man im Betrieb vor allem Produkte mit geringen Margen (Deckungsbeiträgen) verkauft und nicht auf Artikel mit hohen Deckungsbeiträgen setzt.
Und natürlich gibt es externe Faktoren wie z.B. eine Wirtschaftskrise oder Energiepreisschocks, die u.a. zu Kundenverlusten oder
Preisdruck führen, die sich aber vom Betrieb kaum direkt beeinflussen lassen. Zudem kann eine sinkende Verschuldung zu einer Verschlechterung der Eigenkapitalrendite führen, auch wenn der Schuldenabbau grds. zu begrüßen ist und sich die Kapitalquoten verbessern, was sich auch positiv auf die Bonität auswirkt.
Ausgewählte Möglichkeiten, die Eigenkapitalrendite zu verbessern
Geht die Eigenkapitalrendite zurück, können Unternehmen u.a. folgende Möglichkeiten der Verbesserung prüfen:
- Allgemeine Preiserhöhungen umsetzen.
- Bevorzugt auf Produkte mit hohen Margen (Deckungsbeiträgen) setzen.
- Möglichst von wenig profitablen Produkten trennen oder von Dritten preiswerter beziehen.
- Möglichkeiten zur Reduzierung von Rabatten prüfen.
- Mitarbeiter alle Zusammenhänge erklären und schulen, damit sie z.B. im Verkauf stärker darauf achten, besonders profitable Produkte zu verkaufen und Kunden durch Verhandlungen von (zu) hohen Rabatten „abbringen“.
- Kostensenkungsmaßnahmen prüfen, etwa bestehende Verträge mit Lieferanten neu verhandeln oder die Überprüfung aller Kosten auf Notwendigkeit, z.B. bei Versicherungen, Wartungsverträgen, Einsatz von Subunternehmern statt eigenem Personal. Investitionsvorhaben auf Notwendigkeit und Umfang prüfen. Tipp: Um zu prüfen, welche Möglichkeiten der Kostensenkung bestehen, sollten alle Positionen der betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) mehrmals pro Jahr durchgegangen und alle Kosten auf Notwendigkeit und Höhe überprüft werden. Mitarbeiter können auch eine Prämie dafür erhalten, wenn sie Vorschläge für Kostensenkungsmaßnahmen machen, die umgesetzt werden.
- Forderungsmanagement verbessern. Wenn es gelingt, Forderungsausfälle zu reduzieren, trägt das zu höheren Umsätzen und gleichzeitig sinkenden Kosten bei (Einsparungen sind z.B. bei Versicherungsprämien oder Zinsen möglich). Zusätzlich wird die Liquidität verbessert.
- Überprüfung, ob alle Vermögensgegenstände wirklich benötigt werden oder ob es möglich ist, einen Teil abzubauen, etwa durch den Verkauf von Anlagegütern oder die Reduzierung von Beständen.
- Allgemeine Prozessverbesserungen, etwa in der Produktion. Können die Fertigungs- oder Durchlaufzeiten reduziert werden, lassen sich mehr Artikel herstellen und verkaufen, was den Umsatz erhöht. Auch eine Verbesserung in der Tourenplanung bei der Auslieferung von Produkten an Kunden, führt zu Einsparungen, etwa beim Treibstoff. Außerdem kann dann in der gleichen Zeit schneller geliefert werden.
- Im Vertrieb kann eine ABC-Klassifizierung der Kunden dazu führen, dass man sich in erster Linie um Kunden mit hohen Wertbeiträgen kümmert, was zu steigenden Umsätzen bzw. Deckungsbeiträgen führt.
- Veränderung der Kapitalquoten, z.B. Reduzierung der Eigenmittel oder Zuführung von Fremdmittel (Leverage-Effekt). Achtung: Dabei sollte strikt darauf geachtet werden, dass die Eigenkapitalquote nicht unter 20-25% fällt. Denn das wird von Banken und Investoren negativ bewertet und kann dazu führen, dass die Finanzierungskosten steigen, wenn ein weiterer Kredit benötigt wird.
FAQ / Häufige Fragen zur Eigenkapitalrentabilität
Was ist die Eigenkapitalrendite?
Um die Eigenkapitalrentabilität zu berechnen, wird der Gewinn eines Unternehmens ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt.
Was sagt die Eigenkapitalrendite aus?
Mit der Eigenkapitalrentabilität wird das Verhältnis von Gewinn zum Eigenkapital in Prozent ausgewiesen. Sie ist ein Maßstab der Wirtschaftlichkeit in einem Unternehmen und zeigt, wie effizient die Führungskräfte in einem Unternehmen das verfügbare Eigenkapital einsetzen. Gleichzeitig ist sie für Anteilseigner und Investoren wichtig, weil diese anhand der Kennzahl beurteilen können, ob sie für ihr eingesetztes Kapital eine angemessene Rendite erhalten.
Welche Eigenkapitalrendite ist gut?
Eine pauschale Aussage lässt sich nicht treffen, da es erhebliche Schwankungen von Branche zu Branche gibt. Als Orientierung kann gesagt werden, dass Werte ab 10% befriedigend sind, ab 20-25% gelten die Ausprägungen in der Regel als gut. In jedem Fall sollte man mit der Ausprägung über den Kapitalmarktzinsen, ggf. plus Risikoprämie, und den Werten der eigenen Branche liegen.
Wie wird die Eigenkapitalrendite berechnet?
Die Formel zur Berechnung der Eigenkapitalrendite lautet: Gewinn nach Steuern / Eigenkapital * 100. In einigen Fällen wird auch mit dem EBIT gerechnet.
Was führt zu einer sinkenden Eigenkapitalrendite?
Verschlechterungen beim Gewinn, etwa Umsatzrückgänge oder Kostensteigerungen führen zu einer sinkenden Rendite. Auch wenn die Verschuldung steigt, erhöht sich die Eigenkapitalrentabilität, was aber ab dem Punkt, an dem der Eigenkapitalanteil etwa 20% unterschreitet, kritisch werden kann, da die Banken für ein Rating einen Eigenkapitalanteil ab 20-25% als günstig aussehen.
Wie kann die Eigenkapitalrendite verbessert werden?
Die Eigenkapitalrendite lässt sich z.B. durch Umsatzsteigerungen oder Kostensenkungen verbessern. In Betracht kommen beispielsweise Preiserhöhungen, Rabattreduktionen, Reduzierung von Material-, Energie- oder Personalkosten. Gelingt es, bevorzugt Produkte mit hohen Margen zu setzen, steigert das ebenfalls das Ergebnis. In begrenztem Umfang kann auch die Schuldenaufnahme geprüft werden, da dann der Eigenkapitalanteil sinkt und sich die Rendite erhöht. Hier sollte darauf geachtet werden, dass der Eigenkapitalanteil nicht dauerhaft unter 20% sinkt (s. auch Leverage-Effekt).
Zurück zur Bilanz-Kennzahlen-Übersicht >>
letzte Änderung J.E.
am 11.04.2023
Autor:
Jörgen Erichsen
|
Autor:in
|
Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
|
Homepage |
weitere Fachbeiträge des Autors
| Forenbeiträge
|
15.06.2016 15:39:04 - Hans-Heinz Faust
[ Zitieren | Name ]