Die Firmenidentität entsteht aus dem
Firmenzweck und wird in der
Unternehmenskultur sichtbar. Sie sollte folgerichtig dem sinngebenden Firmenzweck dienen, der transparent sein soll. In dieser einfachen Logik entsteht eine nachvollziehbare Firmenidentität mit der man sich zu identifizieren vermag, oder allenfalls aufgrund der eigenen Wertehaltung nicht einverstanden ist.
Eine
Firmenidentität ist dann nicht fassbar, wenn sie Führungskräfte kurzfristig individuell, emotional und zweckentfremdend verändert, oder mit stets schwankenden Modetrends Aktualität und Agilität suggeriert.
Die Richtung zeigen
Der Firmenzweck ist wichtig, da er das Fundament einer sinngebenden Ausrichtung darstellt. Zentral ist auch, sich zu einer
betriebswirtschaftlichen und
ethischen Haltung zu bekennen.
Zum Beispiel:
Soll in kurzer Zeit sehr viel Geld verdient (
Gewinnmaximierung) oder eine
langfristige Beständigkeit angestrebt werden (soziales Sicherheits- und Resilienzdenken)? Sollen sich Produkt oder Dienstleistung über Qualität und Wirksamkeit auszeichnen, oder Massenware die Mitbewerber preislich verdrängen? Steht schnelles Wachstum im Sinne der Marktdominanz im Vordergrund, oder Entwicklung und Innovation im Sinne von lösungsorientierten Herausforderungen?
Die fünf Säulen der Identität der Unternehmenskultur
Eine Firmenidentität entsteht durch viele Tugenden.
Tugenden sind erworbene Haltungen, die ihre eigene Sinnhaftigkeit auch in Konfliktsituationen durchhalten.
Diese werden bestimmt, vorgelebt und müssen stets überprüfbar sein. Es sind
Lernprozesse die sich nach den Bedürfnissen der Beteiligten kontinuierlich ausrichten müssen. Die Antworten auf die 5 Fragen für die 5 Säulen der Identität der Unternehmenskultur legen die
Erkennungsmerkmale der Identität einer Organisation offen. Sie müssen aus der Perspektive der Mitarbeitenden gestellt werden, da deren Orientierung die Voraussetzung für eine sichtbare Firmenidentität ist.
Zur Verantwortlichkeit stehen
In
Firmenprofilen ist vieles über Visionen oder Missionen lesbar. Leider sind diese oft abstrakt und nicht erfüllbar, vor allem aber wird in den Beschreibungen kein Anspruch auf die Sozialkompetenz von menschlichen Beziehungen gesetzt. Der Auftritt wirkt zusätzlich anonym, wenn weder Ansprechpersonen noch
Verantwortungsträger im Profil aufgeführt werden und daher nicht mehr erreichbar sind. Der einst personifizierte Kundendienst wird heute häufig durch anonyme Telefonschlaufen ohne Rückrufmöglichkeit ersetzt.
Hat sich bereits Angst und Scheu, oder Ignoranz infolge
Kommunikationsdefiziten vor dem Kundenkontakt breit gemacht? Aufzeichnungen von Kundengesprächen für Schulungszwecke, sollen wenigstens Bearbeitungskompetenz signalisieren. Zur Verantwortlichkeit stehen, würde hier bedeuten Kundenkontakt, Kundenprobleme, oder Kundenkonflikte über erteilte
Entscheidungskompetenzen direkt oder vor Ort lösen zu lassen.
Sich einer Fehlerkultur bewusst sein
Ein weiterer wichtiger Faktor der Firmenidentität ist die
Fehlerkultur. Eigene Fehlleistungen an Produkten oder Dienstleistungen sind einzugestehen, ohne Wenn und Aber. Nicht auf Besserwisserei beharren, sondern konsequentes und lösungsorientiertes Umsetzen der Fehlerkultur zeigt einen hohen Status, das Versprechen von Qualität und Verbindlichkeit einhalten zu wollen.
Identität ist
Kulturpflege, weil erarbeitete Tugenden aufrechterhalten werden müssen. Das heisst, dass die Firmenkultur den eigenen Vorgaben des Firmenzwecks, der Produkte- und Dienstleistungsversprechen und in der Haltung gegenüber dem Kunden und der Umwelt erkennbar sein sollte.
In jeder Identität dürfen
Stärken oder
Schwächen sichtbar sein. Damit wird die gelebte Identität menschlich und glaubwürdig empfunden, im besten Falle ist sie sogar nachvollziehbar.
Identität ermöglichen und gestalten
Firmenidentität beinhaltet
Orientierung und die damit verbunden Haltung. Die Kultur macht sie erfahrbar, über Beziehungen sichtbar und nachvollziehbar.
Beziehungen gibt es nicht nur zwischen Menschen, sie entwickeln sich auch zwischen uns und dem Umfeld, Eigentum oder Ideen.
Folgende
Voraussetzungen ermöglichen eine
Firmenidentität leben zu können:
- Eigene Werte der Mitarbeitenden mit Firmenwerten abgleichen zu können.
- Leitbild und Führungsgrundsätze, wie auch die Vision müssen verstehbar und machbar abgefasst sein. Es ist ein Trugschluss, dass Ziele unerreichbar sein sollen, damit Motivation entstehe.
- Eine Fehlerkultur definieren, um Selbstverantwortung zu ermöglichen, damit Fehler als Chancen verstanden werden und Selbstwirksamkeit erfahrbar ist.
- Sanktionen im Voraus festlegen, umsetzen und nicht verschleiern.
- Sich in der Multikultur konsequent von Möglichem und Unmöglichem abgrenzen, was bedeutet, dass gegenseitiger natürlicher Respekt und Akzeptanz vor aufdiktiertem Inklusionsanspruch kommt.
Widersprüche eliminieren
Jede gute Absicht und jede Vorfreude werden zu Nichte, wenn
Widersprüche nicht frühzeitig erkannt und bereinigt sind. Widersprüche verstecken sich oft in Zweideutigkeiten und versteckten Anspielungen. Übertriebene Selbstdarstellungen, nicht erfüllbare Marketingversprechen und unerreichbare Ansprüche sind oft Ursachen von Widersprüchen.
Nachfolgend einige
Beispiele:
- Gemeinnützigkeit nicht als Feigenblatt benutzen
- Nicht kopieren und gleichzeitig Einzigartigkeit proklamieren
- Titel müssen über Kompetenzen und Qualität nachvollziehbar sein
- Beziehungspflege besteht nicht aus E-Mails, Zoomkonferenzen, Chats- bzw. Sozialplattformen, sondern im persönlichen Augenkontakt unter Anwendung der eigenen 7 Sinne.
- Wir-Gefühl nicht über jährliche Grossanlässe zelebrieren, sondern über eingehaltene Versprechen im Alltag
Das Übernehmen von Identitäten suggeriert eine kurzfristige Zugehörigkeit, untergräbt jedoch das Selbstwertgefühl nachhaltig (nach Hässig und Stoff).
Haltung und Resilienz
Damit
Mitarbeitende die Kultur mittragen und mitentwickeln, den Mut haben Fehler zu machen und Bestehendes hinterfragt werden darf, braucht es gelebte Freiräume und Orientierungen in der Unternehmenskultur. Dazu gehört
Vertrauen in Mitmenschen und sich selbst, die Hauptmerkmale einer Führungskraft. Es entsteht Haltung, die Voraussetzung für resilientes Denken und Handeln für sich selbst und für die Organisation.
Operationelle Resilienz wird durch die Firmenidentität getragen
Organisationen sind verletzlich. Ein entsprechendes Gegenmittel findet sich im Begriff
Resilienz, also Widerstandsvermögen, für welches Forscher drei Hauptpfeiler definieren: "Führung und Kultur", "Anpassungsbereitschaft" und "Netzwerknutzung".
Wird eine Organisation wirtschaftlich geschädigt, über die Infrastruktur lahmgelegt, oder durch eine Pandemie in den Aktivitäten eingeschränkt, werden Führung und Mitarbeitende direkt mit den eingetretenen
Risiken und deren Auswirkungen konfrontiert.
Wichtigstes
Instrument dafür ist die Unternehmenskultur, da diese die
mentale Stärke widerspiegelt. Sie besteht aus Kulturfaktoren für den Umgang mit Risiko, Reputation und Qualität. Die Resilienz, das Widerstandsvermögen einer Organisation entwickelt sich aus zwei voneinander abhängigen
Voraussetzungen:
- den Kultur-Voraussetzungen, als Fundament und Dach jeder Organisation, bestehend aus dem Sinn und Zweck und der daraus resultierenden Unternehmenskultur mit ihren spezifischen Kulturfaktoren.
- den Wertschöpfungs-Voraussetzungen mit den Leistungserbringungs-, Führungs- und Unterstützungsprozessen.
Widerstandsvermögen stützt sich auf Fähigkeiten. Die Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Systems, einer Organisation oder einer Gesellschaft, intern oder extern verursachten Störungen zu widerstehen und die Funktionsfähigkeit möglichst zu erhalten, respektive wieder zu erlangen.
Sie umfasst folgende
Eigenschaften:
- Robustheit der Systeme an sich
- Verfügbarkeit von Lösungswegen
- Fähigkeit, wirksame Hilfsmaßnahmen zu mobilisieren
- Schnelligkeit und Effizienz der Hilfsmaßnahmen.
Das
Fundament der Resilienz bildet den Abgleich der Unternehmenskulturfaktoren mit dem Sinn und Zweck der Organisation und deren Strategie, sowie den Leistungs- und Führungsprozessen. Der bekannte Sinn und Zweck der Firma gibt den Teilnehmenden einen Lebensinhalt, schafft Gemeinsamkeit, materielle und immaterielle Wertsicherheit und Beständigkeit. Entscheidungen in schwierigen Situationen fallen leichter, wenn auf diese Erkenntnis zurückgegriffen werden kann.
Entscheidend für den
Erfolg zur Resilienz sind immer konkrete, dem Ziel ausgerichtete und Personen zugeordnete Maßnahmen, die konsequent umgesetzt werden können und müssen.
Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, durch eigne Schuld sind wir Schwächlinge.
(William Shakespeare)
Resilienz liegt in der Verantwortlichkeit der
Firmenbesitzer und der
Firmenführung. Ein Widerstandsvermögen kann nicht allein durch das formale Abarbeiten von Checklisten erreicht werden. Es braucht Wissen, Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten auf allen Stufen, denen Verantwortung zugeordnet wurde Daraus entsteht eine Widerstandskraft im Sinne von Gesundheit ("Salutogenese") und nicht von aggressiver Widerstandsfähigkeit ("hardness").
Entscheidungen in schwierigen Situationen fallen leichter, wenn auf Erkenntnis zurückgegriffen werden kann.
Operationellen Resilienz setzt folgende
Erkenntnisse voraus:
Sinn und Zweck einer Organisation
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verstehen und adaptieren
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Rechtmäßigkeiten
|
einordnen und befolgen
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die Strategie
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bewusst gewährleisten
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Risiken
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lernen zu erkennen, einzuschätzen und damit umzugehen
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die Resilienz
|
definieren und erarbeiten
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Widerstandsvermögen
|
erlangen und erhalten
|
Die Resilienz von Firmen ist
messbar. Unerprobtes oder selbstüberschätztes Führungsvermögen wirkt in Krisensituation rufschädigend, nachhaltig belastend und wird kostspielig. Vorbereitet zu sein, erzeugt Sicherheit, echtes Selbstvertrauen vermittelt Beständigkeit. Gleichzeitig entsteht damit Raum und Zeit für eigene Reflexionen und Erneuerung, weil diese nicht von Angst, Unsicherheit oder unechter Stärke geprägt wird.
Die Firmenidentität gestalten, heißt die Unternehmenskultur pflegen. Machen Sie Ihre Unternehmenskultur sichtbar und vergleichen Sie diese mit Ihrem Firmenzweck, damit Mitarbeitende und Umwelt über Orientierung Ihre
Absichten nachvollziehen können und sich damit
identifizieren.
letzte Änderung H.R.H.U.R.F.S.
am 30.01.2025
Autor:
Herr Hans R. Hässig und Roland F. Stoff
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Autor:in
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Herr Hans R. Hässig und Roland F. Stoff
Hans R. Hässig und Roland F. Stoff sind Autoren des Buches "Unternehmenskultur verstehen" (s. Literaturhinweis). Sie haben langjährige Erfahrung als Führungskräfte auf Geschäftsleitungsebene in KMUs, auf Konzernebene im In- und Ausland, in der Industrie, der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen. Mit ihren Instrumenten machen sie Unternehmenskulturen sichtbar und prüfen diese auf Ihre jeweilige Authentizität.
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