Bei der Fahrzeugauswahl stehen Unternehmen heute vor schwierigen Entscheidungen. Einige Autohersteller haben sich entschieden, keine Dieselmotoren mehr für ihre Fahrzeuge anzubieten. Andere müssen für ihre Dieselfahrzeuge deutliche Aufpreise verlangen, weil die Reinigung der Abgase immer aufwändiger wird. Gleichzeitig hat das Image des Diesels stark gelitten durch die Betrügereien von VW. Da auch Elektrofahrzeuge (E-Autos) auf Langstrecken noch keine Alternative bieten, stellt sich die Frage: Können gasbetriebene Fahrzeuge heutzutage eine Lösung für Unternehmen sein?
In diesem Beitrag stehen die Erdgasfahrzeuge (CNG Compressed Natural Gas) im Vordergrund, weil sie meistens noch wirtschaftlicher sind als die LPG (Liquified Petroleum Gas), zumal die Steuerbegünstigung für LPG wohl 2022 ausläuft. Für CNG bleibt die Begünstigung mindestens bis 2026 bestehen und wird dann wohl verlängert. Der Gesetzgeber unterstützt den Betrieb von erdgasbetriebenen Fahrzeugen, indem er auf große Teile der Mineralölsteuer verzichtet. Es werden nur 18,3 Cent/kg fällig anstelle von 65,5 Cent/l für Benziner. Da der Energiegehalt von CNG ca. 50 % höher liegt, ist der Vorteil pro kWh noch größer.
Als Pluspunkte für die CNG-Fahrzeuge können genannt werden:
- Geringere Kraftstoffkosten
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Weniger Schadstoffausstoß (dramatisch weniger Feinstaub und Stickoxid)
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Geringere KFZ-Steuer in der ökologischen Komponente
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Biomethan einsetzbar
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Keine Probleme in Umweltzonen
Die Nachteile bestehen in den folgenden Punkten:
- Hoher Aufpreis (ca. 3000 € CNG vs. Benziner)
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Raumverlust durch voluminöse Tanks
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Deutlich geringere Reichweite
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Etwas geringere Motorleistung
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Dünnes Tankstellennetz
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Höherer Verschleiß bei hohen Drehzahlen
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Etwas höhere Werkstattkosten
Aufgrund der Relevanz des Themas gab es in letzter Zeit viele Vergleiche der
Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Antriebskonzepte. Wegen der Neuigkeit der E-Autos wurde diese vorgestellt und es wurden dann vergleichbare Fahrzeuge mit Diesel-, Benzin- oder Gasmotoren gesucht.
Dieser Ansatz ist jedoch falsch. Fast jeder Fuhrparkleiter und auch Privatleute gehen vernünftiger vor, indem sie nämlich als erstes überlegen, wozu die Fahrzeuge genutzt werden sollen. Erst dann können die
Kosten mit Hilfe des
Controllings verglichen werden (vgl. zu dem falschen Ansatz mit den Konsequenzen Hoberg (2019)). Die Grundvoraussetzung für die sinnvolle Anwendbarkeit des
Kostenvergleichs besteht somit darin, dass die Nutzenseite gleich oder zumindest sehr ähnlich ist (vgl. z. B. Varnholt/Hoberg/Gerhards/Wilms, S. 16 f.). Aber genau diese Nutzengleichheit ist oft nicht gegeben, da sich die Fahrzeuge dramatisch in der Reichweite unterscheiden. Der E-Golf schafft nur ca. 200 km mit einer Ladung, während Benziner und Diesel bis zu 1000 km fahren. CNG-Fahrzeuge liegen dazwischen.
Ein problemadäquater Ansatz besteht darin, bestimmte
typische Nutzungssituationen zu definieren und für diese dann passende E-Autos bzw. Benziner-, Diesel- bzw. Gasfahrzeuge zu suchen. Die Analyse muss also vom Nutzungsprofil ausgehen. Es ist zu ermitteln, welche Eigenschaften die Fahrzeuge in der vorgesehenen
Einsatzart aufweisen müssen. Nur wenn die Fahrzeuge ähnliche Bedürfnisse erfüllen, wird ein sinnvoller Vergleich möglich.
Der Fuhrparkleiter möge ermittelt haben, dass ein Teil der zu beschaffenden Fahrzeuge an 200 Tagen im Jahr ca. 100 km fahren müssen. In einem weiteren
Szenario wird von längeren Strecken ausgegangen, so dass zwischendurch Tankstopps notwendig werden, die im Fall 1 vor oder nach der Arbeit erledigt werden können.
Im Vergleich zwischen Diesel, Benziner und Erdgasfahrzeug muss dann auch der Zeitverlust berücksichtigt werden für die Suche und Anfahrt nach geeigneten Tankstellen. Da die Verbreitung von CNG-Tankstellen sehr unterschiedlich je nach Region ist, müssen unterschiedliche
Tankszenarien analysiert werden.
Letzte Änderung W.V.R am 13.04.2023
Autor(en):
Dr. Peter Hoberg
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