Als
Nutzwert wird in der Betriebswirtschaft der Nutzen beispielsweise für einen Kunden oder Investor bezeichnet, den er etwa mit dem Erwerb eines
Produktes oder der Durchführung einer Investition erzielen kann. Als Nutzen kann allgemein die Summe der
Eigenschaften eines Produktes oder einer
Investition bezeichnet werden, die dazu dienen, ein
Bedürfnis zu befriedigen. Grundsätzlich lässt sich der Nutzen auch für andere Untersuchungsobjekte ermitteln, z.B. wenn es um die Lieferantenauswahl oder die Expansion des Betriebes in neue Märkte geht.
Das Problem in der Praxis ist, dass es
keinen einheitlichen Maßstab bzw. keine einheitliche Größe für die Messung des Nutzens gibt. Je nach Unternehmen werden beispielsweise andere Anforderungen an z.B. Investitionen oder die Produktentwicklung wichtig. Daher wird versucht, mit ausgewählten Verfahren wie der Nutzwert- oder Punktwertmethode einen Gesamtnutzen zu bestimmen, der dazu geeignet ist, z.B. möglichst viele Kunden anzusprechen und zum Kauf zu bewegen.
Der Beitrag zeigt, wie man den
Nutzen für unterschiedliche Untersuchungsobjekte anhand mehrerer Faktoren zumindest
näherungsweise bestimmen kann.
Warum wird die Nutzwertanalyse eingesetzt?
Der Nutzen ist etwa für einen Kunden selten auf den Preis alleine beschränkt. Auch die
Entscheidung für oder gegen Investitionen oder Produktentwicklungen fallen selten alleine anhand monetärer Größen. Es spielen fast immer monetäre (
quantitative oder harte) und nicht monetäre (
qualitative oder weiche) Faktoren eine Rolle.
- Typische quantitative Faktoren sind der Kauf- oder Anschaffungspreis bzw. Kosten und Konditionen.
- Qualitative Faktoren können u.a. Aspekte sein wie Servicegrad, Kulanzverhalten des Anbieters, Lieferterminzuverlässigkeit, Design oder Nachhaltigkeit.
Ähnliches gilt auch für andere mögliche Untersuchungsgegenstände (s. auch Übersicht in Abb. 1). Es wird also ein
Werkzeug benötigt, mit dem sich der Nutzen anhand unterschiedlicher Faktoren berechnen lässt.
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Vorgehensweise bei der Nutzwertanalyse
Das zentrale Instrument zur Berechnung des Nutzens in der Praxis ist die
Nutzwertmethode (auch Punktwert- oder Scoringmethode). Mit ihr können zwei oder mehr mögliche Alternativen umfassend bewertet werden.
Zur
Durchführung der
Nutzwertanalyse kann man grundsätzlich wie folgt vorgehen:
- Zunächst wird der Untersuchungsgegenstand ausgewählt, z.B. ein Investitions- oder Entwicklungsvorhaben. Außerdem müssen die vorhandenen Alternativen benannt werden, z.B. Angebot einer Maschine von Unternehmen 1, Angebot von Unternehmen 2 usw.
- Dann sind die Faktoren, die in die Bewertung einfließen sollen, zu bestimmen, z.B. Kosten, Produktionskapazität oder Lebensdauer. Die Faktoren sind dabei übergeordnete Punkte, die mit Kriterien hinterlegt werden müssen, um die Bewertung systematisch und nachvollziehbar durchführen zu können.
- Anschließend wird festgelegt, mit welchem Gewicht ein Faktor in die Bewertung einfließen soll, z.B. die Kosten mit 25 Punkten, die Kapazität mit 20 Punkten und die Lebensdauer mit 15 Punkten. Die Summe aller Gewichte muss 100 Punkte ergeben. Das Gewicht drückt die Bedeutung aus, mit der ein Faktor bei einer Entscheidung berücksichtigt wird. Je höher das Gewicht, desto wichtiger ist der Faktor bei der Entscheidungsfindung.
- Nun müssen die Kriterien je Faktor benannt werden. Sie dienen dazu, zu bestimmen, welche Ausprägung ein Faktor erhält. Bei den Kosten können Kriterien z.B. Anschaffungspreis, laufende Kosten und Abschreibungen sein. Für jedes Kriterium wird wie bei den Faktoren ein Maximalwert vergeben, und die Summe der Werte muss den Gewichten der Faktoren entsprechen. Wenn etwa die Kosten (Faktor) mit 25 Punkten in die Bewertung einfließen, muss die Summe der Gewichte der Kriterien ebenfalls 25 Punkte ausmachen. Beispielsweise können die Anschaffungskosten mit 11, die laufenden Kosten mit 8 und die Abschreibungen mit 6 Punkten einfließen.
- Um zu einer möglichst objektiven und für alle Beteiligten auch später nachvollziehbaren Bewertung zu gelangen, sollte zudem festgelegt werden, wann welcher Punktwert bei den Kriterien vergeben wird. Beispielsweise können 11 Punkte bei den Anschaffungskosten für den günstigsten Anbieter, 10 Punkte für den zweitgünstigsten Anbieter usw. angesetzt werden.
- Anschließend werden die Punktewerte je Alternative vergeben und zu einem Gesamtwert aufaddiert. Im Idealfall erhält eine Alternative 100 Punkte, das heißt, sie erfüllt alle Erwartungen, die in sie gesetzt werden. In der Realität kommt dieser Fall kaum vor und es werden weniger Punkte erreicht. Je weniger Punkte eine Alternative aufweist, desto ungeeigneter ist sie. Daher sollte auch festgelegt werden, wie viele Punkte mindestens erzielt werden müssen, damit eine Alternative überhaupt ausgewählt wird, etwa 75 Punkte. Das heißt übersetzt, die Alternative muss zu 75 % den Erwartungen entsprechen, ansonsten wird sie nicht berücksichtigt. Eine Unterschreitung der Mindestpunktzahl ist also ein K.O.-Kriterium für z.B. ein Investitionsprojekt.
- Am Schluss wird die Alternative gewählt, die den höchsten Punktwert aufweist.
- Haben zwei oder mehr Alternativen die gleichen Punktwerte erreicht oder sind die Abstände sehr gering (1-3 Punkte), sollte man sich die Alternativen noch einmal ansehen und prüfen, welche von ihnen bei Faktoren mit hohen Gewichtungen die besten Werte erreicht hat und kann diese auswählen.
Praxis-Tipp: Die Nutzwertanalyse sollte möglichst von einem Team umgesetzt werden, das sich aus Beschäftigten mehrerer Bereiche zusammensetzt. So lassen sich sehr subjektive oder interessengesteuerte Bewertungen vermeiden oder zumindest erschweren.
Untersuchungsgegenstand - unabhängige Analyse möglich
Die Nutzwertmethode lässt sich nicht nur einsetzen, um den Kundennutzen oder die Vorteilhaftigkeit von Investitionen zu bewerten. Es gibt viele
potenzielle Einsatzmöglichkeiten und Faktoren, wie Abb. 1 beispielhaft zeigt. Die Zuordnungen von Faktoren zu Untersuchungsgegenständen sind Vorschläge und Anregungen, die geändert und angepasst werden können.
Faktoren
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Kunden
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Produkte
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Standorte
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Investitionen
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IT-Systeme
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Expansion
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Innovationen
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(Kauf-)Preis
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X
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Kosten
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X
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Konditionen
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X
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X
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Qualität
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X
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X
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X
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X
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X
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Lieferzuverlässigkeit
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X
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X
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X
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Neuartigkeit
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X
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X
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X
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X
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X
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X
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Substituierbarkeit
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X
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X
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X
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X
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X
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Design
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X
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X
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X
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X
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Service
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Kulanz
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X
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X
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X
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X
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X
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(vorhandenes) Netzwerk
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X
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X
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X
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Regionalität
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X
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X
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X
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X
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Kapitalwert
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X
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X
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X
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X
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Kapazität
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X
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X
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X
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X
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...
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Abb. 1: Beispiele für Untersuchungsgegenstände und Faktoren für die Bewertung
Praxis-Tipp: Nicht immer lässt sich die Nutzwertanalyse alleine auf Basis intern erhobener Daten, Zahlen oder Zielen vornehmen. Wenn es z.B. darum geht, den Nutzen aus Kundensicht zu bestimmen, muss geklärt werden, welche Faktoren aus Kundensicht überhaupt wichtig und wie bedeutend sie für die Abnehmer sind. Es müssen also Kundenumfragen vorgenommen oder zumindest zuverlässige Informationen durch den Vertrieb erhältlich sein, der dazu ebenfalls mit Kunden sprechen muss. Ähnliches gilt für Produkte oder Innovationen.
Nutzwertanalyse Vor- und Nachteile
Wie jedes
betriebswirtschaftliche Instrument hat die Nutzwertanalyse Vor- und Nachteile. Die Übersicht zeigt die wichtigsten Punkte.
Nutzwertanalyse Vorteile
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Nutzwertanalyse Nachteile
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Berücksichtigung mehrerer Entscheidungsfaktoren, monetär und nicht monetär
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hoher Arbeitsaufwand, daher nur für große bzw. wichtige Vorhaben sinnvoll anzuwenden
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grundsätzlich einfach durchzuführen
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bei Gewichtung, Faktorenauswahl, Punktvergabe usw. hohe subjektive Anteile
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übersichtliche Ergebnisdarstellung durch Reduzierung auf eine Zahl, den Punktwert
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dadurch ggf. Risiko der Manipulation
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Ergebnisse werden meist im Team erarbeitet, daher hohe Akzeptanz
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nicht immer ist es möglich, Alternativen mit den gleichen Faktoren zu bewerten
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vom Untersuchungsgegenstand unabhängige Analyse möglich
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Hoher Lernfaktor, weil man sich mit zahlreichen inhaltlichen Punkten befassen muss, etwa wie es um Produkt- oder Servicequalität steht. Dadurch erhält man i.d.R. wichtige Hinweise auf Verbesserungen.
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Abb. 2: Vorteile und Nachteile der Nutzwertanalyse
Allerdings muss angemerkt werden, dass der
Nachteil der
Subjektivität
relativ ist. Auch bei anderen betriebswirtschaftlichen Werkzeugen und Methoden wird immer wieder mit Schätzungen gearbeitet, selbst wenn am Ende ein konkreter Zahlenwert steht. Beispielsweise ist es bei einer Investitionsrechnung notwendig, Umsätze und Kosten oder einen Kalkulationszinssatz über mehrere Jahre zu schätzen Je nach Interessenslage wird dann häufig versucht, Argumente für z.B. höhere oder niedrigere Werte zu finden.
Nutzwertanalyse Vorgehen am konkreten Beispiel – Mit Excel-Arbeitshilfe
Im Folgenden wird mithilfe einer Excel-Anwendung am Beispiel der
Lieferantenauswahl gezeigt, wie die Nutzwertanalyse konkret vorgenommen werden kann.
Allgemeine Hinweise zur Arbeit mit der Excel-Datei:
Eingaben sind in allen Zellen mit blauer Schrift möglich. Sollen Eingaben in Zellen mit anderer Farbe erfolgen, muss vorher geprüft werden, ob sich dort Formeln befinden, deren Überschreiben die Datei unbrauchbar macht. Alle Tabellenblätter werden auf einer Seite ausgedruckt. Alle Zahlen und Daten dienen ausschließlich dazu, zu zeigen, wie die Anwendung funktioniert und sind keine Hinweise auf günstige oder weniger günstige Ausprägungen.
Die Excel-Datei besteht aus elf Tabellenblätter, einem Tabellenblatt, in dem die Ergebnisse zusammengefasst werden und zehn Blättern, in denen die Eingaben für die Bewertung der Faktoren erfolgen. Es können bis zu
drei Alternativen miteinander verglichen werden.
Allgemeine Eingaben im Tabellenblatt Punktwert
Zunächst werden im Tabellenblatt "Punktwert" (Abb. 3) allgemeine Daten eingegeben, z.B., um welches Vorhaben es sich handelt; hier die
Lieferantenbewertung. Darüber hinaus sind nur noch Angaben zu den untersuchten Alternativen nötig, im Beispiel die Lieferanten A, B und C. Und es sollte ein
Mindestpunktwert eingegeben werden, der benötigt wird, damit eine Alternative überhaupt berücksichtigt wird (K.O.-Kriterium, hier 75 Punkte).
Abb. 3: Auszug Tabellenblatt Punktwert
Für die Bewertung können bis
zu
zehn Faktoren ausgewählt werden. Für jeden Faktor gibt es Tabellenblatt (Faktor 1 bis Faktor 10), das gefüllt werden muss. Die Ergebnisse dieser Eingaben, z.B. Bezeichnungen der Faktoren, maximale Punktzahl (Gewicht) und erreichte Punktezahlen, werden dann automatisch in das Tabellenblatt "Punktwert" übernommen.
In Abb. 3 ist zu sehen, dass mit
sechs Faktoren gearbeitet wird; es müssen also sechs der zehn Tabellenblätter gefüllt werden. Die maximalen Punktwerte je Faktor werden aus diesen Tabellenblättern übernommen, die in der Summe 100 ergeben müssen. Bei
abweichenden Werten färbt sich die Zelle, sodass man mögliche Fehler sofort erkennen und Änderungen in einem oder mehreren Tabellenblättern vornehmen kann. Auch die erreichten Werte für die Alternativen werden automatisch übernommen und addiert. Im Beispiel ist Lieferant A der günstigste und Lieferant C erfüllt nicht die Mindestanforderungen.
Kriterien bestimmen und bewerten
Abb. 4 zeigt exemplarisch für den Faktor "Preis und Konditionen", wie die Tabellenblätter aufgebaut sind und ausgefüllt werden können. Je Faktor müssen bis zu sechs Kriterien benannt und beschrieben werden. Darüber hinaus ist eine Zielgröße festzulegen, bei der der höchste Punktwert vergeben wird. Außerdem eine Festlegung der Staffelung, also wann wird der zweit- und der dritthöchste Punktwert vergeben. Es besteht zusätzlich die Möglichkeit,
Datenquellen zu
benennen, etwa Studien oder Angebote. In jedem Fall muss der maximal mögliche Punktwert je Kriterium bestimmt werden. Die Summe der Punkte je Kriterium entspricht dem Maximalwert eines Faktors. Bei Preis und Konditionen sind das 25 Punkte, die automatisch in das Tabellenblatt "Punktwert" übertragen werden.
Dann müssen bei jeder
Alternative für jedes Kriterium die
Ausprägungen ermittelt und die Punkte vergeben werden. Im Beispiel ist zu sehen, dass Lieferant A mit 21 Punkten dem Maximalwert am nächsten kommt. Analog wird bei allen anderen gewählten Faktoren verfahren.
Abb. 4: Auszug Tabellenblatt "Faktor 1" (Bitte klicken für Vollansicht)
Hinweis: Eine direkte Bewertung monetärer Faktoren ist mit dem Schema nicht möglich. Sie müssen, damit sie in die Bewertung einfließen können, in Punkte umgerechnet werden. Dazu sind zunächst die monetären Werte zu bestimmen, die in die Bewertung einfließen sollen, z.B. die Kosten oder der Preis je Alternative. Anschließend wird eine Reihenfolge unter den Alternativen gebildet und es werden die Punkte vergeben.
Im Beispiel ist zu sehen, dass Lieferant A den günstigsten Preis bietet und somit den höchsten Punktwert erhält. Bei Investitionsrechnungen mit der Kapitalwertmethode kann man so verfahren, dass die Alternative mit dem höchsten Kapitalwert die höchste Punktzahl erhält, die mit dem zweithöchsten Wert die zweithöchste Punktzahl usw. Abhängig vom Vorhaben müssen also individuelle, für den Betrieb geeignete Vorgehensweisen und Bewertungsmöglichkeiten gefunden werden.
Vereinfachungsmöglichkeiten prüfen und nutzen
Die
Durchführung einer Nutzwertmethode ist arbeits- und zeitintensiv und sollte daher vor allem für strategisch wichtige und große Vorhaben, weniger für kleine
Projekte, genutzt werden. Um den Aufwand zu reduzieren, kann man sowohl die Anzahl der Faktoren als auch die Anzahl der Kriterien auf maximal fünf bis sechs bzw. vier bis fünf begrenzen.
Praxis-Tipp: Grundsätzlich können in einem Fall wie im Beispiel auch die Gesamtkosten für die Beschaffung nach Abzügen von Rabatten und Skonto als Kriterium gewählt werden. Dann kann man z.B. in die erste Zeile statt "Preis" "Beschaffungskosten netto" einsetzen und die Volumina bei den Lieferanten eintragen und dann die Punkte vergeben. Dann können Angaben zu den Nachlässen entfallen und man muss ggf. nur noch auf die Zahlungskonditionen eingehen.
Tabellenblatt Punktwert auch alleine nutzbar
Grundsätzlich lässt sich die
Punktwertmethode mit der Arbeitshilfe auch durchführen, wenn man nur das Tabellenblatt "Punktwert" wählt und alle Daten dort direkt einträgt, z.B. die Faktoren, die Maximalpunktzahl und die erreichten Punkte. Dann lässt sich allerdings weniger gut nachvollziehen, warum man bei welchem Faktor wie bewertet hat und das Risiko, dass es zu Unstimmigkeiten kommt, steigt deutlich.
Fazit und Ausblick
Die Nutzwert- oder Punktwertmethode ist ein betriebswirtschaftliches Werkzeug, mit dem sich der Nutzen von z.B.
Investitions-
oder Entwicklungsprojekten anhand mehrerer
Faktoren bewerten lässt. Dabei ist es möglich, nicht nur monetäre, sondern auch nicht monetäre Faktoren bei der Bestimmung des Nutzens zu berücksichtigen. Die Nutzwertmethode lässt sich für zahlreiche unterschiedliche Untersuchungsobjekte nutzen. Da die Durchführung relativ zeitintensiv ist, sollte sie vor allem bei strategisch wichtigen und großen Vorhaben genutzt werden. In allen anderen Fällen genügen einfachere Bewertungen wie z.B. statische oder dynamische Investitionsrechnungsverfahren.
letzte Änderung J.E.
am 04.04.2023
Autor:
Jörgen Erichsen
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Andriy Popov
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Autor:in
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Herr Jörgen Erichsen
Jörgen Erichsen ist selbstständiger Unternehmensberater. Davor hat er in leitenden Funktionen in Konzernen gearbeitet, u.a. bei Johnson & Johnson und Deutscher Telekom. Er ist Autor von Fachbüchern und -artikeln rund um Rechnungswesen und Controlling. Außerdem ist er als Referent zu diesen Themen für verschiedene Träger tätig. Beim Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) leitet Jörgen Erichsen den Arbeitskreis Controlling.
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