Für die meisten Controller im deutschsprachigen Raum sei Inflation völliges "Neuland", erklärt Managementberater Günter Lubos und gibt Tipps für resiliente Controllinginstrumente für die Inflation.
Die
Inflation stellt
Controller vor neue Herausforderungen. Bisher verfügen nur einige Unternehmen mit ausländischen Tochterfirmen in einem inflationären Umfeld über ein geeignetes
Instrumentarium. Das gilt auch für das
Controlling. Controller stellen sich vor allem folgende Fragen:
- Bildet die Ergebnisrechnung die tatsächliche Ergebnissituation noch richtig ab bzw. wie sieht das inflationsbereinigte Ergebnis des Unternehmens aus?
- Werden insbesondere die Materialeinsatzkosten in der Ergebnisrechnung realitätsbezogen abgebildet?
- Inwieweit ist eine Standardkostenrechnung noch geeignet, um das Produktportfolio und das Unternehmen zielgerichtet zu steuern und wo sind Anpassungen nötig?
- Sind statische Kalkulationen noch angemessen oder bedarf es häufigerer Anpassungen?
- Sind die mit dem Kunden vereinbarten Preisgleitklauseln zur Erlössicherung ausreichend?
- Ist das Vertriebscontrolling richtig aufgestellt, um rasch auf steigende Einstandspreise zu reagieren und eine Antwort auf der Erlösseite zu finden?
Wer sich also stabil aufstellen wolle, müsse jetzt im Controlling handeln, warnt Günter Lubos, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Managementberatung Dr. Wieselhuber & Partner. Zunächst ist demnach Transparenz darüber gefragt, wo und wie sich die Inflation im Unternehmen, in den Herstell- und damit in den
Produktkosten niederschlägt. Dazu werden Instrumente benötigt, um
Auswirkungen des Inflationsgeschehens laufend zu beobachten und transparent zu machen.
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Lubos empfiehlt, ggf. die
Materialpreise über Durchschnittswerte in einem kürzeren Intervall als bislang gleitende Durchschnitte über längere Perioden ermittelt werden. Es genüge möglicherweise nicht mehr, einmal zu Beginn des Jahres
Maschinenstundensätze oder Kostensätze als Kalkulationsbasis festzulegen.
Management des Produktportfolios als wichtige Controllingaufgabe
Die Zusammensetzung des Produktportfolios hat entscheidenden Anteil an der
Ergebnissicherung in inflationären Zeiten. Die Konzentration auf Produkte, die in ausreichender Menge auf Basis der Verfügbarkeit von Vorprodukten – Stichwort „
Lieferkettensicherheit“ – erstellt werden können sowie die Sicherung der prozentualen
Deckungsbeitragsqualität (Deckungsbeitrag in Relation zum Erlös des Produktes) sind dabei wichtige Controllingprojekte.
Da
Deckungsbeitragsmarge durch steigende
Einstandspreise, insbesondere beim Material, bedroht werde, sollte das Controlling sich nicht nur auf die rein "wertmäßigen" Controllinggrößen fokussieren, etwa auf den Deckungsbeitrag. Vielmehr bedürfe es eines "Drill Down" in die
mengenrelevanten Größen – ausgehend vom Produktergebnis, rät Lubos.
- Wieviel Energieaufwand geht in welche Produkte ein, wieviel personelle Ressourcen sind nötig, um bestimmte Produkte zu fertigen?
- Welche "bedrohten" Rohstoffmengen infolge von Lieferengpässen sind für welche Produkte erforderlich?
- Welche einzusetzenden Materialien sind besonders stark inflationsbedroht?
Um derartige Fragen zu beantworten, rät der Experte zu einem starken Fokus auf das
Produktionscontrolling oder zumindest zu einer engen Zusammenarbeit mit Produktion und Einkauf.
Wachsende Bedeutung des Vertriebscontrollings zur Steuerung des Pricing
Neben der Optimierung des Portfolios unter Kostengesichtspunkten und der Suche nach
Einsparungspotenzialen, kommt bei steigenden Einstandspreisen dem
Pricing und damit der Optimierung der Erlöse große Bedeutung zu – was vor allem das Vertriebscontrolling fordert. Umfassende Transparenz bei der Erlös- und Konditionenqualität bei Kunden und Produkten sei dabei ein wichtiges Element, erklärt der Berater.
- In welchen Kombinationen wird angesichts der steigenden Preise die beste Marge realisiert?
- Welche Preis-Mengen-Relationen sind zu erwarten?
- Welche Auswirkungen haben Anpassungen auf das Produkt- und Kundenportfolio?
Diese Fragen ließen sich am besten auf Basis eines umfassenden Vertriebscontrollings mit entsprechenden Instrumenten beantworten.
Erfolgsfaktor Interdisziplinärer Controllingansatz
Unter Betrachtung aller Einzelaspekte unter dem Einfluss von Inflationstendenzen und
Preissteigerungen kommt Günter Lubos zu dem Schluss, dass alle Funktionsbereiche im Unternehmen zusammenarbeiten müssen: "Das Controlling muss seine Betrachtungsweise ausweiten und eine Vielzahl von Aspekten einbeziehen, die bislang nicht von Bedeutung waren. Nur wer
schnellstmöglich resiliente Instrumente etabliert, wird auch im inflationären Umfeld Fuß fassen."
Erstellt von (Name) W.V.R. am 07.07.2022
Geändert: 21.06.2023 14:59:53
Autor:
Wolff von Rechenberg
Quelle:
Dr. Wieselhuber & Partner
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Valeriy Kachaev
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