Im Rahmen der Risikoidentifikation werden alle Risiken zuerst
identifiziert und anschließend
systematisiert. Die Risikoidentifikation ist als Teil des
Risikocontrollings der erste Schritt des
Risikomanagementprozesses und bildet die Grundlage für den sinnvollen und effektiven Umgang mit Risiken. Die
Risikoarten und die jeweilige Bedeutung für die Existenz des Unternehmens sind sehr stark von unternehmerischen Besonderheiten abhängig.
Zur Risikoidentifikation können zahlreiche
Instrumente eingesetzt werden, wie z. B.
Unternehmens- und
Umweltanalysen, Befragungen der
Mitarbeiter, Checklisten, Früherkennung und -aufklärung sowie Fehlerbaum- und Flow–Chart–Analysen. Nachdem die Risiken erkannt wurden, soll eine
Risikosystematik erarbeitet werden.
Die folgende Abbildung stellt eine mögliche Systematisierung der unternehmerischen Risiken dar:
Bei allgemeinen externen Risiken handelt es sich um eine Reihe
betriebsexterner Ereignisse, die beim Auftreten dem Unternehmen erhebliche Schäden anrichten können. Bei den Risiken, die aus innovativen Technologien entstehen können, geht es darum, ob das Unternehmen bzw. seine Produkte einem zunehmenden technischen Wandel ausgesetzt sind. Mit Naturgewalten sind mögliche Schäden gemeint, die durch
Naturereignisse wie z. B. Überflutung auftreten können. Politische Verhältnisse betreffen die Frage, in welchem Ausmaß das Unternehmen den Veränderungen politischen Rahmenbedingungen ausgesetzt ist.
Leistungswirtschaftliche Risiken betreffen alle Gefahren, die innerhalb der gesamten
Wertschöpfungskette auftreten können. Sie entstehen in erster Linie durch den Erstellungsprozess von Gütern und Dienstleistungen und deren Verwertung an den Märkten.
Hierbei müssen folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Läuft der Beschaffungsprozess plan- und termingemäß?
- Ist das Unternehmen von einem bzw. einigen wenigen Lieferanten abhängig?
- Wodurch kann der Produktionsprozess gestört werden?
- Lässt die Kundenstruktur auf die hohe Abhängigkeit von einigen wenigen Großkunden schließen?
- Wie stark ist das Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung?
- Ist das Unternehmen den immer wachsenden Anforderungen des Marktes gewachsen?
Zu
finanzwirtschaftlichen Risiken gehören Verluste, die durch Unsicherheit zukünftiger Zahlungsströme eintreten können (Zahlungsstromrisiken). Verallgemeinert betreffen die finanzwirtschaftlichen Risiken die
Liquidität und die Rentabilität des Unternehmens. Die finanzwirtschaftlichen Risiken werden in Marktpreis-, Schuldnerbonität- und Liquiditätsrisiken aufgeteilt. Marktpreisrisiken betreffen die mögliche negative Entwicklung der Marktpreise auf die Produkte bzw. Dienstleistungen des Unternehmens. Das Schuldnerbonitätsrisiko betrifft das Einhalten des Zahlungsziels seitens der Kunden. Im Rahmen des Liquiditätsrisikos wird der Finanzierungsspielraum betrachtet. Es wird analysiert ob das Unternehmen über genügend
Liquidität zur Finanzierung des Fortbestandes verfügt.
Risiken aus dem
Corporate Governance können ebenfalls dem Unternehmen schwer schaden und im Extremfall zur
Insolvenz führen. Um den unternehmerischen Erfolg gewährleisten zu können, muss die Unternehmensorganisation so aufgebaut sein, dass die Umsetzung
strategischer Entscheidungen schnell und effizient abläuft. Ebenso wichtig ist der
Führungsstil. Die mit dem Führungsstil verbundenen Risiken können sich in der erhöhten Mitarbeiterfluktuation niederschlagen, was wiederum zu Mitarbeitermängeln führen kann. Um die aus der
Kommunikation entstehenden Risiken eliminieren zu können, müssen u. a. folgende Fragen beantwortet werden:
- Wie effizient ist die interne Kommunikation zwischen den Mitarbeitern bzw. den Abteilungen?
- Findet regelmäßig ein Erfahrungstausch statt?
Bei den Risiken der Unternehmenskultur geht es vor allem darum, ob die Mitarbeiter sich genügend mit dem Unternehmen identifizieren und eine ausreichende
Teamfähigkeit besitzen. Zu der Phase der Risikosystematisierung muss noch bemerkt werden, dass eine eindeutige Abgrenzung von Risiken nicht immer möglich ist, da zwischen den Risiken starke
Interdependenzen bestehen. So ist im Fall der verschlechterten Bonität eines Kunden nicht nur ein Schuldnerbonitätsrisiko gegeben, sondern auch das Liquiditätsrisiko. Um das Risiko jedoch einer Kategorie zuordnen zu können, soll die Abgrenzung mittels des jeweiligen erforderlichen Instrumentariums der Risikosteuerung stattfinden.
So würde das, z. B. durch gesunkene Bonität des Kunden, entstandene Risiko der Schuldnerbonitätsrisiken zugeordnet weil das benötigte Instrumentarium zur Risikosteuerung im Bereich des
Debitorenmanagements liegt. Dazu gehören die Bonitätsüberprüfung vor dem Vertragsabschluss oder etwa die Absicherung durch Eigentumsvorbehalt sowie Pfandrechte.
letzte Änderung S.D.
am 24.08.2024
Autor:
Anna Werner
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