In kleineren und mittleren
Unternehmen sind
Kostenrechnungen noch wenig verbreitet, wenngleich das anteilige Nutzenpotenzial nicht geringer ausfällt als in großen Unternehmen. Oft wird ein zu hoher Aufwand als Hinderungsgrund angegeben und nach einfachen Lösungen gefragt. Mit
MS-Excel ist es möglich, die passende Lösung selbst einzurichten, statt ein vorgefertigtes System zu kaufen. Auf diese Weise entsteht eine
Kostenrechnung, die zum Unternehmen passt und flexibel an die ständigen Veränderungen angeglichen werden kann.
Ein Modell zum Nachbauen
Der Vorteil von
Excel ist, dass es bereits ein fertiges
Rechenprogramm mit integriertem
Automatisierungswerkzeug ist. Es geht deshalb nicht mehr um eine klassische Programmierung, sondern nur noch darum, die Formeln aufzustellen und die Abläufe und Darstellungen zu automatisieren. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Vereinfachungsmöglichkeiten
Die Vereinfachung besteht in der Umgehung der
Kostenstellenrechnung durch Bildung
kostenverwandter Produktgruppen. Werden die Basisdaten auf diese Gruppen aufgesetzt, so zeigen sich keine relevanten Unterschiede in den Resultaten. Kleinere und mittlere Unternehmen können oder wollen nicht extra einen Kostenrechner oder
Controller beschäftigen. Also benötigen wir ein System, das sich arbeitstechnisch in die vorhandenen Ressourcen einfügen lässt.
Modellstruktur
Das Modell erfordert eine
Schnittstelle zu den monatlichen Verkaufsdaten sowie die Hinterlegung folgender Parameter zur fortlaufenden bzw. sporadischen Aktualisierung:
Stammdaten:
- Kunden- und Produktlisten, jeweils mit Gruppen.
- Kostenrechnungsdaten: Einkaufspreise, Rezepturen, Personalbesetzung, Maschinenleistungen, Stundensätze.
- Energieverbräuche, Kostensätze.
- Diverse Einzelkosten: Produktgebühren etc. Kunden-Konditionen: umsatzbezogen, mengenabhängig, pauschal.
- Ausgangsfracht: Kostensätze, ermittelt z. B. über Tonnenkilometer.
- Anlagenkosten: Anlagenwerte, Nutzungsdauer, Instandhaltungsquote.
- Jahresbudgets für diverse Gemeinkostenarten.
Das
Basismodell ist auf 1.000 Kunden und 1.000 Produkte mit jeweils 100 Gruppen, 200.000 Verkaufsdatensätze und 20.000 Materialdatensätze ausgelegt. Die Durchlaufzeit beträgt im Praxismodell mit 261 Kunden und 201 Produkten 21 Sekunden. Eine
Planungsrechnung ist durch Wechsel der Schnittstellendaten auf Plandaten möglich.
Arbeitsaufwand
Erstmalig sind auch im vereinfachten Modell Erhebungen erforderlich, die einen gewissen Arbeitsaufwand verursachen. Aufgrund des Modellcharakters ist jedoch zu unterscheiden zwischen
einmaligen und
laufenden Arbeiten. Wenn alles bestückt ist, muss monatlich ein halber Tag genügen, und diese Zeit ist überall vorhanden, auch wenn in aller Regel gegenteiliges behauptet wird. Allein bei der Pflege der Rezepturen kann eine erhebliche Zeitersparnis eintreten. Diese Routine ist in vielen Unternehmen völlig unzureichend gelöst. Gerechnet wird ja überall, und oft ist gar nicht bekannt oder vorstellbar, welche Rationalität möglich ist.
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Kostenrechnungsziele
Traditionell steht die
Produktkalkulation im Vordergrund. In der Konsumgüterindustrie werden die Produkte an verschiedene Kunden verkauft, und diese haben in der Regel mehrere
Produkte gelistet. Deshalb ist ein Umdenken vom traditionell volumengetriebenen Denken hin zu einer
Kundenrenditen-Orientierung unerlässlich. Der Zusammenhang wird an folgenden Beispielen deutlich:
Beispiel 1: Produktkalkulation (Fischer: Kostenrechnung mit Excel)
Alle Angaben
in €/kg
|
Art.-Nr.:
|
2020
|
2023
|
3070
|
3196
|
7003
|
9301
|
9533
|
Artikel:
|
Artikel
2020
|
Artikel
2023
|
Artikel
3070
|
Artikel
3196
|
Artikel
7003
|
Artikel
9301
|
Artikel
9533
|
Erlös
|
1,295
|
1,425
|
1,155
|
1,450
|
0,995
|
1,345
|
1,475
|
Personalkosten direkt
|
0,051
|
0,051
|
0,133
|
0,133
|
0,133
|
0,133
|
0,133
|
Roh- und Zusatzstoffe
|
0,486
|
0,486
|
0,638
|
0,442
|
0,617
|
0,442
|
0,466
|
... weitere Einzelkosten
|
|
|
|
|
|
|
|
Einzelkosten gesamt
|
0,638
|
0,637
|
0,872
|
0,723
|
0,842
|
0,676
|
0,699
|
Rohwarenannahme
|
0,017
|
0,017
|
0,017
|
0,017
|
0,017
|
0,017
|
0,017
|
Vorbereitung
|
0,022
|
0,022
|
0,000
|
0,011
|
0,000
|
0,011
|
0,006
|
... weitere Kostenstellen
|
|
|
|
|
|
|
|
Hauptkostenstellen gesamt
|
0,460
|
0,460
|
0,325
|
0,323
|
0,324
|
0,323
|
0,314
|
Kosten ab Werk
|
1,098
|
1,097
|
1,097
|
1,046
|
1,166
|
0,999
|
1,013
|
+ Kundenvergütungen
|
0,015
|
0,015
|
0,015
|
0,015
|
0,015
|
0,015
|
0,015
|
+ Ausgangsfracht
|
0,012
|
0,012
|
0,012
|
0,012
|
0,012
|
0,012
|
0,012
|
Kosten frei Empfänger
|
1,125
|
1,124
|
1,124
|
1,073
|
1,193
|
1,026
|
1,040
|
- anteilige Fixkosten
|
0,220
|
0,220
|
0,136
|
0,141
|
0,135
|
0,141
|
0,138
|
Variable Kosten
|
0,905
|
0,904
|
0,988
|
0,932
|
1,058
|
0,885
|
0,902
|
Deckungsbeitrag
|
0,390
|
0,521
|
0,167
|
0,518
|
-0,063
|
0,460
|
0,573
|
Vollkosten-Überdeckung
|
0,170
|
0,301
|
0,031
|
0,377
|
-0,198
|
0,319
|
0,435
|
Kommentar zur Produktkalkulation:
Solche Konstruktionen stellen häufig das
Hauptinstrument der Kostenrechnung dar. Man kalkuliert Produkte, um die Kosten zu kennen und in der Hoffnung, diese im Verkauf umzusetzen. Gelingt dies nicht, versucht man wenigstens einen
Deckungsbeitrag zu erreichen.
Der
Steuerungswert ist
begrenzt, wenn ein Kunde mehrere Produkte listet. Dann kommt es darauf an, welche
Kundenrendite aus der spezifischen Produktmischung entsteht. Mit welchen Produkten und ihren Deckungsbeiträgen dies erreicht wird, ist sekundär. Das einzelne Produkt tritt in den Hintergrund. Die Bedeutung der Produktkalkulation liegt darin, dass sie als Vorstufe zur Kundenerfolgsrechnung für die Kosten ab Werk benötigt wird. Ansonsten hat sie nur statistischen Wert, indem die Kostendetails im Zeitablauf beobachtet werden – zwecks Prüfung, ob einzelne Posten "im Rahmen bleiben".
Beispiel 2: Kundenerfolgsrechnung (Fischer: Kostenrechnung mit Excel)
1052
|
Kunde 1052
|
|
Art. - Nr.
|
Artikel
|
Absatz-menge
kg
|
Erlös
|
Deckungsbeitrag
|
Vollkosten-
Überdeckung
|
Kosten ab Werk:
|
€
|
€/kg
|
€
|
€/kg
|
€
|
€/kg
|
Gesamt
€/kg
|
Variabel
€/kg
|
9533
|
Artikel 9533
|
2.320
|
3.422
|
1,475
|
1.392
|
0,600
|
1.072
|
0,462
|
1,013
|
0,875
|
2023
|
Artikel
2023
|
10.280
|
14.649
|
1,425
|
5.633
|
0,548
|
3.372
|
0,328
|
1,097
|
0,877
|
3196
|
Artikel
3196
|
1.920
|
2.784
|
1,450
|
1.046
|
0,545
|
776
|
0,404
|
1,046
|
0,905
|
9301
|
Artikel
9301
|
5.280
|
7.102
|
1,345
|
2.571
|
0,487
|
1.827
|
0,346
|
0,999
|
0,858
|
2020
|
Artikel 2020
|
4.640
|
6.009
|
1,295
|
1.935
|
0,417
|
914
|
0,197
|
1,098
|
0,878
|
3070
|
Artikel
3070
|
14.400
|
16.632
|
1,155
|
2.794
|
0,194
|
835
|
0,058
|
1,097
|
0,961
|
7003
|
Artikel
7003
|
31.200
|
31.044
|
0,995
|
-1.123
|
-0,036
|
-5.335
|
-0,171
|
1,166
|
1,031
|
Produktergebnis
|
70.040
|
81.641
|
|
14.248
|
|
3,460
|
|
|
- Ausgangsfracht
|
1.075
|
0,015
|
1.075
|
0,015
|
- Kundenvergütungen
|
820
|
0,012
|
820
|
0,012
|
Kundenergebnis
|
12.353
|
|
1.565
|
Kommentar zur Kundenerfolgsrechnung:
In dieser Darstellung erhalten die einzelnen Produkte eine andere, nämlich
kundenindividuelle Bedeutung. Aufgabe des Verkäufers ist eine differenzierte Strategie, indem die Möglichkeiten zu Umsatzsteigerungen im oberen Deckungsbereich bevorzugt, ggf. mit gezielten Anreizen, ausgeschöpft werden. Diese Darstellung gibt auf jeden Fall mehr her als die Produktkalkulation. Endlich geht es nicht mehr nur um die Preise, die ohnehin kaum zu ändern sind.
Die
Mentalität, Preise kalkulieren zu wollen, birgt die Gefahr, dass im oberen Deckungsbereich unnötig nachgegeben wird, während im unteren Bereich eigentlich nur die Kunden verärgert werden. Das allseits bekannte "
Denken in Deckungsbeiträgen" ist ausschließlich in der Kundenebene und mit Blick auf die Vollkostendeckung zielführend. Oft wird ein Deckungsbeitrag bereits als Gewinn empfunden, weil die üblichen Stufen-Deckungsbeitragsrechnungen unvermeidlich zu der Annahme führen, man könne ggf. auf die Deckung gewisser Kosten verzichten. Wie gefährlich dies ist, hat schon manches Unternehmen leidvoll erfahren müssten.
Beeinflussbarkeit der Wertfaktoren beachten
Die einfache Vorstellung, dass
höhere Preise zu besseren Ergebnissen führen, entbehrt nicht einer gewissen Logik, sie hat jedoch im heutigen
Wettbewerb keinen relevanten Steuerungswert. Denn die Preise kommen von außen und haben mit den Kosten oft nicht viel gemeinsam. Die Ursache für
unterschiedliche Kundenrenditen als eigentliche Ergebnisquelle liegt weniger in den Preisen als in der Mengenstruktur der Kundensortimente begründet. Unabhängig davon, wie groß die Beeinflussbarkeit derselben im Einzelfall sein wird, so ist dieser Hebel doch weitaus wirksamer als alle Preiskalkulationen, die letztlich nur Wunschvorstellungen bleiben.
Der
Fokus sollte deshalb auf die einzelnen Kundenrenditen zielen. Dabei nützen summarische Aussagen wenig, wenn - wie in vielen
EDV-Programmen - einzelne Kundenwerte zwar ermittelt werden, aber keine Erklärung des "Warum" geliefert wird. Es spielt auch keine Rolle, mit welchen Einzelmengen und ihren Deckungsbeiträgen die Kundenrendite erreicht wird. Man muss die einzelnen Produktergebnisse im Kundensortiment und deren Auswirkung auf das (Vollkosten-) Kundenergebnis allerdings sehen können.
Eine Kostenrechnung wird erfolgreich sein, wenn die Verkäufer Informationen zur Kundenrendite und deren Entstehung aus einzelnen Produktergebnissen erhalten.
Preiskalkulationen sind demgegenüber
kontraproduktiv. Bei differenzierter Kunden-/Sortimentsstruktur, wie sie in der Konsumgüterindustrie gegeben ist, führt die (versuchte) Einflussnahme auf die Wertstruktur einzelner Kundensortimente oftmals zu überraschenden Ergebniseffekten. Diese kommen hauptsächlich dadurch zustande, dass sich Controller und Verkäufer zusammensetzen und einzelne Kundenauswertungen diskutieren. Natürlich wird durch Diskutieren allein das Ergebnis nicht besser. Aber die Verkäufer können sich in ein Wertgefüge hineindenken, bevor sie an einen Kunden herangehen. Das ist die Basis für alles Weitere.
Download des vollständigen Beitrages:
Fachbeitrag-04-09-2014
letzte Änderung Ernst Fischer
am 24.10.2022
Bild:
panthermedia.net / Leung Cho Pan
|
Autor:in
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