1. Modell- und Methodenunterstützung
Bei der Bewertung von
IT-Systemen zur
Planungsunterstützung sind die Modell- und Methodenunterstützungen hinsichtlich des Umfanges, der Qualität und insbesondere auch der Konfigurationsmöglichkeiten in der Fach- und IT-Abteilung zu betrachten.
Um eine widerspruchsfreie
Gesamtplanung zu erhalten, ist den angebotenen Mechanismen zur Abstimmung der verschiedenen Teilpläne eine besondere Bedeutung zuzumessen. Neben den im Standard angebotenen Modellen und Methoden sind die Möglichkeiten der Abbildung und Konfiguration von Planmethoden und -modellen außerhalb des Standards zu analysieren.
Ergänzend zum
Implementierungsaufwand ist hier die Frage nach der Wartbarkeit in den Fachabteilungen von entscheidender Bedeutung. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass eine Planung trotz aller Standardisierungsbestrebungen immer unternehmensspezifische Ausprägungen aufweist, woraus individuelle Anforderungen an ein Planungssystem resultieren.
2. Art und Umfang der Prozessunterstützung
Bei der
Bewertung der Möglichkeiten, den eigentlichen Planungsprozess zu unterstützen, sind Standard
Workflow-Szenarien zu betrachten sowie die Art und Weise, wie diese an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Eine besondere Bedeutung kommt hier einem Planungsmonitor zu, welcher den Status einer Planung visualisiert und bei anstehenden Aufgaben oder Terminüberschreitungen die betreffenden Personen informiert.
3. Eingabeunterstützung
Wesentlicher
Erfolgsfaktor bei der Einführung einer Planungsapplikation ist die Akzeptanz durch die Endanwender bzw. Planer. Daher gilt es, diese bestmöglich bei der eigentlichen Planung zu unterstützen. Hier ist insbesondere eine benutzerfreundliche, optisch ansprechende Oberfläche sowie eine gute Performance zu nennen.
Darüber hinaus sollte der Vorgang der
eigentlichen Planung so gut wie möglich systemtechnisch unterstützt werden. Hierzu gehören z. B. Wertevorbelegungen, flexible Verteilungsfunktionen sowie die Echtzeit-Integritätsprüfung von Eingaben. Eine Kommentierungsmöglichkeit wird in nahezu jeder Planungsapplikation benötigt [1].
4. Umfang planungsunterstützender Funktionen
In Abgrenzung zu den eingabeunterstützenden Funktionen handelt es sich bei den
planungsunterstützenden Funktionen um Möglichkeiten, Dateneingaben vorzubereiten bzw. weiterzuverarbeiten. Im Fokus der Betrachtung stehen hier Planungsfunktionen für das Kopieren und Modifizieren von Daten, beispielsweise für die saisonale Verteilung von geplanten Vertriebsmengen oder die Rollierung von Plandaten, bis hin zu komplexen Verteilungsalgorithmen.
5. Integrationsmöglichkeiten in das bestehende Reporting
Die zur Auswahl stehenden Technologien sind dahingehend zu untersuchen, inwieweit sie sich in die bestehende IT-Landschaft, wie z. B. eine
SAP BW Architektur, integrieren lassen. Idealerweise gibt es keine modelltechnischen Unterschiede zwischen den Datenmodellen der
Ist- und der Plan-Daten. In vielen Konstellationen ist die Verwendung derselben
Stammdaten ratsam und sollte technisch unterstützt werden. Als weiterer Aspekt der technischen Integration sind die Möglichkeiten der Berechtigungspflege zu untersuchen, welche idealtypisch analog der bestehenden Berechtigungen für das reine
Reporting zu pflegen sind.
Neben einem klassischen Plan-/Ist-Vergleich sollte die Anzeige von
unterstützenden Informationen (wie z. B. vorhandene Informationen über die Kundenpotenziale) in der eigentlichen Planung technisch sehr einfach möglich sein. Die im Rahmen einer Planung entstehenden Datenmengen steigen durch die zunehmende Verbreitung von rollierenden Planungen und Szenarien bzw. Variantenplanungen stetig.
Die
flexible Auswertung der einzelnen Datenbestände, inklusive ggf. vorhandener qualitativer Informationen, ist intuitiv über die bekannten Reportingwerkzeuge zu ermöglichen. Unter dem Gesichtspunkt eines ganzheitlichen
Corporate Performance Management ist auch die Integration in ein mögliches Incentivierungssystem zu betrachten [2].
6. Vorgefertigter Planungscontent
Viele Anbieter von
Planungssoftware liefern mittlerweile vorgefertigte Planungsprozesse und Teilpläne, wie beispielsweise
Finanzplanung (
Bilanz- und
GuV-Planung), mit der jeweiligen Planungssoftware an die Kunden aus. Dies ist insbesondere dann von
Vorteil, wenn Unternehmen einen relativ standardisierten Planungsprozess zugrunde legen und bereit sind, die jeweiligen Prozesse und fachlichen Anforderungen zu einem gewissen Grad an die Software anzupassen. Ist dies jedoch nicht der Fall und unterliegt die jeweilige Planung vielen unternehmensindividuellen Gegebenheiten, ist die Anpassung der vorgefertigten Planungslösung häufig sehr teuer.
Des Weiteren kann die
spätere Aktualisierung der Standardsoftware aufgrund der vorgenommenen Individualisierung oft nicht ohne erheblichen Aufwand durchgeführt werden. Hier ist die Abbildung einer individuellen Planungslösung mithilfe grundlegender Planungsmethoden meist kosteneffizienter als der Griff zur Planungslösung von der Stange.
7. Zukunftsfähigkeit und wirtschaftliche Betrachtung
Die Wahl einer Planungstechnologie ist meist eine
Entscheidung, die drei bis fünf Jahre und in manchen Fällen noch darüber hinaus Bestand haben soll. Die
ausgewählte Planungstechnologie muss der zu erwartenden Dynamik und dem zu erwartenden Wachstum des Unternehmens in mindestens diesem Zeitraum gerecht werden. Die gilt insbesondere in Bezug auf die fachliche und technische Skalierbarkeit sowie Sicherstellung der Erfüllung relevanter Anforderungen, wie der Systemperformance.
Aus diesem Grund ist bei der Entscheidung für eine Planungstechnologie deren voraussichtliche
Zukunftsfähigkeit einzubeziehen. Hier sind insbesondere die mittel- bis langfristigen Roadmaps der Hersteller zu betrachten. Handelt es sich bei den bisher dargestellten Bewertungsmöglichkeiten weitestgehend um nichtmonetäre Aspekte, sind im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung die entstehenden Kosten und der
ROI bzw.
TCO zu betrachten. Neben den eigentlichen Projektkosten sowie den Anschaffungskosten für die Softwarelizenzen, sollten hier die entstehenden jährlichen Wartungskosten und vor allem die laufenden Aufwände für den Betrieb und mögliche Weiterentwicklungen in den Fokus gerückt werden.
8. Auswahl eines IT-Systems zur Planungsunterstützung
Bei der Entscheidung für eine technologische Unterstützung des Planungsprozesses und damit einhergehend eine konkrete IT-Architektur bzw. Software, sollten stets die
fachlichen Anforderungen im Vordergrund stehen. Möglichkeiten, diese strukturiert zu erfassen, wurden im ersten Teil dieses Artikels aufgezeigt. Die im zweiten Teil vorgestellten Bewertungsmöglichkeiten können für eine individuelle Bewertung von Technologiealternativen anhand konkreter Anforderungen und auch individueller Priorisierungen herangezogen werden. Eine
Technologieentscheidung kann hierdurch unterstützt bzw. anhand objektiver Kriterien nachvollziehbar gestaltet werden. Denn wie auch bei der eigentlichen Planung gilt es, bei der Toolauswahl zu vermeiden, den Zufall durch einen Irrtum zu ersetzen [3].
9. Fazit
Planung ist schon lange ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensführung. Doch erst in der
Integration aller
Einzelpläne liegt der Schlüssel zum Erfolg. Um diesen Erfolg zu erlangen gilt es einige Hürden zu nehmen. Einerseits muss eine klare Strukturierung des Planungsprozesses erfolgen, andererseits gilt es eine geeignete Software zu finden, die den gewählten Prozess optimal unterstützt.
Diese Aufgaben sollten von den Unternehmen nicht unterschätzt werden, denn die erfolgreiche Umsetzung stellt einen entscheidenden Erfolgsfaktor des Unternehmens für die Zukunft dar. Deswegen ist es auch anzuraten,
Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Es gibt geeignete Beratungshäuser, die sich auf die Gestaltung von Planungsprozessen und die Einführung geeignete Softwarelösungen spezialisiert haben. Durch deren Erfahrung können typische Fehler vermieden werden sowie Zeit und Geld gespart werden.
Wenn die Planung bzw. der Planungsprozess
konsistent und
integriert erfolgt ist, sind die grundlegenden Zielvorgaben für ein Performance Management erstellt. Diese sind Grundlage für eine strategische und operative Steuerung aller Unternehmensebenen. Das Management Cockpit bietet die Möglichkeit die Planungserstellung und die damit einhergehenden Diskussionen und Abstimmungen effizient zu begleiten und zu kanalisieren, als auch in der nachgelagerten Steuerung die Zielfokussierung aller Beteiligten sicher zu stellen.
Lesen Sie auch:
Unternehmensplanung als wesentliche Funktion des Performance Management (Teil I)
Unternehmensplanung als wesentliche Funktion des Performance Management (Teil II)
Die Autoren:
Christian König ist Manager bei der
Braincourt GmbH, Managementberatung & Informationssysteme in Leinfelden-Echterdingen. Er blickt auf mehr als 10 Jahre Erfahrung im Business-Intelligence-Bereich zurück, die er in unterschiedlichen Branchen sammeln konnte.
Marc Schlipphak ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Braincourt. Im Kontext von Reporting, Planung und Controlling verantwortet Hr. Schlipphak diverse BI-Großprojekte und hat seinen technologischen Schwerpunkt im Umfeld von SAP BI/BO und arcplan/Longview.
Fußnoten:
[1] Vgl. Gleich/Hofmann/Leyk (2006).
[2] Vgl. Roth/Primm/Rümmelin/Schlipphak (2008).
[3] In Anlehnung an Samuel Goldwyn, Gründer von MGM (1882–1974): "Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum".
Quelle:
Braincourt GmbH
letzte Änderung Armin Roth, Christian König, Marc Schlipphak
am 10.08.2022
Bild:
Braincourt GmbH
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25.07.2014 11:28:53 - Cornelius Nickert
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