Schon Lee Iacocca wusste, dass autonome
Planungsmodelle alleine nicht zum Ziel führen.
"Man kann die raffiniertesten Computer der Welt benutzen und alle Diagramme und Zahlen parat haben, aber am Ende muss man alle Informationen auf einen Nenner bringen, muss einen Zeitplan machen und muss handeln."
Lee Iacocca (*1924), amerikanischer Topmanager, 1979–92 Vorstandsvors. Chrysler Corp.
Doch erst mit den heutigen
technischen Möglichkeiten ist eine integrierte
Unternehmensplanung auf einfachem Wege sinnvoll möglich. Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird die Planung aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.
Die
betriebswirtschaftliche Betrachtung widmet sich der Fragestellung, was Planung überhaupt ist und was die wesentlichen Komponenten sind, die gebraucht werden, um eine Planung durchzuführen.Die
technische Betrachtung definiert die daraus resultierenden Anforderungen an eine technische Unterstützung des Planungsprozesses und eine Vorgehensweise zur Ermittlung der am besten geeigneten technischen Lösung.
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1. Betriebswirtschaftliche Betrachtung
Planung gilt allgemein als Versuch, Unsicherheit für die Zukunft zu reduzieren. Dies erreicht man am ehesten, wenn die Zukunft
systematisch durchdacht wird und darauf basierend Ziele, Maßnahmen, Mittel und Wege zur zukünftigen Zielerreichung festgelegt werden. Dabei sind
zwei Hauptaufgaben der Planung im Allgemeinen und der Unternehmensplanung im Besonderen zu identifizieren:
- Schaffung von Handlungsspielräumen Über die Schaffung von Handlungsspielräumen werden Informationen über mögliches zukünftiges Betriebsgeschehen gesammelt. Diese sollten intensiv analysiert werden (z. B. mithilfe einer SWOT-Analyse), um mögliche Chancen, aber auch Risiken für das Unternehmen zu erkennen.
- Koordination der Unternehmensteilbereiche Die Koordination der Unternehmensteilbereiche erfolgt durch die Vorgabe von operativen Zielen. Diese können so in Aufgaben zerlegt und delegiert werden. Zur Nachverfolgung der Planerfüllung können Sollgrößen erarbeitet werden.
Um daraus abzuleiten, wie diese Aufgaben im Rahmen der Planung erfüllt werden können, müssen die wesentlichen Merkmale einer Planung zunächst beleuchtet werden (vgl. Abb. 1). Hierbei hat sich ein systematisches Vorgehen bewährt, welches in den folgenden Abschnitten erläutert wird.
Abbildung 1: Bestandteile der Planung
2.1 Leitbild der Planung
Unter der Überschrift "Leitbild der Planung" sind die
grundsätzlichen Fragestellungen zu klären, warum und für welche Zielpersonen bzw. –gruppen geplant wird, was die originären Zielsetzungen der Planung sind und welche Grundsätze und Prämissen für die Planung gelten. So kann als Leitbild zum Beispiel definiert werden, dass die Planung einen positiven Druck in Richtung der
strategischen Unternehmensziele, unter Berücksichtigung von sich verändernden Rahmenbedingungen, ausüben soll. Integraler Bestandteil des Planungsleitbildes ist ebenfalls die Führungshandhabung der Planung. Hierbei ist insbesondere zu definieren, ob die Verantwortung für die Planung dezentral, d. h. auf operativer Ebene, oder zentral in den verschiedenen Managementfunktionen liegt.
2.2 Organisation der Planung
In diesem Abschnitt gilt es die organisatorischen Rahmenbedingungen und Abhängigkeiten der Planung zu konkretisieren. Ergebnis dieser Phase ist in erster Linie ein
Planungskalender, welcher für alle Akteure und Empfänger eine
transparente Übersicht über den zeitlichen Ablauf und die Teilaufgaben der Planung aufzeigt. Bei der Entwicklung des Planungskalenders sind die Abhängigkeiten der einzelnen Teilpläne zu berücksichtigen sowie die verantwortlichen Personen zu benennen. Für die Einhaltung des Planungskalenders ist ein zentraler Planungskoordinator verantwortlich. Abb. 2 zeigt ein Beispiel aus der Vertriebsplanung.
Abbildung 2: Beispiel eines Planungskalenders. Legende: AT = Arbeitstage, PLV = Planvorgaben, WVPL = Werksverkaufsplanung & Abstimmung der Produktionsplanung
2.3 Planungsmodell
Die für die nachfolgenden Betrachtungen relevanten
Teilpläne sind den Ebenen der operativen Planung oder der Ergebnis- und
Finanzplanung zuzuordnen. Den Zusammenhang dieser Pläne mit der strategischen Planung und der generellen Zielplanung bzw. Konzeption eines Unternehmens ist in Abb. 3 visualisiert.
Abbildung 3: Planungsebenen [1]
Bei der Fragestellung, welche Teilpläne bei einer integrierten Unternehmensplanung berücksichtigt werden können, kann die Architektur eines Planungssystems des
PuK-Modells von Hahn und Hugenberg herangezogen werden. Die Planungsarchitektur verdeutlicht den Aufbau und die Struktur der einzelnen Teilpläne.
Hieraus lässt sich ableiten, welche einzelnen Pläne existieren und aufeinander abgestimmt werden müssen. Die Komplexität der Unternehmensplanung tritt insbesondere bei der Integration von
strategischen und operativen Unternehmenszielen und Teilplänen zutage. Die
monetären und
nichtmonetären Planungsgrößen müssen identifiziert und die wechselseitigen Abhängigkeiten erfasst werden. Das Planungsergebnis muss am Ende aller Abstimmungen widerspruchsfrei sein.
Abbildung 4: Teilpläne des PuK-Modells [3]
2.4 Zeithorizont der Planung
Neben der Betrachtung der relevanten Teilpläne, ist auch die Betrachtung des Zeithorizontes relevant. Die klassische Gliederung zeigt Abb. 5.
Abbildung 5: Zeithorizonte der Planungen
2.4.1 Strategische Planung
Unter einer strategischen Planung wird die
Institutionalisierung eines umfassenden Prozesses verstanden, um zu entscheiden, in welche Richtung sich ein Unternehmen (oder ein Teilbereich des Unternehmens) entwickeln soll, d. h. welche Erfolgspotenziale es nutzen und ausschöpfen sollte sowie welchen Weg in Form zu ergreifender Aktionen und zu allokierenden Ressourcen es dazu wählen soll [4].
2.4.2 Mittelfristplanung
Die Mittelfristplanung bildet die jährlichen Auswirkungen der strategischen Planung auf aggregierten
GuV-,
Bilanz- und
Cashflowpositionen ab. Darüber werden die Etappenziele der strategischen Planung festgelegt.
2.4.3 Operative Planung
Im Rahmen der operativen Planung werden die einzelnen operativen Teilpläne erarbeitet und untereinander verknüpft. Durch die Integration der Pläne werden die Rahmenbedingungen für alle relevanten Unternehmensbereiche für das betrachtete Planungsjahr vorgegeben.
Neben der klassischen Jahresplanung etablieren sich zunehmend
rollierende Planungsmodelle, bei denen eine immer gleichbleibende Anzahl von Perioden mehrfach geplant wird und somit in jedem Planungsdurchgang, d. h. in jeder Planrollierung, ein höherer Genauigkeits- und auch Detailierungsgrad erreicht werden kann. Abb. 6 visualisiert als Beispiel eine quartalsweise rollierende Planung für fünf Planquartale.
Abbildung 6: Rollierende Planung
Ein weiterer wesentlicher, unter der Überschrift "Planungsmodell" zu definierender Aspekt ist, in welchem Umfang eine neue Planung auf Basis von Ist-Werten oder auf Basis der vorhergehenden Planung aufbauen soll. Ebenfalls möglich ist eine Fokussierung auf Werttreiber, welche die Planung beispielsweise auf diejenigen Produkt-Kunden-Kombinationen mit dem größten
Deckungsbeitrag fokussiert, vorzunehmen. Hilfsmittel hierfür kann eine
80/20-Regel sein (siehe Abb. 7).
Abbildung 7: 80/20-Regel (Pareto Prinzip)
Lesen Sie auch:
Unternehmensplanung als wesentliche Funktion des Performance Management (Teil II)
Unternehmensplanung als wesentliche Funktion des Performance Management (Teil III)
Die Autoren:
Christian König ist Manager bei der
Braincourt GmbH, Managementberatung & Informationssysteme in Leinfelden-Echterdingen. Er blickt auf mehr als 10 Jahre Erfahrung im Business-Intelligence-Bereich zurück, die er in unterschiedlichen Branchen sammeln konnte.
Marc Schlipphak ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Braincourt. Im Kontext von Reporting, Planung und Controlling verantwortet Hr. Schlipphak diverse BI-Großprojekte und hat seinen technologischen Schwerpunkt im Umfeld von SAP BI/BO und arcplan/Longview.
Fußnoten:
[1] Nach Hahn/Taylor (1999), S. 5.
[2] PuK = Planung und Kontrolle.
[3] Nach Hahn/Hungenberg/Cordes (2001).
[4] Vgl. Gabler (2013).
Quelle:
Braincourt GmbH
letzte Änderung Armin Roth
am 25.08.2024
Bild:
Braincourt GmbH
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