A. Abschluss der Offenen Handelsgesellschaft (OHG)
1. Haftung
Die
Gesellschafter der OHG haften unbeschränkt, unmittelbar und solidarisch. Die unbeschränkte Haftung bedeutet, der Gesellschafter haftet nicht nur mit seinem
Gesellschaftsvermögen, sondern auch mit seinem Privatvermögen. Bei einer unmittelbaren Haftung kann ein Gläubiger sich direkt an jeden Gesellschafter für die Erfüllung seiner Forderung wenden. Bei einer solidarischen Haftung (gesamtschuldnerische Haftung) wird jeder Gesellschafter für die Haftung der Gesamtschulden der Gesellschaft verpflichtet.
Gewinnverteilung
Die Verteilung des Gesamtgewinns der OHG ist entweder von den Gesellschaftern vertraglich geregelt (Gesellschaftsstatus) oder richtet sich nach den gesetzlichen Vorschriften (§ 121 HGB).
Nach der gesetzlichen Regelung erhält jeder Gesellschafter vom Jahresgewinn zunächst 4 % seiner
Kapitaleinlage. Der restliche Reingewinn wird nach Köpfen (also zu gleichen Anteilen) verteilt.
Ein Verlust wird von allen Gesellschaftern zu gleichen Teilen getragen. Bei Erbringung einer Arbeitsleistung von dem geschäftsführenden Gesellschafter der OHG wird vorweg entsprechende Gewinnanteile vereinbart und gezahlt.
Die OHG führt für jeden Gesellschafter ein Kapital-und
Privatkonto.
Gewinnverteilungstabelle
In der Praxis stellt die Gewinnverteilungstabelle eine tabellarische Darstellung dar, mittels derer die Berechnung der Gewinnverteilung bei Personengesellschaften vorgenommen wird. Hier sind in den palten die Einzelergebnisse der Gewinnverteilung für die jeweiligen Gesellschafter einzutragen.
2. Situation
An der Hampe OHG sind Walter Schmidt mit 280.000 € und Paul Hampe mit 350.000 € beteiligt. Am Bilanzstichtag weist das Privatkonto von Hampe als Entnahme einen Betrag von 70.000 € und von Schmidt 85.000 € aus. Der Gesamtgewinn 2015 von 280.000 € wird wie folgt verteilt: Der Gesellschafter Hampe erhält vorweg für seine Geschäftsführertätigkeit einen Vergütung von 92.000 €. Nach der gesetzlichen Regelung erhält jeder Gesellschafter vom Jahresgewinn 4 % seiner Kapitaleinlagen. Der restliche Reingwinn wird nach Köpfen (als zu gleichen Anteilen) verteilt.
Gewinnverteilungstabelle
Buchhaltungstechnische Abwicklung:
- Nach Vorlage der Gewinnverteilungstabelle werden die Gewinnanteile der einzelnen Gesellschafter den Kapitalkonten gutgeschrieben.
- Die Salden der Privatkonten werden über die jeweiligen Kapitalkonten abgeschlossen.
Auf dem Privatkonto Hampe ist als Entnahme ein Betrag von 70.000 € und bei Schmidt von 85.000 € ausgewiesen. Diese
Privatentnahmen schmälern jeweils die Einlagen / Kapital der Gesellschafter.
Buchungen:
- Kapital Hampe an Privat Hampe 70.000 €
- Kapital Schmidt an Privat Schmidt 85.000 €
Der Gewinnanteil der jeweiligen Gesellschafter erhöht die Einlagen / Kapital der Gesellschafter.
Buchungen:
- Gewinn- und Verlustkonto an Kapital Hampe 187.400 €
- Gewinn- und Verlustkonto an Kapital Schmidt 92.600 €
Die Erfassung dieser vier Buchungen bewirken beim Gesellschafter Hampe eine Einlage / Kapital am Bilanzstichtag 31.12.2015 von 467.400 € und bei Schmidt von 287.600 €.
3. Aufgaben
- Wie buchen Sie den Verlustanteil für den Gesellschafter Abels bei einer Offenen Handelsgesellschaft?
- Der Gewinnanteil 2015 für den Gesellschafter Brentano bei einer Offenen Handelsgesellschaft betrug 50.000 €.
- Buchen Sie den Gewinnanteil 2015.
- Ermitteln Sie die 4%ige Kapitalverzinsung bei einem Restgewinn von 50.000 € und bei einer Einlage von 250.000 €
- Auf welchen Konten werden unmittelbar die Gewinn-und Verlustanteile bei der Offenen Handelsgesellschaft gebucht?
- Von wem und wie viel Verlustanteil wird bei einer Offenen Handelsgesellschaft getragen?
- Bei den Jahresabschlussarbeiten wird festgelegt, dass die Gesellschafter einer OHG 4 % vom Gewinn erhalten. Stimmt dieser Beschluss nach den gesetzlichen Vorschriften?
4. Lösungen
- Kapitalkonto Abels an Gewinn-und Verlustkonto
- a) Gewinn-und Verlustkonto an Kapitalkonto Brentano
b) 250.000 € x 4 % = 10.000 €.
- Auf den Kapitalkonten der Gesellschafter
- Der Verlust wird von allen Gesellschaftern zu gleichen Teilen getragen.
- Nein! Die Gesellschafter erhalten von ihren Kapitaleinlagen 4 %. (Verzinsung)
B. Abschluss der Kommanditgesellschaft (KG)
1. Grundlagen
Die
Kommanditgesellschaft ist eine Personengesellschaft, in der den Gläubigern mindesten ein Gesellschafter (Komplementär) unbeschränkt und mindestens ein Gesellschafter beschränkt (Kommanditist) haftet. (§§ 16 ff HGB).
Zurück zum ABC der Bilanzierung >>
Info
|
Der Vollhafter (Komplementär) haftet unbeschränkt mit seinem Betriebs-und Privatvermögen. (§ 161 HGB)
|
Der Teilhafter (Kommanditist) haftet nur beschränkt in Höhe der vertraglich festgesetzten und im Handelsregister eingetragene Kapitaleinlage. Aus diesem Grund wird für den Kommanditisten kein Privatkonto in der Buchhaltung geführt. (§§ 161, 171 HGB).
|
Nach einer vertraglichen Regelung (Gesellschaftsvertrag) oder nach den gesetzlichen Vorschriften richtet sich die
Gewinn- und Verlustverteilung bei der Kommanditgesellschaft (GK).
Nach der gesetzlichen Regelung gilt:
Zunächst erhalten die Voll-und Teilhafter 4 % Verzinsung ihrer
Kapitaleinlagen. Der Restgewinn wird in einem angemessenen Verhältnis der Kapitalanteile verteilt. Das angemessene Verhältnis richtet sich nach Kapitaleinlage, Mitarbeit im Unternehmen und der persönlichen Haftung.
Die Gesellschafter sind in einem angemessenen Verhältnis am Verlust beteiligt.
2. Situation
In der Esch KG betragen die Kapitaleinlagen des Komplementärs Esch 600.000 € und des Kommanditisten Bürger 300.000 €.
Das Privatkonto Esch weist eine Einnahme von 100.000 € aus. Der Gesamtgewinn beträgt zum Bilanzstichtag (31.12.2015) 280.000 €.
Für die Gewinnverteilung wurde vertraglich geregelt:
Die Kapitaleinlagen werden mit 4 % verzinst. Der Restgewinn im Verhältnis 4:1.
Der Komplementär Esch erhält vorweg für seine Arbeitsleistung 80.000 €.
Buchhaltungstechnische Abwicklung
Wegen der festen Kapitaleinlage beim Teilhafter Bürger darf der Gewinnanteil von 44.800 € dem Kapitalkonto nicht gutgeschrieben werden. Der Gesamtgewinnanteil von 44.800 € für den Teilhafter Bürger ist auf dem Konto
Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern zu erfassen.
Info
|
In der Schlussbilanz sind die Gewinne des / der Kommanditisten als Sonstige Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschafter zu passivieren.
|
Buchungen
Gewinn-und Verlustkonto
|
280.000 €
|
|
an Kapital Vollhafter Esch
|
|
235.200 €
|
an Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschafter
|
|
44.800 €
|
Hinweis: Sollte zum Bilanzstichtag ein Verlust bei der KG festgestellt werden, so ist dieser Anteil auf dem Konto Forderungen gegenüber Gesellschaftern zu buchen. Das Kommanditkapitalkonto muss mit dem vereinbarten Haftungskapital unverändert ausgewiesen werden.
3. Aufgaben
- Aus welchen Personen besteht die Kommanditgesellschaft?
- Der Gesamtverlust für den Kommanditisten erhöhen nicht die Sonstigen Forderungen gegenüber Gesellschafter. Stimmt diese Aussage?
- Ermitteln Sie den Ausweis des Kapitals am Ende des Geschäftsjahres vom Kommanditisten Schlüter, wenn die Kapitaleinlage zu Beginn des Geschäftsjahres 200.000 € war und der Gesamtgewinn 50.000 €.
- Für Dr. Wilhelm, Komplementär wird in der Gewinnverteilungstabelle ein Gesamtgewinn von 250.000 € ausgewiesen. Nennen Sie den Buchungssatz.
- In der Gewinnverteilungstabelle ist ausgewiesen:
31.12.2015 Dr. Wilhelm (Komplementär) -Endkapital- 1.200.000 €
31.12.2015 Privatentnahmen Dr. Wilhelm (Komplementär) 400.000 €
31.12.2015 Esser (Kommanditisten) -Endkapital- 500.000 €
31.12.2015 Gesamtgewinn 2015 Esser (Kommanditisten 44.000 €
Die Daten sollen Sie in eine ordnungsgemäße Schlussbilanz 2015 übertragen.
4. Lösungen
- Die Kommanditgesellschaft besteht personell aus dem persönlich haftenden Komplementär, der die KG in der Regel leitet und dem nur mit seiner Einlage haftenden Kommanditisten. Nach dem Gesetz ist der Kommanditist von der Geschäftsführung und Vertretung ausgeschlossen. Im Gesellschaftsvertrag kann aber eine andere Regelung aufgenommen werden.
- Diese Aussage ist falsch! Einen Verlustanteil für einen Kommanditisten erhöhen die Sonstigen Forderungen gegenüber Gesellschafter mit folgender Buchung: Forderungen gegenüber Gesellschafter an Gewinn-und Verlustkonto
- Der Gewinnanteil des Kommanditisten Schlüter darf wegen der festen Kapitaleinlage nicht seinem Kapitalkonto gutgeschrieben werden. Der Gewinnanteil von 50.000 € wird als Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschafter in der Schlussbilanz ausgewiesen.
Gewinn-und Verlustkonto
|
250.000 €
|
|
an Kapitalkonto Dr. Wilhelm (Komplementär)
|
|
250.000 €
|
- Bilanz 2015 Dr. Wilhelm KG Passiva
|
Passiva
|
Kapital Dr. Wilhelm
|
1.200.000 €
|
Kapital Esser
|
500.000 €
|
Sonstige Verbindlichkeit gegenüber Gesellschafter
(Esser)
|
44.000 €
|
Hinweis: Erforderliche Buchung!
Die Buchung der Privatentnahmen von Dr. Wilhelm während des Geschäftsjahres sind im Endkapital von 1.200.000 € bereits bei den Jahresabschlussbuchungen erfolgt.
Zurück zum ABC der Bilanzierung >>
letzte Änderung W.V.R.
am 24.01.2023
Autor(en):
Günther Wittwer
Bild:
panthermedia.net / Randolf Berold
|
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem Newsletter
Tragen Sie sich für den
kostenfreien und unverbindlichen
Newsletter von Controlling-Portal.de ein und erhalten Sie jeden Monat aktuelle Neuigkeiten für Controller. Wir informieren Sie über neue Fachartikel, über wichtige News, aktuelle Stellenangebote, interessante Tagungen und Seminare. Wir empfehlen Ihnen spannende Bücher und geben Ihnen nützliche Excel-Tipps. Verpassen Sie nie mehr wichtige Diskussionen im Forum und stöbern Sie in Software-Angeboten, die Ihnen den Arbeitsalltag erleichtern.
Beispiel-Newsletter >>
Jetzt Newsletter gratis erhalten
Eigenen Fachbeitrag veröffentlichen?
Sie sind Autor einer Fachpublikation oder Entwickler einer Excel-Vorlage? Gern können Sie sich an der Gestaltung der Inhalte unserer Fachportale beteiligen! Wir bieten die Möglichkeit Ihre Fachpublikation (Fachbeitrag, eBook, Diplomarbeit, Checkliste, Studie, Berichtsvorlage ...) bzw. Excel-Vorlage auf unseren Fachportalen zu veröffentlichen bzw. ggf. auch zu vermarkten.
Mehr Infos >>