In diesem Beitrag erfahren Sie,
- was der Begriff der Kompetenz beinhaltet und welche Relevanz er für unternehmerischen Erfolg hat,
- wie Kompetenz gemanagt werden kann,
- welche Herausforderung die Messung von Kompetenz mit sich bringt,
- welche Methoden zur Kompetenzmessung zur Verfügung stehen,
- wie Kompetenzmanagement bereits in der Recruitingphase in den Personalprozess einbezogen werden kann.
Einführung
Der Begriff Kompetenz wurde in den letzten Jahren vor allem durch die PISA-Studie negativ ins Bewusstsein gerufen. Hier stellte sich dieser
erfolgskritische Faktor als größte Herausforderung für die untersuchten Schülerinnen und Schüler dar. Befasst man sich mit den Gründen hierfür, wird schnell deutlich, dass der Problemkern nicht unbedingt mangelndes Sach- oder Methodenwissen war. Vielmehr mangelte es den Probanten an Lese-, mathematischer und naturwissenschaftlicher Kompetenz. Zu hinterfragen ist, was diesen wesentlichen Unterschied darstellt, an dem deutsche Schüler scheiterten, der offensichtlich aber essenziell für ihren zukünftigen
Erfolg ist?
Um sich dieser Frage zu nähern, ist die
begriffliche Abgrenzung der Kompetenz notwendig. Kompetenz leitet sich aus dem lateinisch competere – zusammentreffen, ausreichen, zu etwas fähig sein, zustehen ab. Sie bezeichnet somit die Gesamtheit von Fähigkeiten und Fertigkeiten, bezogen auf bestimmte Anforderungen. Genau der im Wortsinne beschriebene Bezug zu einer situativen Anforderung stellt den wesentlichen Unterschied dar. Es reicht nicht aus, reines Sachwissen zu erlangen, der
situations- und problemadäquate Einsatz macht die Kompetenz eines Individuums aus.
Diese Anforderung ist um ein Wesentliches höher und stellt nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, die an der PISA-Studie teilnahmen, sondern vor allem auch für Unternehmen die
essenzielle Herausforderung dar.
In unserer Gesellschaft und vor allem in organisatorischen Kontexten wird der Kompetenzbegriff jedoch nicht selten auf seine juristische oder hierarchische Bedeutung reduziert und nicht in seiner eigentlichen begrifflichen Tiefe erkannt. Kompetenz hat im Rahmen dieser
Fehlinterpretation nichts mehr mit Fähigkeiten und Entwicklungspotenzialen zu tun. Sie wird auf die organisatorische Zuständigkeit eines Menschen, bestimmte Aufgaben selbstständig durchzuführen, reduziert.
Dies äußert sich bereits in Redensarten wie "Da überschreiten Sie Ihre Kompetenzen!" – Gemeint ist hier nicht, dass die angesprochene Person nicht die geeigneten Fähigkeiten besitzt, sondern dass sie etwas tut, was ihr aufgrund bestimmter rechtlicher, organisatorischer oder sozialer Vorgaben nicht zusteht.
Eine solche
eindimensionale Betrachtung ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen sehen sich heute ständigen Innovationen in Technik, Produktdesign und Unternehmensführung ausgesetzt. Um auch in dieser Zeit des Wandels und der Dynamik immer auf
Veränderungen reagieren zu können und für die Zukunft gerüstet zu sein, ist es für sie unerlässlich, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht zu jeder Zeit die entsprechenden Kompetenzen zugänglich zu haben. Da eine "
pauschale Kompetenzentwicklung" jedoch wenig zielführend und sehr kostenintensiv ist, benötigen Unternehmen in dynamischen Märkten ein systematisches und flexibles
Kompetenzentwicklungskonzept, um spezifischen Entwicklungsbedarfen nachkommen zu können.
Kompetenz als Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg
Um sich dem Begriff der Kompetenz in diesem ökonomischen Kontext zu nähern, muss in der bestehenden
Wissensökonomie ein Umweg über andere Begrifflichkeiten gegangen werden. Hierbei ist es wichtig, zu verstehen, dass das Erlangen von Kompetenz von vielen
Variablen abhängt und wesentlich mehr als das Wissen und Können eines Individuums oder einer Organisation ist.
Grundlegendes Element zum Aufbau von Kompetenz stellen einfache Zeichen, also Buchstaben, Ziffern oder Sonderzeichen etc. dar, die durch spezifische
Ordnungsregeln wie beispielsweise einen Code oder eine entsprechende Syntax zu Daten werden. Zu Informationen werden solche Daten erst, wenn ihnen eine spezifische Bedeutung beigemessen wird, d.h. wenn sie in einen konkreten Bezug gestellt werden.
Wissen wiederum entsteht als Ergebnis der Verarbeitung von Information durch das Bewusstsein eines Menschen. Wissen allein reicht jedoch nicht, um für das Unternehmen Werte zu generieren. Erst wenn das theoretische Wissen in ein Können mit konkretem
Anwendungsbezug und schließlich in motiviertes Handeln umgesetzt wird, bekommt es für die Unternehmung einen Wert.
Die
Fähigkeit, situativ richtig zu handeln, bezeichnet man als Kompetenz. Kompetenz bedeutet das richtige Wissen, die richtigen Fähigkeiten und die richtigen Fertigkeiten in der richtigen Situation anzuwenden. Ist die Kompetenz einzigartig unter den Mitbewerbern, wird sie als Kernkompetenz bezeichnet. Die Ausprägung und Nutzung der Kernkompetenzen gibt Aufschluss über die
Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
Stellt man die beschriebenen Zusammenhänge in Form einer Treppe dar, erreicht eine Organisation die oberste Stufe der
Kompetenztreppe nur, wenn alle unteren solide ausgeprägt sind. Sollte eine Treppenstufe fehlen oder "morsch" sein, stolpert das Unternehmen beim Begehen der Kompetenztreppe.
Nur ein
systematisches Management jeder Stufe der Kompetenztreppe ermöglicht eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Unternehmensführung. Die Königsdisziplin bildet hierbei das strategie- und zielorientierte Management der Kompetenzen im Unternehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern und auszubauen. [...]
Veröffentlicht in: Laske/Orthey/Schmidt: PersonalEntwickeln (Loseblatt), Köln 1993 ff.
Download des vollständigen Beitrages:
Kompetenzmessung.pdf
letzte Änderung P.D.V.S.
am 09.08.2022
Autor:
Prof. Dr. Volker Steinhübel, Diplom-Wirtschaftsjuristin Kathrin Distel, Cand. Diplom-Ökonom Sandro Distel
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Autor:in
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Herr Prof. Dr. Volker Steinhübel
Geschäftsführer des Instituts für Controlling Prof. Dr. Ebert GmbH (IFC EBERT). Bereits in seiner Dissertation erforschte Professor Steinhübel die Wirkungen und Werte der strategischen Unternehmenssteuerung. Heute berät und coacht er Unternehmen und Führungskräfte vor allem in der Ausrichtung und Optimierung des Managements.
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