Diese Arbeit soll dem Leser die Anforderungen und
Durchführung einer
Liquiditätsplanung darlegen. Dafür wird im ersten Teil der Begriff der
Liquidität und der Liquiditätsplanung erläutert. Der Hauptteil der Arbeit wird ausgewählte
Instrumente der Liquiditätsplanung vorstellen. Dabei werden auf die Anforderungen und die Umsetzung der einzelnen Instrumente im
Unternehmen eingegangen.
Aufgrund der
Globalisierung müssen Unternehmen effizient und flexibel arbeiten. Dabei führt die Globalisierung zu einem hohen Wettbewerbsdruck, welcher die Unternehmen zwingt, permanent
Innovationen hervorzubringen und diese zu finanzieren. Zudem werden stetig steigende
Gewinne erwartet. Dabei ist es von größter Bedeutung, dass die Liquidität gesichert ist, da Illiquidität einer der häufigsten Insolvenzgründe ist. Somit ist die Liquiditätssicherung "als strenge Nebenbedingung des
Rentabilitätsstreben anzusehen." Um dieses Ziel zu erreichen, wird eine Liquiditätsplanung benötigt, welche durch das
Finanzcontrolling umgesetzt wird.
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1. Begriff der Liquidität
Die Liquidität stellt die
Zahlungsfähigkeit von Unternehmen dar. Zahlungsfähigkeit bedeutet, dass jede Verbindlichkeit zum richtigen Zeitpunkt gezahlt werden kann. Wenn dies nicht der Fall ist, droht dem Unternehmen Illiquidität, welche zu Insolvenz und somit zum Untergang des Unternehmens führen kann. Daher sollte die Liquidität das wichtigste Ziel der Unternehmensführung sein. Um dieses Ziel zu erreichen, werden entsprechende Liquiditätsplanungen benötigt.
2. Die Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung, welche den
operativen Finanzrechnungen angehört, stellt alle Maßnahmen dar, welche benötigt werden, um die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Das Ziel dieser Berechnungen ist die
Unterstützung der Steuerung, Kontrolle und Planung der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens. Hierbei wird zwischen einer strukturellen und laufenden Liquiditätssicherung unterschieden.
2.1 Strukturelle Liquiditätssicherung
Die strukturelle Liquiditätssicherung befasst sich mit der
langfristigen Liquiditätssicherung in einem Unternehmen. Dabei wird im Wesentlichen auf
Bilanzstrukturen oder Finanzierungsregeln geachtet. Zu den Bilanzstrukturen gehören
Kennzahlen, welche bestimmte Verhältnisse zwischen
Fremd- und
Eigenkapital in einem Unternehmen darstellen. Mit diesen Werten kann die eigene
Finanzierungskraft dargestellt werden und somit der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden. Das grundsätzliche Instrument ist dabei die mehrjährige Finanzplanung.
Zu den
Finanzierungsregeln gehören Kennzahlen wie zum Beispiel die
ausgewogene Kapitalstruktur oder die
goldene Bilanzregel. Die ausgewogene Kapitalstruktur stellt das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital dar. Im Allgemeinen kann dabei ein Zielwert von eins angenommen werden. Die goldene Bilanzregel zeigt im engsten Sinne ihrer Auslegung das Verhältnis von Eigenkapital und
Anlagevermögen hierbei wird ebenfalls in der Regel ein Zielwert von eins angenommen.
2.2 Laufende Liquiditätssicherung
Die laufende Liquiditätssicherung wird auch situative Liquiditätssicherung genannt und befasst sich mit der
Sicherung der
aktuellen Liquidität. Dabei werden ein- oder unterjährige Finanzpläne als grundsätzliches Instrument genutzt. Dafür werden alle Zahlungsströme zu einem Gesamtplan zusammengefasst. Die dafür benötigten Werte stammen aus Systemen wie zum Beispiel der Erfolgs- und Kostenplanung.
3. Instrumente zur Liquiditätssicherung
Das Instrumentarium zur Liquiditätssicherung ist sehr umfangreich. Aus diesem Grund wird im Allgemeinen in
lang- und kurzfristige Instrumente unterschieden, welche je nach
Planungshorizont eingesetzt werden. Alternativ zu dieser Einteilung kann ebenfalls ein dritter zusätzlicher Planungshorizont eingeführt werden, welcher als mittelfristiger Planungszeitraum von eins bis drei Jahren angesehen wird. Im Folgenden werden nur Instrumente des lang- und kurzfristigen Horizonts betrachtet.
3.1 Langfristige Instrumente
Zu den Instrumenten im langfristigen Bereich gehören unter anderen Plan-Bilanzen und Plan-Bewegungsbilanzen, Plan-
Kapitalflussrechnungen, CF-Pläne sowie mehrjährige Vermögens- und Kapitalstrukturplanungen. Diese Instrumente werden genutzt um einen Zeitraum von
ein bis fünf Jahren abzubilden, dabei steigt die Ungenauigkeit mit der Weite des Planungshorizonts. Daher liegt der Schwerpunkt dieser Instrumente im strukturpolitischen Bereich, Beispielsweise der Sicherung der Kapitalstruktur.
3.1.1 Plan-Bilanzen und Plan-Bewegungsbilanzen
Plan-Bilanzen stellen eine
mögliche zukünftige Bilanz dar und werden durch verschiedene Teilpläne des Unternehmens beeinflusst. Zum Beispiel können Forschungs- und Entwicklungspläne,
Absatzpläne oder Produktionspläne mit einfließen. Im folgenden Beispiel wird nur der
Investitionsplan bei der Erstellung einer Plan-Bilanz mit einbezogen, dieser dient der Ermittlung des Kapitalbedarfs. Dafür werden in einem Plan alle benötigten
Investitionen erfasst um das Gesamtinvestitionsvolumen zu ermitteln.
Folgende Tabelle zeigt einen
Investitionsplan für die Jahre 2008 bis 2010.
|
2008
|
2009
|
2010
|
1
|
Zugänge Sachanlagen
|
65
|
84
|
57
|
2
|
+ Zugänge Finanzanlagen
|
10
|
5
|
8
|
3
|
= Bewilligte Investitionen
|
75
|
89
|
65
|
4
|
+ noch nicht bewilligte Investitionen
|
15
|
21
|
5
|
5
|
= Gesamtinvestitionsvolumen
|
90
|
110
|
70
|
Tabelle 1: geplante Investitionen
In diesem Plan sind alle geplanten Zugänge der
Sachanlagen und der
Finanzanlagen vermerkt, weiterhin wurden nicht bewilligte Investitionen mit eingerechnet. Im Anschluss erfolgt eine Finanzierungsplanung. Hierbei werden Wertminderungen des Anlagevermögens zum Beispiel durch
Abschreibungen erfasst, zu dem werden die Änderungen der Passivseite errechnet. Hierbei wird der Sonderposten mit Rücklageanteil zu je 50% zum Eigenkapital zugerechnet und zu 50% zum Fremdkapital.
In diesem Beispiel wird folgender in Tabelle 2 gezeigter
Finanzierungsplan angenommen.
|
2008
|
2009
|
2010
|
1
|
Abschreibungen auf Sachanlagen
|
7
|
11
|
23
|
2
|
+ Abschreibungen auf Finanzanlagen
|
1
|
6
|
3
|
3
|
+ Abgänge von Sachanlagen
|
14
|
13
|
16
|
4
|
= Minderungen des Anlagevermögens
|
22
|
13
|
16
|
5
|
Erhöhung des Eigenkapitals
|
36
|
40
|
10
|
6
|
+ Netto-Erhöhung langfristiger Rückstellungen
|
21
|
20
|
7
|
7
|
+ Netto-Veränderung langfristiger Kredite
|
8
|
23
|
43
|
8
|
= Veränderung des langfristigen Kapitals
|
65
|
83
|
60
|
9
|
4 + 8 = langfristiges Gesamt-Finanzierungsvolumen
|
87
|
113
|
102
|
Tabelle 2: geplante Finanzierung
Im Anschluss wird die
Differenz des Gesamtinvestitionsvolumen und des langfristigen Gesamtfinanzierungsvolumen der einzelnen Jahre oder der Summe der Jahre gebildet, diese Differenzen zeigen
Über- oder Unterdeckungen in der Planung auf. Auf diese
Abweichungen muss das Finanzcontrolling reagieren, dabei können
Überschüsse angelegt werden und Unterdeckungen sollten finanziert werden.
Falls die Abweichung bei der Unterdeckung zu erheblich ist um sie kurzfristig zu finanzieren muss evtl. eine
Planrevision vorgenommen werden. Die Abweichungen des Beispiels werden in Tabelle 3 dargestellt.
|
2008
|
2009
|
2010
|
Gesamt-Investitionsvolumen
|
90
|
110
|
70
|
Langfr. Gesamt-Finanzierungsvolumen
|
87
|
113
|
102
|
Über- / Unterdeckung
|
-3
|
+3
|
+32
|
Tabelle 3: Voraussichtliche Über- / Unterdeckung
Im
Anschluss wird die Ist-Bilanz und Ist-GuV mit den Werten der Investitionsplanung und Finanzierungsplanung sowie der daraus resultierenden Veränderungen des Umlaufvermögens und der kurzfristigen Verbindlichkeiten zu einer Plan-Bilanz und Plan-GuV zusammengefasst.
Die
Bewegungsbilanz stellt, statt aktiven und passiven
Bestandskonten, die Veränderungen der Mittelverwendung und Mittelherkunft dar. Hierfür können zwei Bilanzen, welche stark vereinfacht in der Abbildung 1 dargestellt sind, verwendet werden. Dabei müssen zunächst die Differenzen der beiden Bilanzen ermittelt werden.
Abb. 1: Beispiel Bilanzen
Wobei
positive Differenzbeträge eine Bestandmehrung und
negative Differenzbeträge eine Bestandminderung darstellen. Die daraus entstehende Bilanz wird Beständedifferenzenbilanz genannt. Anschließend wird diese Bilanz in eine Veränderungsbilanz überführt, dafür werden die negativen Differenzen auf die jeweils andere Bilanzseite verschoben.
Die entstehende Veränderungsbilanz entspricht der Bewegungsbilanz, mit dem Unterschied, dass
Aktivzunahmen und
Passivabnahmen der Mittelverwendung und Aktivabnahmen und Passivzunahmen der Mittelherkunft zu geordnet werden.
In Abb. 2 werden die
Veränderungsbilanz und die
Bewegungsbilanz dargestellt. Die Bewegungsbilanz dient ebenfalls nur einer lang bis mittelfristigen Planung, da für die Erstellung zwei Bilanzen benötigt werden was einen relativ hohen Aufwand darstellt.
Abb. 2: Beispiel Beständedifferenzbilanz und Bewegungsbilanz
[...]
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Anforderungen und Durchführung einer Liquiditätsplanung im Unternehmen.pdf
letzte Änderung Alexander Wildt
am 22.08.2022
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