Als
Handelswaren bezeichnet man die in einem Handelsbetrieb für den Weiterverkauf eingekaufte Waren. In einem Industriebetrieb handelt es sich um die Warenvorräte, die im Gegensatz zu den
Materialien nach dem Einkauf unverarbeitet weiterverkauft werden. Die Handelswaren ergänzen das
Fertigprodukt.
Beispiel: Im Fertigungsbereich erfolgt die Herstellung von Glaskerzenständern. Der Kauf der Handelsware wären die passenden Kerzen für die Glaskerzenständer.
Es gibt zwei verschiedene Buchungsverfahren.
1. Bestandsorientiertes Verfahren
Sämtliche
Buchungen im Warenverkehr werden auf dem Bestandskonto Handelswaren erfasst. Auf dem Bestandskonto Handelswaren ist zu erkennen:
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Anfangsbestand
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+
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Wareneinkäufe
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–
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Warenrücksendungen
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–
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Schlussbestand, lt. Inventur
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Nach Buchung des Schlussbestandes der Handelsware, lt. Inventur ergibt sich auf der Habenseite der Saldo des Wareneinsatzes. Dieser
Saldo wird auf dem Konto Aufwendungen für Waren umgebucht.
Buchungstechnische Abwicklung
Am 2.1.2015 wurde der
Handelswarenbestand von 20.000 €, lt. Inventur zum 31.12.2014 auf dem Bestandskonto Handelsware erfasst.
Im Geschäftsjahr 2015 wurden Handelswaren von 375.000 € + 19 % Umsatzsteuer eingekauft. Im gleichen Zeitraum wurden lt.
Ausgangsrechnungen Handelswaren von 385.000 € + 19 % Umsatzsteuer verkauft. Der Warenschlussbestand lt. Inventur betrug 15.000 €.
Buchungen während des Geschäftsjahres 2015 nach dem
bestandsorientierten Verfahren:
a.
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Erfassung Eröffnungsbestand Handelswaren
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Handelswaren an
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Eröffnungsbilanzkonto
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20.000 €
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b.
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Wareneingang
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Handelswaren
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375.000 €
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Vorsteuer
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71.250 €
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an Verbindlichkeiten
aus Lieferungen und
Leistungen
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446.250 €
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Zum Zeitpunkt der
Lieferungen lagen für die Buchung ordnungsgemäße Eingangsrechnungen vor. Die Zahlung der Eingangsrechnungen erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.
c.
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Warenverkauf
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Forderungen aus
Lieferungen und
Leistungen
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458.150 €
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an Umsatzerlöse für
Waren
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385.000 €
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an Umsatzsteuer
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73.150 €
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Zum Zeitpunkt der Lieferungen an den Kunden lagen für die Buchung
ordnungsgemäße Ausgangsrechnungen vor. Die
Eingangszahlungen vom Kunden erfolgten zu einem späteren Zeitraum.
d.
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Erfassung Schlussbestand Handelswaren
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Schlussbilanzkonto an Waren
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15.000 €
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Ergebnis nach der Erfassung von den vier Geschäftsfällen
Am 31.12.2015 ergibt sich ein
Wareneinsatz von 380.000 € (20.000 € + 375.000 € - 15.000 € und ein Warenrohgewinn von 5.000 € (Warenverkauf 385.000 € - Wareneinsatz 380.000 €)
Der Wareneinsatz von 380.000 € wird auf dem
GuV-Konto unter der
Kontenbezeichnung Aufwendungen für Waren auf der
Sollseite ausgewiesen. Der
Umsatzerlös für Waren von 385.000 € auf der Habenseite des GuV Kontos.
Somit zeigt sich ein
Warenrohgewinn von 5.000 € und der Grundsatz der Erfolgsquelle aus dem getätigten Warenverkehr in 2015 erfüllt.
Aufwandsrechnerisches Verfahren
Beim aufwandsrechnerischen Verfahren wird der
Einkauf von Handelswaren sofort auf dem Aufwandskonto Aufwendungen für Waren erfasst. Bei dieser Buchung wird angenommen, dass der Einkauf von Handelswaren unmittelbar verkauft worden sind. Die Anwendung Just-Time Verfahrens liegt vor.
Geschäftsfall: Am 15.1.2016 kauft Benter GmbH Handelswaren im Gesamtwert von 65.450 incl. 19 % Umsatzsteuer bei Renner OHG. Für die Buchung liegt eine ordnungsgemäße Eingangsrechnung vor.
Nach dem aufwandsorientiertes Verfahren wird gebucht:
Aufwendungen für
Waren
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55.000 €
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Vorsteuer
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10.450 €
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Verbindlichkeiten aus
Lieferungen und
Leistungen
|
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65.450 €
|
Vor der Buchung bestand ein
Eröffnungsbestand von Handelswaren im Gesamtwert von 60.000 € und ein Endbestand von 80.000 €.
Ergebnis nach Buchung dieses Geschäftsfalles
Bei einem Anfangsbestand von Handelswaren von 60.000 € und einem Endbestand am
Bilanzstichtag 31.12.2015 von 80.000 € ergibt sich ein Wareneinsatz von 35.000 € (60.000 € + 55.000 € - 80.000 €).
Durch die
Bestandsveränderung gegenüber dem 1.1.2015 (Eröffnungsbilanzkonto) und dem Bilanzstichtag 31.12.2015 von 20.000 € zeigt sich auf dem Warenbestandskonto eine Bestandsmehrung von 20.000 €, die den Warenaufwand auf einen Betrag von 35.000 € festlegt. (55.000 € - 20.000 €)
Der Betrag von 35.000 € ist zugleich der Saldo des Kontos Aufwendungen für Waren, der auf dem
Gewinn- und
Verlustkonto auf der Sollseite übertragen wird.
Aufgaben
- Was geschieht beim Kauf von Handelswaren in einem Industriebetrieb?
- Erklären Sie die bestands- und aufwandsrechnerische Methode der Warenbuchungen.
- Wie wird der Saldo des Bestandskontos Handelswaren nach den bestandsorientierten Buchungen genannt.?
- Ein Teil von eingekauften Handelswaren musste wegen verschiedenen Fehler zurückgesandt werden. Nach der Rücksendung liegt eine Gutschrift von 520 € + 19 % Umsatzsteuer vor.
Buchen Sie nach der aufwandsrechnerischen Methode.
- Welches Konto weist den Schlussbestand, lt. Inventur der Handelswaren aus?
- Im Geschäftsjahr 2015 wurde ein Handelswareneinkauf von 104.720 € incl. 19 % Umsatzsteuer mit einem gleichzeitig Verkauf von 105.000 € + 19 % Umsatzsteuer.
Vor Ermittlung des Wareneinsatzes ist noch eine Rücksendung von falsch gelieferte Handelswaren von 2.000 € + 19 zu buchen.
Ermitteln Sie den Wareneinsatz.
Lösungen
1. Aufgabe
Beim Kauf von Handelswaren entsteht in einem
Industriebetrieb keine weitere Be- und Verarbeitung mehr. Die Handelswaren werden neben dem Fertigen Erzeugnis verkauft.
2. Aufgabe
Bestandsorientierte Buchung:
Die gesamte Abwicklung des Einkaufs mit
Eröffnungs- und
Schlussbestand erfolgt auf dem Bestandskonto Handelswaren. Der Saldo des Bestandskontos wird auf dem Konto Aufwendungen für Handelswaren übertragen.
Aufwandsrechnerische Buchung:
Es geschieht eine sofortige
Aufwandsbuchung beim Einkauf.
3. Aufgabe
Es wäre der Wareneinsatz (Einstandspreis der verkauften Handelswaren).
4. Aufgabe
Verbindlichkeiten aus
Lieferungen und
Leistungen
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618,80 €
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an Aufwendungen für
Handelswaren
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520,00 €
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an Vorsteuer
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98,80 €
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5. Aufgabe
Der Schlussbestand, lt. Inventur des Kontos Handelswaren weist das Schlussbilanzkonto auf der
Sollseite (Schlussbilanz auf der Aktiva) aus.
6. Aufgabe
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Verkauf von Handelswaren
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105.000 €
|
–
|
Einkauf von Handelswaren (netto)
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86.000 €
|
=
|
Wareneinsatz
|
19.000 €
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letzte Änderung W.V.R.
am 26.02.2024
Autor(en):
Günther Wittwer
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