Die Sicherung der Zahlungsfähigkeit ist für jedes Unternehmen überlebenswichtig. In der Praxis werden dazu neben einer Liquiditätsplanung häufig Kennzahlen eingesetzt. Der Nachteil vieler Kennziffern ist, dass sie oft nur einzelne Sachverhalte darstellen, und der Blick auf das Ganze fehlt oder nur eingeschränkt vorhanden ist.
Unternehmen, die ihre Zahlungsfähigkeit verbessern möchten, müssen aber wissen, wo und wie lange im Betrieb bzw. in welchem Teil der Wertschöpfungskette in welchem Umfang Geld gebunden ist, und ob es Möglichkeiten gibt, die Kapitalbindung zu reduzieren. Hier kann die Kennzahl Cash Conversion Cycle (etwa Geldumschlagsdauer) helfen. Sie berücksichtigt verschiedene Einflussgrößen entlang der Wertschöpfungskette eines Betriebes. Der Beitrag zeigt exemplarisch, wie die Kenngröße auch in kleinen Betrieben genutzt werden kann. Zum Artikel gehört eine Excel-Arbeitshilfe.
1. Definition und Ziele des Cash-Conversion-Cycle
Mit dem
CCC wird die durchschnittliche Zeitdauer der Mittel- bzw. Kapitalbindung im Rahmen der betrieblichen Wertschöpfungskette dargestellt in den Bereichen Forderungen, Vorräte und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Verbindlichkeiten LL). Die Zeitdauer bemisst sich von der ersten Auszahlung für Materialbeschaffung, über die Herstellung bis zum Rechnungsausgleich des Kunden für einen Auftrag oder ein Produkt.
Der CCC ergibt sich aus der
Umschlagsdauer der Lagerbestände (Days Inventory held, DIH) plus der Umschlagsdauer der Forderungen (Days Sales Outstanding, DSO) minus der
Umschlagsdauer der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Days Payable Oustanding, DPO). Gelingt es, beim CCC Verbesserungen umzusetzen, erhöhen sich sowohl die Liquidität als auch die Rentabilität, weil man z.B. Kosten für Finanzierung und Risiken (z.B. Forderungsausfall, Schwund, Verderb) senken kann. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie ihre Einkaufs-, Produktions-, Lager- und Verkaufsprozesse regelmäßig analysieren und kontinuierlich optimieren sollten. Gleichzeitig verbessern sich durch die Beeinflussung des CCC quasi automatisch die Ausprägungen anderer Kennzahlen wie z.B.
Working-Capital, operativer
Cashflow oder Schuldentilgungsdauer, die u.a. wichtig sind, um ein gutes Rating zu erreichen.
Kapitalbindung findet in Unternehmen zwar auch im
Anlagevermögen statt, allerdings dauert es hier meist wesentlich länger bis Ergebnisse erreicht werden können. Der Fokus gerade in kleinen Firmen sollte daher beim Umlaufvermögen liegen.
2. Berechnungsmöglichkeiten des CCC
In Theorie und Praxis gibt es verschiedene Möglichkeiten, den CCC zu berechnen, von denen im Folgenden zwei Varianten vorgestellt werden.
Variante 1: Schnell und einfach
In kleinen Unternehmen ist es entscheidend, schnell und für alle Beteiligten gut nachvollziehbar zu Ergebnissen zu gelangen. Es gilt: Praktikabilität geht zumindest am Anfang vor Genauigkeit. Eine relativ einfache Möglichkeit zur Berechnung des CCC bietet der von Forderungen, Vorräte und Verbindlichkeiten LL zum Umsatz. Fast alle Daten sollten in einer aktuellen und gut geführten Buchhaltung quasi auf Knopfdruck verfügbar sein.
Problemfeld Vorräte
Lediglich die Werte für Vorräte und Lagerwaren können oft nicht oder nur teilweise unmittelbar aus der Buchhaltung entnommen werden. Gibt es im Betrieb nur Einkaufs- und Verkaufsgüter, ist die Ermittlung meist noch einfach, weil man z.B.
Einkaufspreise ansetzen kann. Gibt es
Halbfertigwaren oder Produkte in der Fertigung, muss man häufig auf Schätzungen, Rezepturen oder Standardmengen und -preise zurückgreifen, um zumindest zu einigermaßen genauen Schätzwerten zu gelangen. Am besten ist es natürlich, eine Inventur durchzuführen, was aber gerade in kleinen Firmen mit einem zu hohen Aufwand bzw. einem zu geringen Nutzen verbunden ist. In der Regel werden bei Forderungen, Vorräten und Verbindlichkeiten LL
Durchschnittswerte genommen, um den CCC zu berechnen. Bei den Umsätzen bezieht man sich auf das laufende Jahr.
Umsetzung mit der Excel-Arbeitshilfe
Abb. 1 zeigt, wie die Berechnung auf Jahresbasis erfolgen kann. In die Tabelle werden zunächst die Ausgangsdaten zu Umsätzen, Forderungen usw. eingegeben. Dann muss man sich entscheiden, ob man Bank- (360) oder (Jahres-)Kalendertage (365) für die Berechnungen wählt. Aus den Eingaben wird der CCC ermittelt. Liegt der Jahresabschluss vor, ist die Berechnung des CCC innerhalb sehr kurzer Zeit möglich.
Abb. 1 Einfache Berechnungsmöglichkeit des CCC (Auszug aus der Datei)
Die Auswertung zeigt, dass die
durchschnittliche Forderungslaufzeit über den in Deutschland üblichen 30 Tagen liegt und es bei den Verbindlichkeiten nur kurze Abzugszeiten gibt. In beiden Fällen gibt es Verbesserungsbedarf: Als Faustregel kann gesagt werden, dass man versuchen sollte, beide Laufzeiten etwa gleich lang zu gestalten (s. Punkt 3). Bei den Vorräten ist eine allgemeingültige Aussage schwierig, da die Laufzeiten auch vom Geschäftsmodell abhängen. In einigen Branchen sind sehr kurze Laufzeiten von wenigen Tagen üblich, in anderen kann die Dauer schon mal mehrere Wochen betragen.
Eine Einschätzung des eigenen Betriebs ist möglich, wenn man sich Branchenzahlen einholt oder sich mit Wettbewerbern vergleicht. Ohnehin sind für eine genauere Analyse weitere (interne) Informationen notwendig. Möglicherweise gibt es Gründe, warum die Verbindlichkeitenlaufzeiten gering ausfallen, etwa, weil es nur einen Hauptlieferanten mit hoher Marktmacht gibt, der es problemlos schafft, kurze Fristen durchzusetzen.
Letzte Änderung W.V.R am 14.09.2024
Autor(en):
Jörgen Erichsen
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