ich habe folgendes Problem. Im allgemeinen zieht man Kennzahlen wir ROCE, und EBIT oder EBITDA heran um ein Unternehmen zu bewerten. In feinerer Auflösung auf einzelne Produkte bezogen gibt es die Kennzahl des Deckungsbeitrages.
Alle diese Kennzahlen haben werden in Relation zum Umsatz gesetzt. Der Nachteil hierbei ist, dass dies in bestimmten Konstellationen meiner Meinung nach zu falschen Rückschlüssen führt. Insbesondere dann wenn das Unternehmen das betrachtet wird ein Dienstleister an einem Produkt ist.
Um das zu verdeutlichen ein extremes Beispiel. Ein Unternehmen poliert Diamanten. Kerngeschäft ist das Polieren. Der Marktpreis ist so eingeengt dass das Unternehmen nicht sehr viel auf die Diamanten aufschlagen kann. Dafür ist das Unternehmen aber höchst effizient im Polieren.
Bitte weniger auf die Realität achten, es geht eher um den mathematischen Aspekt:
Der Diamant kostet 100.000 €. Hier kann man nicht viel aufschlagen, aufgrund des Handlings etc. sind maximal 5% drin.
Das polieren kostet nur 100 €. Hier schlagen wir jedoch1000 % auf.
Wir verkaufen also den polierten Diamanten für 106.000 € bei eigenen Kosten von 101.000€.
Obwohl unser Kerngeschäft des Polierens einen Rekordgewinn erzielt, sagt Mathe dass wir nur knapp 4% DB haben und das ist eigentlich schlecht.
Nun stellen wir fest dass wir auch Glas polieren können. Materialkosten 1000 €. 100 € kostet das polieren wieder und wieder schlagen wir 1000% auf.
+ Handling 5% = 1050 €
+ 1000€ polieren
= VKP 2050 bei Kosten 1150.
Nun ist der DB ca. 40% und somit zehn mal so viel wie oben.
Was beide Fälle unterscheidet ist vielleicht der Cash Flow oder das Risiko der Finanzierung. Aber ist es dann korrekt zu sagen dass der erste Auftrag mit 4% DB unattraktiv ist?
Um das zu verschärfen:
Da Glas jeder polieren kann, können wir hier "nur" 500% Aufschlagen.
+ Handling 5% = 1050 €
+ 500 € polieren
= VKP 1550 bei Kosten 1150
Deckungsbeitrag ist also knapp 25%.
Beide Aufträge, Diamant oben und das letzte hier unten, würden die Fertigung zu 100% das Ganze Jahr auslasten und die Geschäftsleitung muss nun entscheiden welcher Auftrag den Vorzug erhält. Eigentlich ist doch der Auftrag ganz oben der lukrativste, auch wenn er bei Betrachtung mit klassischen Kennzahlen als der schlechteste erscheint, oder? Wo ist hier mein Denkfehler? Gibt es standardisierte Kennzahlen die so etwas berücksichtigen? z.B. EBIT ohne Materialeinsatz? Es kann doch eigentlich nicht sein dass das der Materialanteil im Herstellkostenpreis so einen Einfluss hat??? Wo ist hier mein Denkfehler?